Die Regeln der Physik ändern sich nicht, aber seit Jahrzehnten werden Krane immer stärker. Wie geht das?

Zwei Jahrzehnte dominierte der LTM 1500-8.1 den Markt für große Teleskopkrane. Sein Nachfolger, der neue 8-Achser LTM 1650-8.1, ist bei gleichem Krankonzept und etwa gleichem Krangewicht deutlich stärker. Er dringt damit in den Traglastbereich vor, der bisher 9-achsigen Kranen vorbehalten war. Wir fragen Bernd Boos, Konstruktionsleiter Teleskopkrane, wie das möglich ist.

„Beide Krane haben tatsächlich vergleichbare Gewichte in der Kranstruktur. Allerdings liegen zwischen der Konstruktion des LTM 1500-8.1 und der des LTM 1650-8.1 zwanzig Jahre – in dieser Zeit hat sich technisch Einiges getan. Es gibt heute zum Beispiel noch leistungsfähigere Feinkornbaustähle als damals. So besteht der Teleskopausleger des LTM 1500-8.1 aus S 960 mit einer Streckgrenze von 960 N / mm². Beim LTM 1650-8.1 kommt der Stahl S 1300 mit einer Streckgrenze von 1.300 N / mm² zum Einsatz. Das bedeutet eine 35 Prozent höhere Belastbarkeit bei gleichem Stahlgewicht. Durch eine noch bessere Abstimmung der Auslegerprofile auf die optimierte Abspanntechnik konnten die Traglasten weiter gesteigert werden.

Bei dieser Entwicklung spielt Erfahrung eine wesentliche Rolle. Wir lernen immer dazu. So haben wir in den letzten Jahren große Erfahrung mit dünnwandigen Auslegerprofilen gesammelt und konnten die Berechnungsmodelle der Finite-Elemente-Methode verfeinern.

Bernd Boos, Konstruktionsleiter Teleskopkrane
Bernd Boos, Konstruktionsleiter Teleskopkrane

Zudem stehen uns heute neue Fertigungsmethoden zur Verfügung. Es ist jetzt möglich, längere Bleche für die Auslegerprofile zu fertigen, wodurch weniger Schweißnähte benötigt werden. Das bedeutet auch weniger Verzug im Material.

Einen wichtigen Beitrag leisten zudem zwei innovative Liebherr-Entwicklungen: das Ein-Motor-Konzept und VarioBallast®. Wir haben uns auch beim LTM 1650-8.1 bewusst für das Ein-Motor-Konzept entschieden, denn das entfallende Gewicht des Oberwagenmotors kann für tragende Bauteile eingesetzt werden. Durch VarioBallast® kann die Leistung gesteigert werden, da der vergrößerte Ballastradius eine Momentvergrößerung des Gegengewichts bewirkt und zudem den Fahrzeugrahmen durch die Reduzierung der Torsion entlastet. Und der kleine Ballastradius ist perfekt für enge Einsatzbedingungen.

Durch diese kontinuierlichen Verbesserungen arbeiten wir systematisch daran, die Grenzen der Physik weiter auszuloten.“

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2019.

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