... einmal virtuell um die Welt

Die entscheidende Frage dabei bleibt: Was haben unsere Kunden davon? Darauf richten wir den Fokus bei digitalen Produkten und Entwicklungen. Digitalisierung soll das Leben leichter machen, Unmögliches möglich machen. Corona hat das Thema zusätzlich beflügelt. Noch vor Monaten hat beispielsweise kaum einer daran gedacht, eine Kraneinweisung tatsächlich vollständig digital durchzuführen. Die Anfragen oder gar ein Zwang dazu waren nicht vorhanden. Aber dann …

Bisher war es selbstverständlich, dass bei der Einführung eines neuen Gerätetyps die Service-Monteure unserer weltweiten Niederlassungen zu uns ins Ehinger Werk kamen. Hier wurden sie geschult und mit dem nötigen Wissen ausgestattet, nicht nur, um die Krane in ihrem Markt zu betreuen, sondern auch Kunden vor Ort zu schulen und auf neue Geräte einzuweisen. Häufig mit tatkräftiger Unterstützung unserer Ehinger Servicetechniker. Bei großen, komplexen Kranen kamen Kunden aus der ganzen Welt auch zu intensiven Schulungen zu uns ins Herstellerwerk, denn hier haben wir optimale Trainingsbedingungen.

Robert Hampusch - Service-Monteur
Robert Hampusch - Service-Monteur

So war dies über viele Jahre erprobt, eingespielt und erfolgreich. Doch dann: Corona. Die Zeit der Einschränkungen. Das freie und ungezwungene Ein- und Ausreisen über Grenzen hinweg, wie wir dies alle bis dato kannten, war nicht mehr möglich. Beziehungsweise wenn, dann nur unter deutlich erschwerten Bedingungen mit bis zu 20 Tagen Quarantäne. Doch unsere Kunden sind ja weiterhin auf neue Krane mit geschultem Personal angewiesen.

Wir mussten handeln und zwar schnell! Der Auftrag war klar. Daher hat unsere Schulungsabteilung gleich zu Beginn der Pandemie auf unterschiedliche Online-Schulungen umgestellt. Dank Digitalisierung war der theoretische Wissenstransfer gesichert. Check, läuft!

Mit der ersten digitalen Kraneinweisung sind wir neue Wege gegangen – dennoch, eine persönliche Face-to-Face-Einweisung ist natürlich für alle unbezahlbar.

Robert Hampusch - Service-Monteur

Dennoch stellte sich die Frage: Wie sollen wir unsere Kunden weiterhin vor Ort unterstützen? Die Lösung: Kraneinweisung ebenfalls online! Klingt herausfordernd – hat aber geklappt. Natürlich kamen nach der Idee eine Reihe von Fragen auf: Wie soll das funktionieren? Welches technische Equipment wird benötigt? Wie sichern wir eine schnelle und stabile Internetverbindung überall auf der Welt? Wie gehen wir mit den Zeitverschiebungen um?

Mit Teamwork zum Erfolg

Doch für lange Untersuchungen, Vorbereitungen und Testläufe blieb keine Zeit, denn die Krane mussten zum Kunden. Also nutzten wir, was wir hatten: Unser bereits verfügbares technisches Know-how und Equipment. Los ging es mit einer Einweisung für einen LTM 1650-8.1 – in Japan. Um dort live dabei sein zu können und den Einsatzort im Überblick zu behalten, haben wir mehrere Kameras auf den umstehenden Gebäuden platziert. Dies ermöglichte uns eine Visualisierung der örtlichen Gegebenheiten. So konnten wir gezielt auf Fragen und Wünsche des Kunden eingehen, entsprechend reagieren und waren dennoch gefühlt live dabei und vor Ort.

Unsere japanischen Kollegen vor Ort haben sich mit Videobrillen ausgestattet, die Bild und Ton nach Ehingen senden konnten. So haben wir genau das gesehen, was die Augen vor Ort sehen konnten. Und hören, was gehört wurde. Der Grundstein für eine Live-Übertragung zwischen unserem Monteur vor Ort in Japan und uns hier in Ehingen war gelegt. Die digitale Kraneinweisung konnte nun trotz einer Entfernung von mehr als 10.000 Kilometern, einer Zeitverschiebung von acht Stunden und einer doch etwas ungewohnten Technik live stattfinden. Und ein LTM 1650-8.1 ist sicherlich kein Kinderspiel für eine Einweisung. Daher, jawohl: Check!

Live dabei: Videobrillen und Mikrofone übertragen Bild und Ton von Japan aus 10.000 Kilometer weit nach Ehingen.
Live dabei: Videobrillen und Mikrofone übertragen Bild und Ton von Japan aus 10.000 Kilometer weit nach Ehingen.

Dank des sehr hohen Fachwissens unserer japanischen Service-Mannschaft, des guten Kontakts zum Kunden und Verständnis für die komplexe Situation haben wir uns alle schnell in die Thematik eingefunden. Das Team Deutschland-Japan ist virtuell zusammengewachsen. So wurde die erste digitale Kraneinweisung mit Bravour gemeistert.

Doch zum Standard wird so eine Kraneinweisung künftig nicht. Es muss immer die individuelle Gesamtsituation betrachtet werden: Ist das Gelände dafür geeignet? Ist die Internetverbindung ausreichend gut? Oder herrscht vielleicht sogar Filmverbot vor Ort?

Zudem ist und bleibt für uns die persönliche Kundennähe sehr wichtig. Die Face-to-Face-Zusammenarbeit und Partnerschaft ist wichtig und soll weiterhin bestehen bleiben. Diese kann durch die digitale Welt nicht ersetzt werden. Gleichwohl wird uns die Digitalisierung und das Remote-Arbeiten in Zukunft unterstützen können, um die Einsatzbereitschaft der Geräte für unsere Kunden auch in schwierigen Zeiten auf maximalem Niveau zu halten. Eine spannende Erfahrung für unser gemeinsames Team in Ehingen und Japan zusammen mit unseren Kunden, getreu nach unserem Motto: Sie und wir zusammen.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2022.

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