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Ein halbes Jahrhundert Liebherr-Verzahntechnik GmbH – das bedeutet 50 Jahre Verbundenheit mit der Industrie des Maschinen- und Anlagenbaus. Der Ursprung der Verzahntechnik liegt in der Technologie der Turmdrehkrane. Hans Liebherr wollte für die Zahnradherstellung eine Wälzfräsmaschine kaufen, bekam aber nicht, was er wollte – und baute sie einfach selbst. Eine typische Liebherr-Geschichte, denn in der Firmengruppe sind viele Sparten auf diese oder ähnliche Weise entstanden. Dinge selbst in die Hand nehmen: diese Haltung ist bei Liebherr bis heute zu finden.
Zu den Pionierleistungen der Verzahntechnologie gehören die erste Stoßmaschine mit hydrostatischer Führung aus dem Jahr 1967 und die erste Schleifmaschine mit CBN-Schleifscheiben aus dem Jahr 1989. Beide Technologien setzten Standards in ihrer Branche. Drei Jahre später übernahm Liebherr die Maschinenfabrik Lorenz, einen renommierten Hersteller von Wälzstoßmaschinen und Verzahnwerkzeugen am Standort Ettlingen. Dort unterhält die Verzahntechnik auch heute noch ein Werk für Verzahnwerkzeuge. Das Angebot des Traditionsunternehmens passte perfekt zum Produktportfolio der Liebherr-Verzahntechnik.
In den späten 90er und 2000er Jahren hieß der Trend in der Verzahntechnik Größe: Durch den Boom der Windkrafträder wuchs die Nachfrage nach großen Zahnrädern und damit nach Maschinen, um solche herzustellen. Räder mit Durchmessern von sechs Metern erforderten besondere Technologien, die Liebherr erfolgreich entwickelte.
In den letzten zehn Jahren rückte schließlich die erhöhte Qualität und Genauigkeit der Zahnräder stärker in den Fokus, getrieben von der Luftfahrttechnik und dem Wunsch nach immer leiser werdenden Getrieben. Verzahn-Technologien wie ChamferCut konnten hier punkten. Mit dem Wälzschälen, auch bekannt unter dem englischen Begriff Skiving, setzte sich schließlich ein früh entwickeltes Verfahren in moderner Auslegung durch, das sich erheblich auf die Produktivität auswirkt: Skiving3 komplettiert das Angebot der Zahnradbearbeitung.
Schon früh setzte Liebherr auf die Automatisierung der Maschinen und gründete so einen zweiten Geschäftsbereich. Mit der Planung einer Produktionshalle für einen Kunden stieg das Unternehmen bereits Ende der 70er Jahre in die Automation und das Anlagen-Engineering ein. Anfang der 80er plante Liebherr die „factory of the future“, die erste voll automatisierte Anlage mit Hochregallager und automatischer Maschinenbestückung.
Im Laufe der nächsten 20 Jahre entwickelte sich die Automation erheblich, besonders im Bereich der Ladeportale und der Palettierzellen. Im Jahr 2007 wurde schließlich das erste Palettenhandlingsystem PHS installiert, das eine große Erfolgsgeschichte für Liebherr wurde und mit seinen flexiblen Möglichkeiten bis heute überzeugt.
Mit Bin-Picking-Lösungen vervollständigte Liebherr sein Automatisierungsprogramm und stieg erfolgreich in die Robotik mit Visionsystemen ein. Damit reagierte das Unternehmen auf die zunehmende Flexibilisierung von Produktionsprozessen. Losgrößen werden kleiner, Linien bearbeiten eine größere Anzahl unterschiedlicher Bauteile. Damit wurde Liebherr zum Komplettanbieter für Automationssysteme und als solcher in vielen Branchen erfolgreich.
In den letzten Jahren wuchsen die Automation und die Verzahnung stärker zusammen. Liebherr kann heute durch das umfangreiche Angebot beispielsweise Verzahnmaschinen mit Korbautomation, Roboterbeladung, integrierten Zusatzleistungen wie Messen oder Schleudern bauen, was zunehmend nachgefragt wird. Von der Einzelmaschine bis zur kompletten Bearbeitungslinie mit automatisiertem Linienein- und -ausgang kann Liebherr alles aus einer Hand bieten.
Die Themen der Zukunft sind steigende Konnektivität sowie bedarfsgerechte und lokale Produktion mit möglichst ge- ringer Verschwendung, weil die Ressourcen begrenzt sind.
Im Laufe der Zeit wurden sowohl die Verzahntechnik als auch die Automation immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, für die Liebherr passende Lösungen entwickelt hat. 50 Jahre lang haben Ingenieure und Ingenieurinnen von Liebherr viele Branchen innovativ begleitet und an der Gestaltung der Zukunft mitgewirkt.
Denn Zukunft braucht Herkunft. „Wir befinden uns in steter Weiterentwicklung“, beobachtet Dr. Hans Gronbach. „Da Dynamik und Globalität weiter zunehmen, müssen wir uns die Frage stellen: Wie reagiert man als Traditionsunternehmen auf den technologischen Wandel?“, ergänzt Michael Messer. Ein wichtiges Thema für die Geschäftsführer der Liebherr-Verzahntechnik GmbH ist dabei der Faktor Mensch.
„Die moderne Technik entkoppelt den Menschen und die Maschine zunehmend“, erläutert Dr. Hans Gronbach eine Facette des Themas. „Früher wurden Räder gesetzt, heute läuft alles über die digitale NC-Steuerung. Vielleicht werden unsere Maschinen in Zukunft aus dem Büro heraus gesteuert.“ Ein unmittelbares Feedback der Maschine auf menschliche Eingriffe entfällt zunehmend. Der Bediener kann weniger unmittelbar beobachten und muss diese Lücke durch Rückschlüsse füllen – eine anspruchsvolle Aufgabe.
Für Liebherr führt das zu einem anderen Umgang mit den Mitarbeitern und den Mitarbeiterinnen. Michael Messer: „Wir müssen unsere Leute begleiten und entsprechend qualifizieren. Wir verstehen uns daher auch als Brückenbauer für unsere Mitarbeiter in die Globalisierung und die Hochtechnologie.“
Michael Schuster zeigt auf, dass dieser Weg bereits in der Ausbildung beginnt. „Alle Auszubildenden gehen ins Ausland. Jeder Industriemechaniker lernt Englisch und setzt sich mit Steuerungstechnik auseinander. Das ist ein Investment in die Zukunft. Interdisziplinäres Arbeiten wird von Anfang an trainiert, um ein gemeinsames Verständnis in der Teamarbeit zu fördern.“
Intakte und vertrauensvolle Kundenbeziehungen stehen für Dr. Christian Lang an erster Stelle. „Wir punkten durch ein tiefes Anwendungsverständnis. Die Verzahntechnologie ist heute etabliert, daher ist die Konkurrenz härter geworden. In diesem Umfeld wird Vertrauen in die Lösungskompetenz immer wichtiger, denn die technischen Herausforderungen der Kunden werden anspruchsvoller.“
Qualität ist dementsprechend die Konstante, die zum Selbstverständnis von Liebherr dazugehört. „Dies gilt sowohl für die mechanischen als auch für die digitalen Produkte“, betont Dr. Hans Gronbach. „Unser Alltag und unsere Entwicklung wird immer software-lastiger. Daher bauen wir in diesem Feld zunehmend Kompetenz auf und entscheiden, wo wir selbst aktiv sind und wo wir zukaufen.“
Dabei ist die Digitalisierung zum Treiber von steigender Komplexität und Kundenindividualität geworden. Michael Messer ist überzeugt: „Dieser Trend zur maximalen Flexibilisierung wird uns weiter umtreiben. Das gilt für uns Maschinenbauer doppelt: bei der Herstellung und beim Einsatz unserer Produkte, sowohl für die Verzahntechnik als auch für die Automation. Wir werden einen Grad an sich selbst steuernden Regelkreisen erreichen, den wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.“
Einen gewaltigen Wandel durch die neuen digitalen Möglichkeiten sehen alle Geschäftsführer. Dr. Hans Gronbach skizziert die moderne Produktion von morgen so: „Wir werden sich selbst organisierende Lieferketten sehen, die von möglichst autarken Produktionszentren versorgt werden. Auf der Grundlage von qualifizierten und digital optimierten Vorhersagen werden wir Fertigungen ganz anders planen.“
Unsere Aufgabe wird sein, in diesem Umfeld weiter den Kundennutzen im Fokus zu behalten und passende Lösungen zu bieten.
Ein kritischer Faktor bei diesen Zukunftsszenarien sind die Daten. Wer hat in Zukunft die Rechte an welchen Daten? Die Geschäftsmodelle der Zukunft basieren auf diesen Informationen, daher ist die Vernetzung mit Kunden und Lieferanten entscheidend für den Erfolg. Dr. Christian Lang dazu: „Es wird einen Wettbewerb um Daten geben, denn sie werden zunehmend als Waren gehandelt.“
Damit einher geht das Thema Datensicherheit: Wer hat Zugriff auf welches Wissen? Michael Messer gibt zu bedenken, dass Geschäftsbeziehungen künftig deutlich datenzentrierter werden und sich neue Pay-per-Use-Modelle auch im Maschinenbau etablieren werden. „Unsere Aufgabe wird sein, in diesem Umfeld weiter den Kundennutzen im Fokus zu behalten und passende Lösungen zu bieten.“
Bei aller Globalisierung und Digitalisierung sieht Dr. Christian Lang allerdings auch einen Trend zurück in die lokale Produktion. „Wir werden eine Rückbesinnung erleben. Auf der einen Seite werden Transporte teurer, auf der anderen Seite braucht die moderne Fabrik weniger Menschen – und diejenigen die gebraucht werden, müssen gut ausgebildet sein. Dadurch werden viele Produktionen aus Billiglohnländern zurückkommen. Die Themen der Zukunft sind eine steigende Konnektivität sowie die bedarfsgerechte und lokale Produktion mit möglichst geringer Verschwendung, weil die Ressourcen begrenzt sind. Auf diese Trends stellen wir uns ein.“
Damit auch die nächsten 50 Jahre der Liebherr-Verzahntechnik und Automationssysteme zukunftsorientiert, innovativ und erfolgreich sind.