Entscheidend ist die Reduzierung des Wärmebedarfs.

Sophie Gantert - Energie-Ingenieurin

Wie Umweltschutz und Kranbau im Einklang funktionieren.

Ob durch unsere Produkte, im Werksverkehr oder beim Gebäudemanagement – kleine und große Beispiele für den Umweltschutz gibt es bei Liebherr in Ehingen viele.

Bis 2050 sollen in Deutschland erneuerbare Energien wie Wasser- und Solarkraft, Erdwärme und Windenergie sowie nachwachsende Rohstoffe rund 60 Prozent am BruttoEndenergieverbrauch beziehungsweise 80 Prozent am Brutto-Stromverbrauch ausmachen. Um die Energiewende zu schaffen, sieht das Bundesministerium für Bildung und Forschung auch eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz vor. Dabei geht es unter anderem um energieeffiziente Gebäudesanierungen oder energiesparende Industrieprozesse.

Hier wird gespart:

– 43.000 Laufmeter Geothermie seit 2006 verlegt
– Ca. 160.000 m² Beleuchtung auf dimmbare LED-Technik umgerüstet
– 30 % des Stromverbrauchs der LED-Technik durch selbstentwickelte, Tageslicht abhängige Regelung eingespart
– 70 % Wärmerückgewinnung in der Lackierung und den Abluftanlagen
– 67 % Wärmerückgewinnung aus Absaug- und Druckluftanlagen

„Wir stellen fest, dass vom Gesetzgeber ständig neue Vorschläge und Ideen kommen oder Regelungen erlassen werden. Selbst sind wir jedoch schon seit vielen Jahren auf dem Weg, uns in Sachen Umweltschutz weiterzuentwickeln und haben nicht erst jetzt angefangen, etwas für die Umwelt zu tun, Energie und natürlich auch Kosten zu sparen“, sagt Jürgen Abele, Bereichsleiter für Industrieservice und Bau. Ein Bereich ist die Wärmeversorgung: Dabei geht es nicht nur darum, angenehme Temperaturen in Bürogebäuden und Produktionshallen sicherzustellen: „Wir entwickeln Konzepte, die unter anderem die Wärmegestehung und -nutzung optimieren“, erklärt er. Abele und sein Bereich betreuen so ein vielseitiges Heizsystem: Die Wärme wird beispielsweise aus Geo- und Solarthermie erzeugt oder über Wärmepumpen und mittels Wärmerückgewinnung in den Druckluft- und Abluftanlagen zurückgewonnen. Die konventionellen, mit Erdgas betriebenen Heizstrahler und Brenner werden über Temperatur- bzw. Kaskadenregelungen betrieben, welche die Abnahmeleistung begrenzen können und somit das Erdgasnetz entlasten. „Entscheidend ist die Reduzierung des Wärmebedarfs“, ergänzt Energie-Ingenieurin Sophie Gantert: „Die Produktionsgebäude werden daher seit Jahren kontinuierlich saniert und Dächer und Fassaden gedämmt.“ Diese Verbesserung der Gebäudehülle macht sich nicht nur in der Heizperiode durch einen reduzierten Energieeinsatz bemerkbar, auch im Sommer sind die Temperaturen und damit die Arbeit in den sanierten Hallen angenehmer. Über die Verriegelung einer zeitgleichen Betätigung von Torgruppen und die teilweise vorhandenen Schleusensysteme werden Wärmeverlust und Zugluft entgegengewirkt.

Drei mit grünem Konzept: Stefan Dambacher, Jürgen Abele und Berthold Ströbele
Drei mit grünem Konzept: Stefan Dambacher, Jürgen Abele und Berthold Ströbele

Keine Maschine ohne Strom, kein Neubau ohne Energiekonzept

Den Strom für Maschinen und Anlagen, aber auch für Beleuchtung und Büroausstattung etc. beziehen wir seit Januar 2022 vollständig aus europäischer Windkraft. Grün und zertifiziert mit dem „EKOenergy 100 % Wind“-Label ist dieser somit CO₂-frei. „Ergänzt wird der Strom aus dem Netz durch 2,7 Megawatt aus Photovoltaikanlagen, die auf bisher vier Gebäuden im Werk installiert sind“, sagt Einkaufsleiter Stefan Dambacher.

„Grundsätzlich bauen wir neue Gebäude mindestens nach KfW 55-Standard, so auch die Reparaturniederlassung Süd in Ehingen/Berg“, informiert Abele. Auf dem dortigen Gebäude wurde zudem die 12.000 Quadratmeter große Dachfläche zu einem Drittel begrünt. Ein weiteres Drittel, das für Photovoltaik vorgehalten wird, ist bereits mit einer 142 Kilowatt-Peak Anlage belegt. Und das letzte Drittel besteht aus Oberlichtern, um den natürlichen Lichteinfluss in der Halle sicherzustellen und künstliche Beleuchtung zu reduzieren.

So funktionieren Wärmespeicherung und Druckluftfreigaben: Druckluft entsteht, wenn Luft durch einen Hochdruckkompressor zusammengepresst wird. Dabei entsteht Wärme, die in den Pufferspeicher geleitet wird, um damit Gebäude und Hallen zu heizen. 1 Sommer (S) – Abluft | 2 Lüftungsklappe | 3 Winter (W) – Heizen | 4 Winter – Umluft | 5 Pufferspeicher | 6 Druckluftkompressor (inkl. Wärmetauscher) | 7 Sommer – Zuluft
So funktionieren Wärmespeicherung und Druckluftfreigaben: Druckluft entsteht, wenn Luft durch einen Hochdruckkompressor zusammengepresst wird. Dabei entsteht Wärme, die in den Pufferspeicher geleitet wird, um damit Gebäude und Hallen zu heizen. 1 Sommer (S) – Abluft | 2 Lüftungsklappe | 3 Winter (W) – Heizen | 4 Winter – Umluft | 5 Pufferspeicher | 6 Druckluftkompressor (inkl. Wärmetauscher) | 7 Sommer – Zuluft

Wissen Sie, was hinter der Gebäudeleittechnik steckt?

„Damit können wir jedes Gebäude in unserem Werk steuern“, erklärt Christian Wölfle vom Industrieservice Elektrik, als er eine Übersicht aus blinkenden Balken und Zahlen an seinem Computer zeigt. „Über ein zentrales Programm regeln wir beispielsweise Licht, Heizung, Dachklappen, Kompressoren, Druckluft oder Absauganlagen und sogar die medizinischen Kühlschränke unseres Sanitätsdienstes. Wir tracken die Energieverbräuche der Gebäude bis hin zu den Maschinen, die mehr als 20 Kilowatt Anschlussleistung haben. Denn um zu wissen, wie viel Energie wir einsparen können, müssen wir erst einmal den jeweiligen Verbrauch kennen.“ Bereits vor über 20 Jahren hat sein Vorgesetzter Jürgen Abele damit begonnen, die Gebäudeleittechnik in der Endmontage aufzubauen. Sie ermöglicht unter anderem, die Druckluftverbräuche außerhalb der Arbeitszeit zentral abzuschalten, um Verluste zu reduzieren. Das erkannte Verbesserungspotenzial wird durch neueste Technik und selbst entwickelte Regelungstechnik genutzt. So wurde bereits über die Hälfte der Beleuchtung auf dimmbare LED-Technik umgerüstet – Tendenz steigend. „Durch eine eigenentwickelte, Tageslicht abhängige Regelung können wir bei der LED-Beleuchtung weitere 30 Prozent Energie einsparen. Unser Team erstellt jede Regelung, sei es für Beleuchtung, Heizung, Dachklappen und weitere Anwendungen, passend für die Bedürfnisse des Standorts und der Kollegschaft“, erzählt Wölfle stolz.

Grundsätzlich bauen wir neue Gebäude mindestens nach KfW 55-Standard.

Jürgen Abele - Bereichsleiter für Industrieservice und Bau

Mobil gewinnt

Ein weiterer Aspekt der Energiewende, den wir in unserem Liebherr-Werk angehen, ist das Mobilitätsmanagement. Eine Herausforderung dabei ist unter anderem, die steigende Anzahl an Mitarbeitenden mit einer begrenzten Parkfläche zusammenzubringen. „Aber auch der Pendlerverkehr spielt eine Rolle, vor allem zu den Stoßzeiten. Um die Verkehrslage umweltfreundlicher, sozialverträglicher und effizienter zu gestalten, arbeiten wir an einem Mobilitätskonzept für unsere Mitarbeitenden“, erklärt Fuhrparkleiter Berthold Ströbele. Hierfür wurde auch ein Arbeitskreis mit Vertretern der Personalabteilung, Betriebsrat, IT, Produktion, Werksplanung und Marketing gegründet.

Zu den potenziellen Maßnahmen gehören neben der Förderung von Elektromobilität für Autos und Zweiräder auch die Unterstützung von Fahrgemeinschaften, ein entsprechendes Fuhrpark- und Parkraummanagement sowie Verbesserungen im Bereich der Dienstreisen. „Wir haben aktuell neun Fahrzeuge in unserem Fuhrpark elektrifiziert und neun weitere bestellt. Darüber hinaus erarbeiten wir ein Konzept über einen Bus-Shuttle-Verkehr direkt ins Werk und denken über eine Mitarbeiter-App für Fahrgemeinschaften nach“, berichtet Ströbele.

Technologieoffen in die Zukunft

„Wenn wir von Energiewende sprechen, dann denken wir diese ganzheitlich“, sagt Dr. Ulrich Hamme, Geschäftsführer für Konstruktion und Entwicklung. „Dazu gehören logischerweise auch unsere Produkte.“ Seit knapp zwei Jahren betanken wir in Ehingen unsere Krane für die Abnahme, Testfahrten und für die Auslieferung ausschließlich mit reinem HVO – einem synthetisch hergestellten Kraftstoff, der weitgehend CO₂-neutral ist und hauptsächlich aus pflanzlichen Ölabfällen besteht. Mit Blick auf unsere Produkte hat HVO den weiteren Vorteil, dass die Maschinen weder neu entwickelt noch ausgetauscht oder nachgerüstet werden müssen. Sie können unmittelbar mit HVO weiterarbeiten.

„Bei Liebherr verfolgen wir einen technologieoffenen Ansatz. Für unsere Antriebstechnologien bedeutet das, dass sie auf die Maschine und die Rahmenbedingungen am Einsatzort abgestimmt sind“, sagt Dr. Hamme. Daher gibt es auf dem Markt neben HVO auch weiterhin Diesel, aber auch Batterieantriebe oder E-Fuels. Technologieoffen zu sein bedeutet auch, zu sehen, dass eine Elektrifizierung nicht immer sinnvoll und auch nicht immer möglich ist. Beispielsweise bieten Baustellen an abgelegenen, schlecht erreichbaren Orten nicht immer eine zuverlässige Ladeinfrastruktur. „Beim Errichten von Windrädern wird Infrastruktur und Stromversorgung durch Mobil- und Raupenkrane erst geschaffen. Trotzdem muss eine energieintensive Maschine zuverlässig arbeiten. Zudem braucht man bei Strom als Energieträger ein anderes Grundfahrzeug als bei HVO – das bedeutet, dass eine Umrüstung technisch nicht für jeden Einsatz möglich ist.“

Grün in die Zukunft: in Ehingen und dem Rest der Welt

„Man sieht, wir tun einiges in Sachen Umweltschutz hier in unserem Werk in Ehingen. Und unsere Produkte wiederum sind auf der ganzen Welt im Einsatz, um unsere Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten“, resümiert Dr. Hamme. So errichten Krane von Liebherr weltweit Windkraftanlagen, Stromtrassen und bauen Photovoltaikanlagen sowie Speicherkapazitäten auf und aus.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2023.

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