Die Firmengruppe im Jahr 2017
Die Firmengruppe Liebherr erzielte im Jahr 2017 mit 9.845 Mio. € den höchsten Umsatz ihrer Geschichte. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 836 Mio. € oder 9,3 %.
Im Jahr 2017 lag das globale Wirtschaftswachstum bei 3,7 % und damit nur geringfügig über dem Vorjahreswert. Die Konjunktur in den Industrieländern erholte sich und erreichte mit 2,2 % wieder das Niveau von 2015. In den Schwellen- und Entwicklungsländern wuchs die Wirtschaft mit 4,6 % dynamischer als im Vorjahr. Die Weltwirtschaft erlebte 2017 bis auf einige wenige Ausnahmen eine Hochkonjunkturphase. Sie wird voraussichtlich bis in die erste Hälfte des Jahres 2018 anhalten.
Umsatzentwicklung nach Regionen
Der Umsatz entwickelte sich in verschiedenen Regionen recht unterschiedlich. In der für Liebherr bedeutendsten Absatzregion Westeuropa konnte der Umsatz deutlich gesteigert werden. Dies lässt sich unter anderem auf das erneute Wachstum in Deutschland, dem für Liebherr größten Markt, sowie auf die positive Entwicklung in Frankreich zurückführen. In Großbritannien blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau.
Sehr erfreulich entwickelten sich die Umsätze in Osteuropa, insbesondere in Russland. In Polen hingegen war ein Umsatzrückgang zu verzeichnen. In Fernost / Australien und Amerika lagen die Erlöse ebenfalls über den Vorjahreswerten. Ein Rückgang war hingegen im Nahen und Mittleren Osten und Afrika festzustellen.
Umsatzentwicklung nach Produktbereichen
Liebherr verzeichnete gestiegene Umsätze sowohl im Bereich Baumaschinen und Mining als auch in den anderen Produktbereichen. Bei den Baumaschinen und Mining-Geräten stieg der Umsatz um 782 Mio. € oder 14,5 % auf 6.182 Mio. €. Dazu zählen die Sparten Erdbewegung, Fahrzeugkrane, Turmdrehkrane, Betontechnik und Mining. In den Sparten Maritime Krane, Aerospace und Verkehrstechnik, Werkzeugmaschinen und Automationssysteme, Hausgeräte sowie Komponenten und Hotels konnte der Umsatz insgesamt um 54 Mio. € oder 1,5 % auf 3.663 Mio. € gesteigert werden.
Jahresergebnis
Die Firmengruppe Liebherr erzielte 2017 ein Jahresergebnis von 331 Mio. €. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um 33 Mio. € oder 11,1 %. Das Betriebsergebnis stieg im Berichtsjahr deutlich. Nach den positiven Währungseinflüssen des Vorjahrs ging das Finanzergebnis hingegen deutlich zurück.
Mitarbeiter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein Schlüssel zum Erfolg der Firmengruppe: Mit ihrer Qualifikation, Begeisterung und ihrem Engagement tragen sie zum unternehmerischen Erfolg bei. Die langfristige Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern entspricht der Tradition von Liebherr als Familienunternehmen.
Die Beschäftigtenzahl stieg 2017 erneut an. Die Firmengruppe Liebherr beschäftigte weltweit 43.869 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das entspricht einem Anstieg um 1.561 oder 3,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Während in den Liebherr-Gesellschaften in Europa, Amerika und Fernost / Australien die Zahl der Beschäftigten zunahm, war in Afrika und im Nahen und Mittleren Osten ein Rückgang der Mitarbeiterzahlen zu verzeichnen.
Im Berichtsjahr wurden weltweit verschiedene Maßnahmen des Employer Branding implementiert, um die Arbeitgebermarke der Firmengruppe weiter zu stärken. Aus- und Weiterbildung ist für die Firmengruppe von zentraler Bedeutung. Hierzu wurde im Berichtsjahr erheblich in Schulungs- und Trainingsmaßnahmen investiert.
Nachhaltigkeit
Die Firmengruppe hat den Anspruch, für Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und die Gesellschaft einen nachhaltigen Wert zu generieren. Als unabhängiges und langfristig orientiertes Familienunternehmen ist sich Liebherr seiner Verantwortung bewusst und setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung ein. Die Produkte, Prozesse und Infrastruktur sind auf einen möglichst geringen Ressourcenverbrauch ausgerichtet. In allen Bereichen stehen Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit im Fokus. Im vergangenen Jahr arbeiteten zahlreiche Gesellschaften an Projekten mit Blick auf Nachhaltigkeit in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht.
Forschung und Entwicklung
Als Hochtechnologieunternehmen verfolgt die Firmengruppe das Ziel, den technologischen Fortschritt in den für Liebherr relevanten Branchen maßgeblich mitzugestalten. Im vergangenen Jahr investierte Liebherr 558 Mio. € in Forschung und Entwicklung. Ein Großteil davon fließt in die Entwicklung neuer Produkte. Zahlreiche Forschungsprojekte mit Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten wurden initiiert und fortgesetzt. So wurde zum Beispiel die Liebherr-Hausgeräte GmbH im vergangenen Jahr für diese strategische Verankerung von Innovation mit dem „European Innovation Impact Award“ in der Kategorie „Best Innovation Management“ ausgezeichnet.
Wesentliche Themen über die große Bandbreite an Produkten und Leistungen hinweg sind seit mehreren Jahren die Steigerung der Energieeffizienz, die Vernetzung und Automatisierung sowie der Leichtbau von Produkten. Im Jahr 2017 begannen die ersten Praxistests des hochfesten Faserseils soLITE®. Das hochfeste Faserseil ist im Vergleich zu Stahlseilen nicht nur leichter, sondern auch langlebiger. Die neue Seiltechnologie wird voraussichtlich im Rahmen der Bauma 2019 in den Markt eingeführt. Im Bereich Luftfahrt forscht Liebherr an vollelektrischen Komponenten für das Flugzeug der Zukunft. Erste Systemdemonstratoren von vollelektrischen Klimatisierungs- und Enteisungssystemen wurden 2017 entwickelt.
Ein weiteres bedeutendes Projekt war die Entwicklung des Schwerlastkrans HLC 295000. Der Schwerlastkran ist mit seiner Traglast von 5.000 Tonnen und einer maximalen Hubhöhe von mehr als 170 m der größte Kran, den Liebherr jemals entwickelte. Er soll für die Installation von Windparks, den Rückbau von Offshore-Anlagen sowie im Öl- und Gas-Sektor eingesetzt werden.
Investitionen
Für die Firmengruppe sind regelmäßige Investitionen in die Produktionsstätten und das weltweite Vertriebs- und Servicenetz traditionell von großer Bedeutung. Im vergangenen Jahr investierte die Firmengruppe 749 Mio. €, was einem leichten Rückgang um 0,3 % entspricht. Dem stehen Abschreibungen in Höhe von 485 Mio. € gegenüber.
Mit einer neuen Produktionsstätte für Kühlgeräte in Aurangabad (Indien) erschließt Liebherr den vielversprechenden indischen Markt. In dem neuen Werk sollen Kühlgeräte produziert werden, die speziell auf die Anfor-derungen dieser Region zugeschnitten sind.
Weitere wesentliche Investitionen flossen in den Ausbau weiterer Standorte in Deutschland. Durch ein neues Werk für Komponenten in Oberopfingen verdoppelte Liebherr die Produktionskapazität für Hydraulikzylinder, Dämpfer und Systemlösungen. In Ochsenhausen wurde mit dem Bau eines Schulungs- und Ausstellungsgebäudes begonnen. Kunden können dort ab Frühjahr 2019 zahlreiche Hausgeräte auf 350 m² live erleben. In Biberach begannen die Vorbereitungen zum Bau einer 3.400 m² großen Halle für die Oberflächenbeschichtung von Großwälzlagern.
Liebherr investierte in verschiedenen Absatzregionen in die Vertriebs- und Serviceorganisation. Ein neues Reparatur- und Servicezentrum in der russischen Region Kuzbass sorgt selbst in einer entlegenen Gegend Sibiriens für verlässlichen Kundendienst. In Rognac im Süden Frankreichs eröffnete Liebherr eine neue Verkaufs- und Serviceniederlassung. Weitere Investitionen flossen zudem in den Mietpark. Diese umfassen im Wesentlichen von Liebherr produzierte Maschinen, die von Kunden im Rahmen von kurz- bis langfristigen Mietverhältnissen genutzt werden.
Risikomanagementsystem und Internes Kontrollsystem
Um einen nachhaltigen Erfolg der Firmengruppe sicherzustellen, werden Chancen und Risiken frühzeitig identifiziert und bewertet sowie kontrolliert. Mit Hilfe eines in der Firmengruppe verankerten Risikomanagement- und Internen Kontrollsystems, das kontinuierlich optimiert wird, begegnet die Firmengruppe betrieblichen, marktbezogenen sowie gesetzlichen Anforderungen.
Zur ganzheitlichen Erfassung, Analyse und Bewertung von Risiken sind sämtliche Verantwortungsträger über die bei den einzelnen Gesellschaften der Firmengruppe eingesetzten Risikomanagement- und Internen Kontrollsysteme eingebunden. Risiken werden in den einzelnen Gesellschaften dezentral identifiziert und beurteilt, Gegenmaßnahmen zur Begrenzung der Risiken eingeleitet und Auswirkungen bewertet.
Dieser dezentrale Ansatz erlaubt auch, Chancenfelder effizient zu identifizieren und zu beurteilen. Gewonnene Informationen über marktbezogene und technologische Entwicklungen finden im Rahmen des Chancenmanagements Eingang in die Entscheidungsfindung über zukünftige Geschäftsfelder und Produktionsverfahren.
Auf Konzernebene erfolgt eine regelmäßige Abfrage zur aktuellen Risikosituation und eine Beurteilung der Wirksamkeit der eingesetzten Systeme und Prozesse. Die interne Revision kontrolliert die Einhaltung der Konzernrichtlinien sowie die Umsetzung der Risikomanagement- und Internen Kontrollsysteme.
Nachtragsbericht
Ereignisse von besonderer Bedeutung, die nach dem Abschlussstichtag eingetreten sind, und ihre erwarteten Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, sind darzustellen. Nach dem Schluss des Geschäftsjahres 2017 gab es innerhalb der Firmengruppe Liebherr keine Vorgänge von besonderer Bedeutung.
Ausblick: Das Jahr 2018
Der Internationale Währungsfond rechnet 2018 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 3,9 % und damit mit einer ähnlichen Entwicklung wie im Vorjahr. Für die Schwellen- und Entwicklungsländer wird ein Wachstum von 4,9 % prognostiziert. Insbesondere ist zu erwarten, dass sich Brasilien weiter erholt, während in China und Russland ein leichter Rückgang der Wachstumsdynamik vorausgesagt wird. Den Prognosen zufolge bleibt das Wachstum der Industrieländer mit 2,3 % auf Vorjahresniveau.
Nach einem sehr starken Jahr prognostiziert die Welthandelsorganisation für 2018 einen moderaten Rückgang des Handelszuwachses von 3,6 % auf 3,2 %. Der positive Trend im Bausektor hingegen bleibt bestehen. Sowohl in Deutschland als auch in weiteren europäischen Ländern wird die Baubranche voraussichtlich weiter wachsen. Die Internationale Flug-Transport-Vereinigung IATA rechnet mit einem weiteren starken Jahr für die Luftfahrtindustrie.
Laut Prognosen der Weltbank ist 2018 mit moderaten Preissteigerungen bei energetischen Rohstoffen (+ 4,0 %) und nicht-energetischen Rohstoffen (+ 1,0 %) zu rechnen.
Einzelne Chancen und Risiken
Für die Darstellung der einzelnen Chancen und Risiken erfolgt eine Zusammenfassung gleichartiger Risiken und Chancen.
Gesamtwirtschaftliche Chancen ergeben sich insbesondere aus der weiterhin dynamischen Weltkonjunktur, den positiven Erwartungen für das BIP-Wachstum im Euroraum und dem zu erwartenden Anstieg der Investitionen in Deutschland. Geopolitische Unsicherheiten schaffen die Situation im Mittleren Osten, die zunehmend protektionistische US-amerikanische Handelspolitik sowie der angekündigte Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Zudem befindet sich die Weltwirtschaft bereits im neunten Jahr der bisher längsten Wachstumsphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist nicht abzusehen, wie lange diese Phase anhalten wird.
In den einzelnen Kapiteln zu den Sparten wird über die korrespondierenden Chancen und Risiken berichtet. Leistungswirtschaftliche Risiken der Firmengruppe können bestimmte Kostenänderungen infolge zunehmender makroökonomischer Unsicherheiten oder konjunkturbedingter Einflüsse, die nicht unmittelbar durch vertragliche Preisindexierungen weitergegeben werden können, bedingen.
Aus dem operativen Geschäft ergeben sich Marktpreisrisiken insbesondere durch Währungs- und Zinsschwankungen. Liebherr kontrolliert diese Risiken fortlaufend und sichert ausgewählte Transaktionen mit geeigneten Finanzinstrumenten ab. Dabei geht die Firmengruppe nur Finanztransaktionen ein, die im Zusammenhang mit der operativen Geschäftstätigkeit stehen und der Absicherung dienen. Transaktionen mit Spekulationshintergrund betreibt Liebherr grundsätzlich nicht.
Die globale Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten sowie eine breite Produktdiversifikation in Verbindung mit einem in der Firmengruppe verankerten Risikomanagementsystem gewährleisten die Beherrschung der relevanten Risiken. Auf Basis der derzeit bekannten Informationen sind keine weiteren Risiken zu erkennen, die im Geschäftsjahr 2018 die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Liebherr wesentlich beeinträchtigen und den Fortbestand der Firmengruppe insgesamt gefährden könnten.
Prognose für die Firmengruppe
Die Firmengruppe erwartet für 2018 eine weitere Steigerung des Umsatzes. Sowohl im Bereich Baumaschinen und Mining als auch in den anderen Produktbereichen rechnet Liebherr mit einer positiven Entwicklung. Es werden spürbare Zuwächse in den Sparten Mining, Betontechnik, Werkzeugmaschinen und Automationssysteme sowie Erdbewegung prognostiziert. Das zeigt die bereits sehr gute Auftragslage für 2018.
Die Firmengruppe wird auch weiterhin erheblich in die internationalen Fertigungsstätten und in das Vertriebs- und Servicenetz investieren. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Liebherr-Gesellschaften wird erneut etwas steigen.