Oliver Schwenkkrauß - Konstrukteur
Oliver Schwenkkrauß - Konstrukteur

Kriechen – aber richtig

Die Windkraftanlage ist fertig montiert. In 200 Meter Entfernung warten die Komponenten der nächsten Anlage auf die Montage. Hunderte von Tonnen Stahl setzen sich in Bewegung und der Raupenkran (engl. crawler crane) kriecht (engl. crawl) seiner neuen Aufgabe entgegen. Dutzende von Anlagen werden in diesem Windpark entstehen, der nur einer von vielen weltweit ist.

Raupenfahrwerke sind dafür ausgelegt, Krane auf Baustellen zu bewegen, sogar mit voller Last am Haken. Genau das ist ja die Stärke von Raupenkranen. Aber die Anforderungen an das Verfahren, insbesondere über größere Strecken in Windparks, haben in den letzten Jahren zugenommen. Oliver Schwenkkrauß arbeitet seit 10 Jahren in der Konstruktion von Raupenkran-Unterwagen. Er hat sich besonders damit beschäftigt, was am Fahrwerk beim Verfahren der Raupe zu beachten ist, um die verbundenen Belastungen und in der Folge den Verschleiß zu minimieren. Hier teilt er seine Tipps.

Mit den richtigen Maßnahmen können Sie die Belastungen und den Verschleiß an Ihrer Raupe reduzieren.

Oliver Schwenkkrauß - Konstrukteur

Raupenkrane sind primär Hebezeuge, aber sie sind auch gut zum Verfahren auf der Baustelle geeignet. Wird der Kran allerdings häufig umgesetzt oder mit schwerer Ausrüstung auf unebenem Gelände verfahren, werden Verschleißerscheinungen natürlich früher auftreten. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Rissen an tragenden Bauteilen sowie Schäden am Fahrwerk kommen.

Das Fahrwerk am Raupenträger besteht aus einem Fahrantrieb mit Turas, gegossenen Bodenplatten und gehärteten Laufrollen. Aufgrund der hohen Belastungen der Stahl-StahlKontaktflächen kann Verschleiß an diesen Komponenten nicht vermieden werden. Die Lebensdauer der Komponenten hängt maßgeblich von folgenden Faktoren ab:

  • Bodenbedingungen des Fahrwegs: Ist der Weg eben? Besteht er aus Beton, Holz, Schotter oder Sand?
  • Länge und Orientierung der zu verfahrenden Strecke: Wird nur geradeaus gefahren oder hat die Strecke Kurven?
  • Gewicht (Grundgerät / Ausrüstung / Last) und Schwerpunkt des Krans
  • Wartung und Reinigung des Kranfahrwerks

Bodenbedingungen

Das Verfahren des Raupenkrans sollte immer auf einer horizontal nivellierten Fläche mit ausreichender Tragfähigkeit erfolgen. Senkungen, Kuppen, Spurrillen, zur Seite abfallende Wege und andere Unebenheiten sind zu vermeiden, denn das gesamte Krangewicht wird dann nur von einem Teil der Laufrollen aufgenommen oder Komponenten werden einseitig belastet. Der Verschleiß an den Laufrollen und Bodenplatten wird entsprechend erhöht. Der Aufwand, Fahrwege zu bearbeiten, mag erheblich sein, aber er lohnt sich.

Heiße Kiste! Die Kamera zeigt genau, wo es heiß hergeht.
Heiße Kiste! Die Kamera zeigt genau, wo es heiß hergeht.

Temperatur überwachen

Überhitzung fördert den Verschleiß. Daher empfehlen wir, die Temperatur an Fahrantrieb und Laufrollen des Raupenträgers, insbesondere an den äußeren Laufrollen, während der Fahrt zu überwachen. Hierzu kann eine Wärmebildkamera oder ein Infrarot-Thermometer verwendet werden. Für den Fahrantrieb sollte eine dauerhafte Temperatur von maximal 90°C nicht überschritten werden. Der Messpunkt liegt dabei zwischen Getriebe und Bremse. Die Temperatur der Laufrollen sollte dauerhaft nicht über 100°C liegen.

Regelmäßige Wartung

Reinigen Sie die Raupenketten regelmäßig und entfernen Sie verschleißfördernde Materialien wie Sand, Schlamm und Steine. Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle der Kettenspannung. Sollte diese über den Kettenspannzylinder nicht mehr ausreichend herzustellen sein, muss eine Bodenplatte entfernt werden. Wenn das nicht mehr möglich ist, müssen Komponenten getauscht werden. Und last but not least: Achten Sie auf gute Schmierung! Die Laufrollen und die Turasse werden über das automatische Schmiersystem gefettet. Kontrollieren Sie regelmäßig die Füllmenge und überprüfen Sie die Anlage auf Dichtigkeit und Beschädigungen.

Wir möchten, dass Sie Ihren Kran möglichst lange betreiben können. Deshalb haben wir noch ausführlichere Informationen zu diesem Thema für Sie zusammengestellt. Den Download finden Sie hier auf unserer Website (PDF, 3,0 MB).

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2021.

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