Wie kam es dazu, dass sich Liebherr dem Thema elektronisches Lernen für Kranfahrer angenommen hat?

Karl Stöhr: Wie so oft bei Produktentwicklungen ging die Initiative von den Anwendern aus. Wir wurden direkt von Kunden gebeten sie bei Schulungen und gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Unterweisungen zu unterstützen. Der Wunsch war ein modernes und herstellerunabhängiges Schulungsinstrument, welches nicht nur für Liebherr-Krane gilt.

Ich möchte auch die persönliche Initiative von Herrn Dr. Saller erwähnen, der sich – wie wir – die Unfallvermeidung beim Betreiben von Mobilkranen auf die Fahne geschrieben hat. Er ist Verfasser des Lernkapitels „Rechtsgrundlagen“.

Dieter Walz: Ziel aller Beteiligten war es, das Arbeiten mit Mobilkranen auf den Baustellen dieser Welt mit präventiven Maßnahmen sicherer zu machen. Da die Aus- und Weiterbildung der Kranfahrer den jeweiligen Kranunternehmen in erster Linie selbst obliegt, wollten wir ein Instrument zur Verfügung stellen, das die Ausbildungsaktivitäten unserer Kunden unterstützt. E-Learning stellt dabei das Wissen in komprimierter Form zur Verfügung und ergänzt die praktische Ausbildung am Objekt.

Sascha Brenner: Als führender Kranhersteller ist es uns ein Anliegen, dass wir unsere Kunden auch bei der Aus- und Weiterbildung ihres Personals nicht alleine lassen. Liebherr selbst bietet im Übrigen seit vielen Jahren qualifizierte Lehrgänge und Schulungen auf höchstem Niveau und mit sehr erfahrenen Trainern im Schulungszentrum in Ehingen an.

Karl Stöhr, Dieter Walz
Karl Stöhr, Dieter Walz

Welche Möglichkeiten haben Kranunternehmen heute, ihre Fahrer ausbilden zu lassen?

Dieter Walz: Zunächst möchte ich anmerken, dass die Branche aktuell ein großes Problem hat: Es gibt einfach zu wenige Kranfahrer und die Aussichten verschlechtern sich sogar. Zusätzliche Schulungsangebote sind unbedingt notwendig. Da es bisher in Europa keinen Ausbildungsstandard und in Deutschland beispielsweise auch keinen gesetzlich geregelten Ausbildungsberuf zum „Mobilkranführer“ gibt, müssen andere Wege gegangen werden. Neben dem klassischen Learning-by-Doing und dem Erfahrungsaustausch von Kranfahrer zu Kranfahrer gibt es etliche Schulungsanbieter. Allerdings ist der Schulungsmarkt unübersichtlich, Qualität und Güte sind sehr verschieden.

Sascha Brenner
Sascha Brenner

Was macht eine Ausbildung via E-Learning aus Ihrer Sicht attraktiv?

Sascha Brenner: Heute können die meisten Menschen gut mit digitalen Medien umgehen. Der große Vorteil unseres E-Learning-Tools ist, dass Kranunternehmen ihren Mitarbeitern jährliche Unterweisungen sowie Weiterbildungen und berufliche Qualifizierungen jederzeit zur Verfügung stellen können.

Der Mobilkranfahrer kann mit seinem persönlichen Zugang die für ihn bestimmten Lernmodule nach seinem eigenen Zeitplan absolvieren, bei Bedarf wiederholen und abschließen. zur besseren Übersichtlichkeit gibt es eine Fortschrittsanzeige.

Was ist das Neue am E-LearningWeiterbildungsangebot für „Mobilkranführer“?

Sascha Brenner: Inhaltlich gehen wir im Prinzip so vor wie bei unseren Schulungen hier in Ehingen. Durch die Nähe zu unseren Kunden aus der ganzen Welt erhalten wir die notwendigen Impulse für Aktualität und Inhalte. Mit Bildern, Grafiken, Texten und Sprache bis hin zu Videos werden die Inhalte kurzweilig und abwechslungsreich vermittelt. Im Lernmodus können sich Anwender die richtige Antwort anzeigen lassen und auf Wunsch zu den entsprechenden Lerninhalten wechseln. Im Prüfmodus wird eine zufällig ausgewählte Reihenfolge von Testfragen gestellt. Nach Bestehen der Abschlussprüfung erhält der Lerner ein Zertifikat, welches vom jeweiligen Arbeitgeber testiert werden kann.

Das E-Learning „Mobilkranführer“ ist weltweit ausschließlich online verfügbar und speichert den jeweiligen Lernstand des Lerners. Neben dem gesamten Kurs können verschiedene Themen auch als Einzelmodule für bis zu 6 Monate gebucht werden. Diese eignen sich im Besonderen für die jährlich wiederkehrende Sicherheitsunterweisung. Neben einer personenbezogenen Einzelplatzlizenz gibt es auch die Möglichkeit eine länderbezogene sogenannte „Jahres-Unternehmensflat“ zu buchen – ganz unabhängig von der Anzahl der Lerner.

Das neue E-Learning-Tool wurde an den Kundentagen in Ehingen vorgestellt
Das neue E-Learning-Tool wurde an den Kundentagen in Ehingen vorgestellt

Welches inhaltliche Konzept steckt dahinter?

Karl Stöhr: Das E-Learning-Angebot ist strukturell so aufgebaut wie der typische Ablauf eines Kranbetriebs im Einsatzfall. Was sollte bei der Einsatz-Planung im Vorfeld beachtet werden? Was ist bei Kranbetrieb auf der Baustelle oder dem Einsatzort zu wissen? Was ist am Ende eines Einsatzes zu tun?

Im Einzelnen geht es um Themen wie Rechtsgrundlagen, Krantechnik, Kranphysik, Traglasttabellen, Wahl des Kranstandortes, Sicherheitseinrichtungen, Rüsten, besondere Einsatzbedingungen, Anschlagen von Lasten, Lastaufnahmeeinrichtungen, Kranprüfungen, Verhalten bei Störungen und vieles mehr.

Gibt es bereits erste Rückmeldungen von Anwendern?

Dieter Walz: Ja. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Inhalt und Aufbau werden von Kunden als sehr gut bewertet. Größere Kranunternehmen haben das E-Learning-Tool bereits in ihr bestehendes Schulungskonzept integriert.

Andere Kranunternehmen schulen damit angehende und erfahrene Fahrer über alle Kranklassen hinweg. Einzelne Module werden zur Schulung von Disponenten und Außendienstmitarbeitern verwendet.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2018.

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