Bernd Rechtsteiner, Andreas Leicht und Harald Hummel (v.l.n.r.) im Gespräch mit den UpLoad-Redakteuren Wolfgang Beringer und Carmen Kley.
Bernd Rechtsteiner, Andreas Leicht und Harald Hummel (v.l.n.r.) im Gespräch mit den UpLoad-Redakteuren Wolfgang Beringer und Carmen Kley.

Second Hand, aber First Class

Hin und wieder klemmt mal etwas oder betagte Maschinen bekommen ihre wohlverdiente Generalüberholung, bevor sie sich auf den Weg zu einem neuen Besitzer machen. Solche Service-, Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten aller Art für Mobil- und Raupenkrane führen wir seit 40 Jahren in unserem Reparaturzentrum in Ehingen durch. So wie die Anzahl unserer verkauften Krane steigt, erhöht sich in der Konsequenz auch die Zahl der Geräte, die von unseren Spezialisten gewartet, repariert oder zum Wiederverkauf aufbereitet werden müssen. Das hat unseren bisherigen Reparaturbereich an seine Grenzen gebracht. Es wurde Zeit für ein neues, deutlich größeres Reparaturzentrum.

Nach einer Bauzeit von nur circa einem Jahr ist es nun fertiggestellt – unser Reparaturzentrum in Ehingen-Berg. Was ist neu? Was ist anders? Und welche Vorteile bietet es unseren Kunden? Genau darüber haben wir mit dem Leiter des Reparaturzentrums Berg Andreas Leicht, dem Leiter des Gebrauchtkranvertriebs Bernd Rechtsteiner und dem Service-Bereichsleiter Harald Hummel gesprochen.

Was war der Grund für den Umzug des Reparaturzentrums vom Stammwerk nach Ehingen-Berg?

Andreas Leicht: In unserem neuen Reparaturzentrum in Ehingen-Berg haben wir deutlich mehr Platz zur Verfügung. Vorher waren wir mit unseren rund 200 Kunden- und Gebrauchtgeräten pro Jahr immer am Limit. Jetzt können wir beispielsweise auch kurzfristig anfallende NotfallReparaturen annehmen. Das hat enorme Vorteile für unsere Kunden, da die Krane so schnell wieder einsetzbar sind.

Harald Hummel: Wir sind im Service jetzt generell noch flexibler und schlagkräftiger als zuvor. Der bisherige Standort des Reparaturzentrums im Stammwerk wird dafür genutzt, um ein neues Ersatzteillager zu bauen. Dies erhöht die Verfügbarkeit von Ersatzteilen enorm.

Bernd Rechtsteiner: Außerdem können wir jetzt auch problemlos Großkrane reparieren. Wir haben den Platz und die ausreichende Manpower, um die erforderliche Kapazität aufbringen zu können. Der große Abnahmeplatz direkt beim Reparaturzentrum ist hierfür ebenfalls ein wichtiger Faktor.

Andreas Leicht: Ein großer Vorteil ist, dass wir trotz des neuen Standorts weiterhin direkt an unser nur fünf Kilometer entferntes Stammwerk in Ehingen angegliedert sind. Täglich erhalten wir Material von dort. Außerdem sind unsere Experten aus der Konstruktion und Produktion bei Fragen schnell zur Stelle. Das verschafft uns beste Bedingungen – auch bei komplexen Reparaturen. Ein weiterer Vorteil für unsere Kunden ist der kurze Weg von der Straße direkt in die Werkstatt. Sie müssen nun nicht mehr durch das große Stammwerk fahren, um zum Reparaturbereich zu gelangen.

Das Reparaturzentrum am Standort Ehingen-Berg.
Das Reparaturzentrum am Standort Ehingen-Berg.

Wie verlief der Umzug?

Andreas Leicht: Sehr gut. Insgesamt dauerte die Umzugsphase circa drei Monate. Während dieser Zeit konnten wir trotz aller Herausforderungen den Betrieb aufrechterhalten. Wir sind zwar unverändert mit unserem erfahrenen Stammpersonal nach Ehingen-Berg umgezogen. Jedoch kann am neuen Standort aufgrund der Infrastruktur die Kapazität Stück für Stück gesteigert werden.

Wie ist die Ausstattung des neuen Reparaturzentrums?

Andreas Leicht: Unser neues Reparaturzentrum ist noch besser ausgestattet als das bisherige. Wir können dank unseres neuen Stahlbaubereichs mit zwei Richtplatten große Stahlbau-Reparaturarbeiten durchführen. Mit unseren Auslegerprüfständen und den speziellen Schrägzugkranen können wir Teleskopausleger bis hin zu dem von unserem LTM 11200-9.1 reparieren und aufarbeiten.

Harald Hummel: Wir haben nun auch die Möglichkeit große Ausrüstungs- und Gitterteile problemlos zu schweißen – unter fast gleichen Voraussetzungen wie in unserer Produktion. Das ist schon besonders.

Andreas Leicht: Auch die Arbeitssicherheit wird durch die großzügigeren Platzverhältnisse verbessert. Die Arbeitsplätze sind nach den neuesten ergonomischen Erkenntnissen gestaltet. Dazu gehören beispielsweise Personenhubwagen zum sicheren und ergonomischen Arbeiten in allen Arbeitshöhen innerhalb der Montagegruben. Zudem haben wir einen TÜV-zertifizierten Prüfbereich mit Bremsenprüfstand, Gelenkspieltester und einer Scheinwerfereinstellfläche. Somit können wir allen gesetzlichen Anforderungen gerecht werden. Außerhalb des Reparaturbereichs verfügt der neue Standort über einen Bürobereich, Schulungs- und Besprechungsräume, eine Kantine und auch einen Lounge-Bereich für unsere Kunden.

Neben Reparaturen ist die Wartung der Krane ein wichtiger Bereich des Reparaturzentrums. Gibt es dort auch Neuerungen?

Harald Hummel: Für die Wartung haben wir einen extra Service-Bereich in der Halle eingerichtet. Durch die Installation einer Befüll- und Entsorgungseinrichtung sind wir auf dem neuesten Stand der Technik und entsprechen somit den aktuellsten Umweltvorschriften. Dadurch sind für unsere Kunden auch kurzfristige Wartungsbesuche möglich, ohne lange vorab Termine vereinbaren zu müssen.

Andreas Leicht: Wir hatten bereits Kunden, die nach einem Einsatz, wie beispielsweise im Legoland Günzburg oder auf dem Stuttgarter Volksfest, auf dem Rückweg direkt bei uns vorbeigekommen sind. Das spart unseren Kunden Zeit und Geld, steigert den Werterhalt der Krane und schont zudem die Umwelt.

Wie wirkt sich das neue Reparaturzentrum auf den Reparaturprozess aus?

Andreas Leicht: Generell wird auf Basis der Kapazitäten, der Komplexität des Schadens und der Größe des Krans entschieden, wohin ein Kran zur Reparatur gebracht wird. Manche Krane benötigen Reparaturen, die technisch an anderen Standorten nicht möglich sind oder zu viel Kapazität und Ressourcen erfordern. Diese werden dann aus der ganzen Welt zu uns nach Ehingen-Berg gebracht, auch wenn unser Fokus hier auf Kunden aus dem europäischen Raum liegt.

Und manche Krane werden auch außerhalb von Ehingen repariert…

Harald Hummel: Genau, wir haben in Deutschland zwei weitere bewährte Reparatur- und Service-Standorte in Oberhausen und Alt-Bork. Außerdem haben wir weltweit Service-Niederlassungen. In all unseren wichtigen Märkten sind wir präsent, wie beispielsweise in den USA. Dort haben wir seit Kurzem eine weitere Reparaturwerkstatt in Newport News – und wir sind bestrebt, unseren Service weltweit noch weiter zu stärken.

Andreas Leicht: Es ist nicht immer die Anlieferung des kompletten Krans notwendig. Nach vorheriger Bewertung und Begutachtung durch unsere Spezialisten vor Ort können auch lediglich reparaturbedürftige Komponenten und Bauteile bei uns instandgesetzt werden.

Bernd Rechtsteiner: Außerdem haben wir seit dem Frühsommer in Bremerhaven direkt in Hafennähe 20.000 Quadratmeter Lagerfläche, wo wir in Zahlung genommene Großkrane oder dessen Teile zwischenlagern können. Bei Weiterverkauf verschiffen wir von diesem Knotenpunkt aus direkt. Das hilft, „Krantourismus“ zu vermeiden, was Straße und Umwelt schont. Zudem werden dadurch Transportkosten für unsere Kunden reduziert.

Neu ist auch die interne Umstrukturierung des Reparaturzentrums von der Produktion zum Customer Service im Vertriebsbereich. Wie kam diese zustande?

Harald Hummel: Wir im Customer Service haben den direkten Draht zu unseren Kunden. Dies erleichtert und beschleunigt den Reparaturprozess durch die Reduzierung interner Schnittstellen für alle Beteiligten deutlich. Auch bei Unfallinstandsetzungen ist es ein großer Vorteil, dass das Reparaturzentrum nun direkt zum Vertrieb gehört. Unsere Kransachverständigen können unsere Kunden umfassend beraten. Die Erstellung von Gutachten nimmt oft viel Zeit in Anspruch, während der die Krane gelagert werden müssen. Jetzt können wir uns diese Zeit nehmen, ohne Produktionsprozesse zu behindern.

- Gelände: 7,3 ha
- Halle: 200 x 60 x 24 m | 120,000 m²
- Photovoltaikanlage und Dachbegrünung: 135 kwP
- 64 Mitarbeitende
- Kunden- und Gebrauchtkrane / Jahr: ca. 220

Bernd Rechtsteiner: So kann der Kunde sich mit uns in Ruhe austauschen und entscheiden, ob der Kran repariert werden soll oder er ihn lieber in Zahlung gibt. Liebherr übernimmt im Falle des Kaufs eines neuen Liebherr-Krans dann die Abwicklung mit der Versicherung. Das ist für den Kunden natürlich am bequemsten.

Der Gebrauchtkran-Markt ist ebenfalls ein wichtiger Bereich bei Liebherr. Wie wirkt sich das neue Reparaturzentrum hierauf aus?

Bernd Rechtsteiner: Wir sind mit 250 bis 300 Geräten jährlich der größte Gebrauchtkranhändler weltweit. Die Tendenz bei uns geht deutlich zu Großkranen bei den Inzahlungnahmen. In den letzten zehn Jahren haben wir über 130 Großgeräte angekauft, aufgearbeitet und wieder verkauft. Damit meinen wir Teleskopkrane ab 750 Tonnen und Gittermastkrane ab 350 Tonnen Tragkraft. Parallel war in dieser Zeit bei der Reparatur eine Steigerung der Manpower von 24 % erforderlich. Dadurch sind wir in der alten Reparaturhalle platztechnisch immer mehr ans Limit gekommen. Das neue Reparaturzentrum bringt hierfür eine große Entlastung. Die gebrauchten Geräte eröffnen uns neue Märkte. Gebrauchtkrane sind schnell verfügbar und zudem günstiger als Neukrane. Qualität, günstigere und schneller verfügbare Krane sowie Nachhaltigkeit sind starke Argumente für den Kauf eines Gebrauchtkrans. Die ersten drei in Zahlung genommenen Großgeräte haben wir bereits im neuen Reparaturzentrum zeitgleich instandgesetzt und wieder ausgeliefert. Die Geräte werden beispielsweise in Brasilien, Australien und den USA vorwiegend im Windsektor eingesetzt werden. Und wir möchten diesen Geschäftsbereich zukünftig noch deutlich ausbauen. Deshalb appellieren wir an unsere Kunden: Wenden Sie sich an uns, egal ob bei einem verunfallten Kran zur Reparatur, Instandsetzungen oder einem Gebrauchtkran zur Inzahlungnahme.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2023.

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