Rechtzeitig

Insbesondere bei großflächigen Lasten müssen sie so einiges beachten, um Unfälle zu vermeiden. Unser heutiger Tipp beschäftigt sich mit einem Thema, das leider manchmal unterschätzt wird: Windeinflüsse, wenn der Kran gar nicht in Betrieb ist oder zumindest keine Last am Haken hängt. Christof Maichel, Trainer in unserem Ehinger Schulungszentrum, gibt wichtige Hinweise.

Mein Tipp in einem Satz zusammengefasst: Verlassen Sie nie die Krankabine, ohne sich vorher über die Entwicklung der Windgeschwindigkeit informiert zu haben. Das mag etwas überzogen klingen, aber es ist enorm wichtig, weil Mobil-und Raupenkrane dem Wind auch ohne Last große Angriffsflächen bieten. Selbst bei Gitterauslegern können sie mehrere hundert Quadratmeter betragen.

Christof Maichel - Technischer Trainer
Christof Maichel - Technischer Trainer

Digitale Helfer

Es gibt tolle Apps, bei denen man sich schnell über die zu erwartenden Windgeschwindigkeiten vor Ort informieren kann, beispielsweise „Windfinder“ oder „Windy“. Ganz wichtig: Entscheidend sind die Windböen-Geschwindigkeiten. Diese Werte werden in diesen Apps ebenfalls angezeigt.

Als nächstes schauen Sie in der Krandokumentation nach den Windgeschindigkeitstabellen (wab) für den Zustand „Wind außer Betrieb“. Diese Tabellen geben für unterschiedliche Konfigurationen an, welche maximalen Windböen-Geschwindigkeiten zugelassen sind. Kernfaktoren hierbei sind: Auslegerlängen (HA/HI), Hauptauslegerwinkel (WHA) und Hilfsauslegerwinkel (WHI). Des Weiteren muss der gesamte Ballast (OWB) und die Hakenflasche (HKFL) nach der wab-Tabelle gerüstet sein.

Haben Sie immer die zu erwartende Windgeschwindigkeit im Kopf. Damit vermeiden Sie gefährliche Situationen.

Christof Maichel - Technischer Trainer

Die in der wab-Tabelle angegebene Windgeschwindigkeit (VWMAX) sagt aus, dass das Kransystem 360° von diesem Wind beeinflusst werden kann. Basis hierfür ist, dass laut dieser Tabelle der Schwerpunkt des gesamten Kransystems so mittig und so tief wie möglich ist.

Übrigens: Wenn Sie den Kran verlassen, darf keine Last am Haken hängen. Und noch etwas wichtiges: Entscheidend ist die Windgeschwindigkeit am Auslegerkopf, nicht in 10 Meter Höhe, wie sie meist von den Windgeschwindigkeit-Apps angegeben wird. Den Umrechnungsfaktor für unterschiedliche Höhen finden Sie in unserer Broschüre „Windeinflüsse bei Kranbetrieb“.

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„Worst Case“ vermeiden

Falls die vorhergesagte Windböen-Geschwindigkeit die zulässige überschreitet, muss der Ausleger abgelegt werden. Dann stellt sich allerdings die Frage, ob das überhaupt noch gefahrlos möglich ist. Dafür gibt es Aufricht- und Ablegetabellen (aat) mit den jeweils zulässigen Windgeschwindigkeiten.

Werden diese aktuell überschritten und ist nach der Windvorhersage kurzfristig eine Beruhigung zu erwarten, sollten Sie den Ausleger mit dem Rücken zum Wind stellen, indem Sie den Fußtaster „Drehwerksfreistellung“ betätigen. Dies ist situationsbedingt die beste zu treffende Maßnahme des Kranfahrers, um sein Auslegersystem in die Richtung des Windes zu drehen (Rückenwind). Nur in dieser Position ist unsere Last-Momentbegrenzung (LMB) in der Lage, die zusätzlich auftretende Windbelastung zu ermitteln und anzuzeigen.

Falls der Wind allerdings weiter zunimmt und somit der Ausleger nicht abgelegt werden kann, tritt der „Worst Case“ ein: Verlassen Sie den Kran und sperren Sie den Gefahrenbereich weiträumig ab. Der Personenschutz hat absoluten Vorrang.

Lassen Sie es gar nicht so weit kommen: Informieren Sie sich rechtzeitig über die zu erwartenden Windgeschwindigkeiten! Und legen Sie den Ausleger ausreichend früh ab, denn Sicherheit steht an erster Stelle.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2023.

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