Für uns als Kranhersteller steht die Sicherheit im Kranbetrieb an erster Stelle. Vieles können wir selbst beeinflussen, beispielsweise die Konstruktion, die Fertigung, die Kransteuerung mit Überlastanlage und intensive Erprobungen. Aber manches liegt nicht in unserer Hand. So ist zum Beispiel die mangelnde Stabilität des Untergrunds eine der häufigsten Ursachen von Kranunfällen. Deshalb haben wir nachgefragt: Jan-Simon Völk ist Experte und technischer Trainer in unserem Liebherr-Schulungszentrum in Ehingen. Er erklärt, was zu beachten ist und welche Tools und Services bei der Planung von Kraneinsätzen hilfreich sind.

Jan-Simon Völk - Technischer Trainer
Jan-Simon Völk - Technischer Trainer

Der Untergrund ist das Fundament des Krans. Wenn er nicht ausreichend tragfähig ist, kann der Kran noch so gut und stabil sein. Da wird ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Dabei sind zwei entscheidende Fragen zu beantworten: Welche Tragfähigkeit hat der Untergrund und mit welcher Kraft wird er beim Einsatz belastet?

Zunächst zur Frage der Tragfähigkeit, bei der man auch von der maximalen Bodenpressung in kN / m² spricht. Einige Beispiele: Böden aus Sand, Kies, Steinen und ihren Mischungen liegen bei rund 200 kN/ m², das entspricht etwa 20 Tonnen pro Quadratmeter. Tonböden sind weniger tragfähig. Dagegen bieten feste, gemischtkörnige Böden höhere Werte bis rund 300 kN/ m². Optimal sind Felsböden. Sie sind über 1.500 kN/ m² belastbar. Wenn Zweifel über die Tragfähigkeit des Untergrunds bestehen, muss eine Untersuchung durch einen Sachverständigen durchgeführt werden.

Die Frage des Untergrunds ist fundamental. Bauen Sie auf unsere Unterstützung und nutzen Sie unsere Tools!

Jan-Simon Völk - Technischer Trainer

Die Betriebsanleitung

Nun zur Kraft, die der Kran auf den Boden ausübt: Den schnellsten Hinweis liefert die Betriebsanleitung des verwendeten Krans. Dort wird die maximale Stützkraft angegeben. Nehmen wir beispielsweise einen mittelgroßen Kran: Beim LTM 1230-5.1 beträgt die maximale Stützkraft 1.109 kN. Der serienmäßige Stützteller hat eine Größe von 0,6 x 0,6 Meter, also 0,36 m². Diese Fläche reduzieren wir um 20 Prozent, da der äußere Rand aufgrund der abgerundeten Kanten nicht trägt. Die Tragfähigkeit des Untergrunds müsste also 3.851 kN/ m² betragen (1.109 kN/ 0,288 m²). Da auf Baustellen die Böden selten so stabil sind, ist die Abstützfläche zu vergrößern: Mit Unterleghölzern der Fläche 1 m² bräuchten wir einen Untergrund mit der Tragfähigkeit 1.109 kN/ m². Umgekehrt sind bei einer Tragfähigkeit von 300 kN/ m² Bodenplatten der Größe 3,7 m² notwendig (1.109 kN / 300 kN / m²).

Übertragend - Mit unseren neuen Bodenplatten ist außermittiges Abstützen möglich. Auch können sie mit maximaler Belastbarkeit sogar über Hohlräumen platziert werden.
Übertragend - Mit unseren neuen Bodenplatten ist außermittiges Abstützen möglich. Auch können sie mit maximaler Belastbarkeit sogar über Hohlräumen platziert werden.

Einsatzplanungtools

Jetzt ein wichtiger Tipp: Vielleicht wird ja bei Ihrem konkreten Einsatz die maximale Stützkraft gar nicht erreicht. Hier hilft der LICCON-Einsatzplaner oder der Crane Planner 2.0: Diese Tools liefern die genaue Stützkraft. Liegt sie beispielsweise bei 700 kN, würden Bodenplatten mit einer Größe von 2,33 m² ausreichen (700 kN / 300 kN / m²). Das spart Handling-Aufwand und Kosten.

VarioBase®

Auf Baustellen gibt es häufig Bereiche, wo gar nicht abgestützt werden darf, zum Beispiel über Kanalrohren oder anderen Hohlräumen im Boden. Dann hilft unsere variable Abstützbasis VarioBase®: Jede einzelne Kranabstützung kann beliebig weit ausgefahren werden und der Hub wird über die Lastmomentbegrenzung der LICCON-Steuerung abgesichert. Planen Sie mit einem der Einsatzplanungstools, um auch mit VarioBase® die genauen Stützkräfte zu ermitteln! Übrigens, Sie können den Einsatz vor dem Hub direkt vor Ort mit der LICCON2-Steuerung simulieren – sicher ist sicher.

Neue Liebherr-Stahlbodenplatten

Wir haben eine neue Generation von Stahlbodenplatten für Mobilkrane entwickelt, die eine ganze Reihe von Vorteilen bieten. Sie sind vollflächig belastbar und können über Hohlräumen platziert werden – und das sogar mit maximaler Belastbarkeit! Zudem sind sie für den Transport optimiert: Sie sind leicht zu handhaben und haben eine maximale Breite von 2,4 Metern. Dank Zentrierung können sie sicher gestapelt werden.

Professionelle Schulungen und ECOL-Mobilkranführerschein

Sowohl in Ehingen als auch in anderen Zentren weltweit bieten wir professionelle Schulungen mit praxisbezogenen Themen an, um Ihr Wissen für ein sicheres Arbeiten mit Mobil- und Raupenkranen zu erweitern. Bei all der Technik darf der Mensch nicht vergessen werden. Wir alle tragen eine große Verantwortung, Hersteller wie Betreiber.

Sicherheit ist das oberste Ziel. Wir wollen insbesondere an Personen Schäden vermeiden. Das erfordert nicht nur sichere Krane, sondern auch eine gute Ausbildung der Kranfahrer. Seit 2020 kann bei Liebherr als damals deutschlandweit erstes Unternehmen der neue europäische Mobilkran-Führerschein ECOL (European Crane Operators Licence) erworben werden. Ein international anerkannter Kranführerschein erhöht die Sicherheit im Kranbetrieb und ermöglicht es unseren Kunden und den Kranfahrern, auch international tätig zu sein, ganz ohne lästigen Erwerb anderer Lizenzen, sogar teilweise über die Grenzen der EU hinaus.

Professionelle Schulungen sind enorm wichtig, denn letzendlich hat der Kranfahrer das letze Wort. Er trägt die Verantwortung und entscheidet, ob er den Hub bei dem vorhandenen Untergrund durchführen kann oder nicht.

Mehr über unsere neuen Bodenplatten erfahren Sie hier: A stable base on every site. (PDF, 2,1 MB)

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2022.

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