Gas geben und Kupplung schonen

Beginnend mit den 5-Achsern werden wir das neue Kupplungsmodul sukzessive in unsere Mobilkrane von drei bis fünf Achsen einbauen. Da jedoch tausende Mobilkrane mit Trockenkupplung – seit 1999 im ZF-AS-Tronic- und seit 2017 im ZF-TraXon-Getriebe – im Einsatz sind, erklären wir in dieser Ausgabe, wie Sie auch mit Trockenkupplung verschleißarm fahren können. Die Tipps geben unsere Experten Peter Pflug aus dem Bereich Versuch und Motorenapplikation und Jörg Schlegel, Trainer in unserem Ehinger Schulungszentrum.

Peter Pflug: Der Tipp „Gas geben und Kupplung schonen“ scheint zunächst ein Widerspruch zu sein, man muss allerdings wissen, dass die Kupplung in Abhängigkeit von Fahrwiderstand und Gaspedalstellung schließt. Fahren Sie daher im normalen Fahrbetrieb immer zügig mit ordentlich Gas an, um nicht unnötig lange die Kupplung schleifen zu lassen.

Jörg Schlegel: Bei diesen Getrieben handelt es sich um automatisierte Schaltgetriebe. Der Schaltvorgang wird automatisch gesteuert, daher wird kein Kupplungspedal benötigt. Die Getriebesteuerung übernimmt auch den Schließvorgang der Kupplung. Je mehr Antriebsleistung benötigt wird, desto mehr muss das Fahrpedal durchgedrückt werden, um das entsprechende Kupplungsmoment zu erreichen, bei dem kein Kupplungsschlupf mehr vorhanden ist. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: die Geländeneigung, das Fahrzeuggewicht, der Fahrwiderstand, der gewählte Gang und der Fahr-Mode, also Straßenfahrt, Geländegang oder Rangierbetrieb.

Peter Pflug: Bei Straßenfahrt ist die lange Übersetzung des Verteilergetriebes geschaltet, bei Geländegang die kurze. Wenn der Geländegang aktiviert wird, wird automatisch der zweite Gang des Getriebes eingelegt. Damit erreicht man beispielweise mit unseren 5-Achsern bei geschlossener Kupplung bereits eine minimale Geschwindigkeit von 1,2 km/h. Wenn eine noch niedrigere Geschwindigkeit benötigt wird, schalten Sie bitte in den Rangierbetrieb. Dazu müssen Sie aktiv den ersten Gang einlegen. Mit diesem erreichen Sie sogar eine Minimalgeschwindigkeit von 0,6 km/h bei geschlossener Kupplung.

Jörg Schlegel: Den Geländegang sollten Sie übrigens nicht nur im Gelände nutzen, sondern auch wenn Sie länger feinfühlig manövrieren müssen. Die kurze Übersetzung schont die Kupplung. Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass die Kupplung komplett geschlossen ist. Kontrollieren Sie dazu die Überwachungsleuchte in der Anzeigeeinheit. Wenn sie leuchtet, ist die Kupplung nicht geschlossen. Dann müssen Sie das Gaspedal weiter durchtreten.

Den Rangierbetrieb benötigen Sie, wenn noch langsamer gefahren werden soll. Sie müssen beispielsweise den Kran genau positionieren oder aus einer engen Lücke heraus manövrieren. Die Überwachungsleuchte leuchtet im Rangierbetrieb dauerhaft, um den Fahrer vor einer zu langen Nutzung zu warnen.

Peter Pflug: Weitere Situationen, bei denen die Gefahr des erhöhten Kupplungsverschleißes besteht, sind Staus oder stockender Verkehr, insbesondere an Steigungen. Dazu zwei Tipps: Schalten Sie von Automatikbetrieb auf manuellen Mode und fahren Sie mit einem niedrigen Straßengang oder sogar mit einem Geländegang, damit die Kupplung bereits bei kleiner Geschwindigkeit komplett schließt. Und reduzieren Sie die Anfahrvorgänge, indem Sie den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug variabel halten und so möglichst vorausschauend agieren können.

Jörg Schlegel: Falls die Kupplung doch einmal stark erhitzt wird, erscheint auf dem Display unterhalb der Drehzahlanzeige das Zeichen „CL“ (Clutch Load). Nun sollten Sie die Kupplung unbedingt abkühlen lassen, denn bei weiterer Beanspruchung würde die Kupplung nun überproportional verschleißen. Schalten Sie das Getriebe dazu in den neutralen Gang und lassen Sie den Motor laufen. Wenn Sie unsere Tipps beachten, können Sie auch mit den Getrieben mit Trockenkupplung komfortabel und verschleißarm unterwegs sein. Gute Fahrt!

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2022.