Das Bolintxu-Tal: ein malerisches Paradies mit üppiger Flora und Fauna.
Das Bolintxu-Tal: ein malerisches Paradies mit üppiger Flora und Fauna.

Mega-Kran mit ultimativem Auslegerkonzept

Über dem Bolintxu-Tal nahe Bilbao wurde eine rund 160 Meter lange Brücke umweltschonend errichtet. Die Herausforderung: Das Tal steht seit vielen Jahren unter Naturschutz.

Aufgrund des zunehmenden Verkehrs durch den wachsenden Hafen Bilbaos und infolgedessen häufigen Staus auf den alternden Straßen der Großregion gab die baskische Regionalregierung im Rahmen des Projekts „Variante Sur Metropolitana de Bilbao“ eine neue Umgehungsstraße in Auftrag. Der Verkehr, der von der Küste bis hin zur französischen Grenze rollt, soll künftig über diese Autobahn geleitet werden und so die bestehende Strecke, die A8, entlasten. Die neue Umgehungsstraße AP-8 „Supersur“ durchquert ein geografisch hochkomplexes Gebiet. Um den neuen 1.950 Meter langen Arnotegi-Tunnel mit dem gegenüber liegenden 620 Meter langen Seberetxe-Tunnel zu verbinden, muss die Supersur ein tiefes Tal überwinden.

Das Aufrichten der Halbbögen übernahmen gleich mehrere Liebherr-Krane.
Das Aufrichten der Halbbögen übernahmen gleich mehrere Liebherr-Krane.

Bolintxu-Tal – Naturparadies in Nordspanien

Das Bolintxu-Tal ist eine der letzten Naturoasen nahe Bilbao und hat einen hohen ökologischen Stellenwert. Das malerische Tal, umrandet von bergigem Gelände, ist ein kleines Paradies – mit Wasserfällen und reichhaltiger Flora aus Eschen, Farnen und Büschen, am Grund schlängelt sich ein Fluss. Darin finden Kaulquappen, Salamander, Libellen und andere für das Gebiet typische Tierarten ihre Heimat. Der Schutz dieser Lebewesen und vor allem auch eines vom Aussterben bedrohten Europäischen Bisons war von höchster Bedeutung bei der Schaffung der Straßenverbindung. Das dem Naturschutz unterliegende Tal musste dabei völlig unangetastet bleiben, um das Leben des Bisons nicht in Gefahr zu bringen. Deshalb galt es, eine Architektur zu entwickeln, die ohne Gerüste oder gar vom Talboden hinaufragende Stütztürme auskommt.

Mit seinem langen Ausleger streckt sich der LTM 1650-8.1 mit schweren Stahlteilen am Haken über das Tal, um sie punktgenau auf das Viadukt zu heben.
Mit seinem langen Ausleger streckt sich der LTM 1650-8.1 mit schweren Stahlteilen am Haken über das Tal, um sie punktgenau auf das Viadukt zu heben.

Stützenloses Zwillingsviadukt für wichtige Umgehungsstraße

Die Entscheidung fiel auf eine Konstruktion, die nur durch Widerlager auf beiden Seiten gestützt wird: zwei Viadukte mit rund 160 Metern Länge, die beide die Schlucht überspannen und je eine zweispurige Fahrbahn der Supersur tragen. Doch neben dem Schutz von Flora und Fauna gab es noch weitere große Herausforderungen bei diesem Bauvorhaben: Die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen abzustimmen war äußerst komplex. Der einzige Zugang zur Baustelle waren die Tunnel. Diese mussten aber zeitgleich neu gebaut und auch für andere Logistikabläufe im Projekt genutzt werden. Der Platz zwischen den Tunnelöffnungen und den Brückenwiderlagern war zudem äußerst begrenzt – und direkt am steilen Abhang. Durch diese Ausgangslage ergaben sich strenge Planungs- und Bauanforderungen, die einen kreativen Umgang durch den Bauherrn Interbiak und dem Ingenieurbüro Arenas & Asociados erforderten. Um trotz dieser komplexen Ausgangslage das Zwillingsviadukt effizient und sicher zu errichten, wurde eine innovative Lösung mit hoher technischer Komplexität gewählt. So konnte den natürlichen Gegebenheiten des Tals Rechnung getragen werden.

Für die Konstruktion der Viadukte mussten die Halbbögen der beiden Brücken zuerst aus einzelnen Segmenten vertikal mithilfe eines Krans zusammengebaut werden. Hier musste der Kran die Anfahrt zur Baustelle durch die Tunnel und die äußerst beengten Platzverhältnisse auf den Bänken, die in den Berg gegrabenen wurden, meistern – alles kein Problem für den kräftigen LTM 1650-8.1 von Grúas Ibarrondo. „Der LTM 1650-8.1 war eine sehr gute Wahl, da er sich dank VarioBase® und VarioBallast®, seiner Tragkräfte und seiner Auslegerlänge an kleine Räume anpassen kann. All diese Schlüsseleigenschaften waren aufgrund des begrenzten Platzes auf der Baustelle unerlässlich“, erklärt Geschäftsführer Mikel Ibarrondo.

Geballte Liebherr-Power auf engstem Raum bei der gemeinsamen Arbeit.
Geballte Liebherr-Power auf engstem Raum bei der gemeinsamen Arbeit.

Der mobile und flexible Liebherr-Kran mit 700 Tonnen Tragkraft hob von der Plattform aus die Elemente für die Metall-Halbbögen abschnittsweise in vertikaler Richtung auf bis zu 70 Meter Höhe. Anschließend wurden die Halbbögen von beiden Seiten aus mit Winden simultan langsam über der Bolintxu-Schlucht abgesenkt und in der Mitte miteinander verbunden.

Geballte Liebherr-Kranpower

Im nächsten Schritt wurde die Errichtung der Fahrbahn vorbereitet. Auch hier war der LTM 1650-8.1 gefragt: Auf den abgesenkten und verbundenen Bogenelementen wurde stückweise der Unterbau für die künftige Straße aufgesetzt. Platziert auf den Widerlagern hob der 8-Achser die schweren Stahlsegmente für die Fahrbahnplatte auf die Viadukte. Am Anfang gerüstet in der T3YKonfiguration, hob der Kraftprotz die Halbbögen mit 20 Metern Länge, 7 Metern Breite und einem Gewicht von 140 Tonnen. Für den mittleren Abschnitt mit Elementen von 10 Metern Länge, 7 Metern Breite und 35 Tonnen Gewicht wurde auf T5Y umgerüstet, um bis zur Mitte des Viadukts zu reichen. Dabei musste der Ausleger Radien mit bis zu 66 Metern und 10 Tonnen Gewicht meistern, damit die schweren Stahlsegmente sicher verbolzt werden konnten. Unterstützt wurde der LTM 1650-8.1 während seines Einsatzes durch einen LTM 1300-6.1 als Hilfskran. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals übernahm ein weiterer Riese von Ibarrondo, der LTM 1750-9.1, dieselben Arbeiten wie die beiden anderen Liebherr-Krane.

Auf beiden Seiten bringen die Großkrane Spitzenleistung.
Auf beiden Seiten bringen die Großkrane Spitzenleistung.

LTM 1650-8.1 überzeugt auf ganzer Linie

„Die Entscheidung, bei diesem Projekt mit Liebherr zusammenzuarbeiten, fiel vor allem aufgrund des LTM 1650-8.1. Der 700-Tonner überzeugt mit seiner Funktionalität, Wendigkeit und Leistung mit dem langen Ausleger“, berichtet Gregorio Elguezabel Eguskiza, Projektmanager von Grúas Ibarrondo. Insgesamt benötigte die Installation jeder Brücke zwei bis drei Tage. „Dieser Kran lässt sich bei der Arbeit, die hier anfällt, sehr gut und komfortabel bedienen. Er bietet viele Optionen und liefert eine richtig gute Leistung“, freut sich Kranführer Carlos Barandiarán. „Der LTM 1650-8.1 ist der stärkste 8-Achser auf dem Markt. Selbst unter beengten Platzverhältnissen hebt der Kran hohe Traglasten – und das wahlweise mit einem 54- oder 80-Meter-Teleskopausleger. Zusätzlich können unterschiedlichste Spitzen damit kombiniert werden. Das hebt den Kran klar von jedem Konkurrenten ab“, zeigt sich Eguskiza begeistert.

Und auch die Natur freut sich über den starken Kran – denn so konnten die Eingriffe im geschützten Tal sehr gering gehalten werden. Die Supersur soll in den kommenden Monaten erfolgreich finalisiert und Mitte 2023 erstmals befahren werden.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2023.

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