Liebherr-Mobilkrane in Polen – vier Jahrzehnte Partnerschaft

Damals ist die Volksrepublik einer der im Westen so bezeichneten „Ostblock-Staaten“ und steht unter sowjetischer Kuratel. Die großen Kohlekraftwerke des Landes sind zu dieser Zeit für die anfallenden Kranarbeiten in ihren rapide wachsenden Tagebauen ebenso auf der Suche nach leistungsfähigem Gerät wie die Häfen an der Ostseeküste. Diese brauchen für den zunehmenden Warenumschlag starke Hebewerkzeuge für das wirtschaftliche Handling von immer schwererem Stückgut auf ihren Terminals. Fündig werden die Staatsbetriebe schließlich bei uns in Ehingen. Das Jahr 1984 mit ersten Gesprächen über zunächst zwei Liebherr-Geländkrane markiert den Beginn einer langjährigen, soliden und fortdauernden Verbindung. Wir haben einigen unserer polnischen Partnern einen Besuch abgestattet.

Frisch eingetroffen - Bezeichnend ist diese Szene vom Betriebshof einer unserer Kunden südlich von Posen. Inmitten des auch im Wortsinn bunt gemischten Fuhrparks aus Gebrauchtkranen steht der erste als Neugerät beschaffte Mobilkran des Unternehmens Binkowski. Für seinen funkelnagelneuen LTM 1230-5.1 setzt Firmeninhaber Przemysław Binkowski auf Aufträge in Windparks sowie auf Jobs in einem Werk für Betonelemente in Posen.
Frisch eingetroffen - Bezeichnend ist diese Szene vom Betriebshof einer unserer Kunden südlich von Posen. Inmitten des auch im Wortsinn bunt gemischten Fuhrparks aus Gebrauchtkranen steht der erste als Neugerät beschaffte Mobilkran des Unternehmens Binkowski. Für seinen funkelnagelneuen LTM 1230-5.1 setzt Firmeninhaber Przemysław Binkowski auf Aufträge in Windparks sowie auf Jobs in einem Werk für Betonelemente in Posen.

Den Verhandlungen von damals sollten übrigens recht schnell Taten folgen. Bereits im Sommer des Folgejahres rollten die bestellten Krane vom Typ LTL 1060 im Danziger Hafen vom Schiff. Bestimmt waren die beiden zweiachsigen Kraftpakete für das Braunkohlekraftwerk Bełchatów im Zentrum Polens. Diese leistungsstarken Maschinen sollten jedoch nur der Auftakt einer rasch gedeihenden Geschäftsbeziehung sein. Schon ein gutes Jahr später verließen über ein Dutzend Geländekrane des etwas kleineren Typs LTL 1030 unser Werk in Richtung Osten. Sie wurden an den Hafen in Danzig spediert und dort für Umschlagarbeiten eingesetzt.

Sorgten Anfang der 1990er-Jahre insgesamt etwa 40 Liebherr-Krane in staatlichen Unternehmen für mächtig Hubkraft, so sind heute, gut 30 Jahre später, schon 1.200 Krane mit Liebherr-Logo bei über einhundert Kunden im ganzen Land am Werk. Betreut werden sie von Ruda Śląska aus, dem Sitz unserer Vertriebs- und Servicegesellschaft Liebherr-Polska sp. z o.o.. Diese bündelt alle Geschäftsbereiche von Liebherr im Land. Im dortigen Service- und Reparaturzentrum, etwa drei Autostunden südwestlich der Hauptstadt Warschau, können in den geräumigen Montagehallen auch fast alle Reparaturen an Mobil- und Raupenkranen von Liebherr vorgenommen werden.

Zunehmendes Interesse: Die MK-Geräte kommen gut an - Hier arbeitet ein MK 80 am Neubau eines kilometerlangen Viadukts im Südwesten des Landes.
Zunehmendes Interesse: Die MK-Geräte kommen gut an - Hier arbeitet ein MK 80 am Neubau eines kilometerlangen Viadukts im Südwesten des Landes.

Vom Gebrauchtkran zum Neugerät

Lieferten wir noch vor einigen Jahren überwiegend gebrauchte Krane nach Polen, ordern heute unsere Kunden mehr und mehr neue Mobil- und Raupenkrane. Der Trend hin zum Neugerät und das offensichtlich große Vertrauen unserer Partner in die Produkte von Liebherr sind starke Signale, wie wir finden. Doch nicht nur die florierende Wirtschaft, auch die entschlossene Fokussierung des Landes auf den angestrebten massiven Ausbau erneuerbarer Energien – allein tausende Windkraftanlagen sind geplant – haben den Boom für Neukrane ausgelöst. Auch wir selbst haben unseren Teil zum Gelingen dieser erfolgreichen Partnerschaft beigetragen. Unsere Kunden profitieren von schneller, kompetenter Unterstützung durch unsere Service-Techniker, einer extrem guten und raschen Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie natürlich vom ServiceZentrum im Süden des Landes. Weiter unten erfahren Sie mehr über die vielfältige Unterstützung, die wir unseren Partnern bieten.

Liebherr ist immer schnell und effizient zur Stelle.

Michał Sobolewski, SiteManager bei Lewandowska

„Wenn es auf der Baustelle mal Probleme mit unseren Geräten gibt, ist Liebherr immer schnell und effizient zur Stelle.“ Das bescheinigt uns Michał Sobolewski, SiteManager beim mit Abstand größten polnischen Kranunternehmen Lewandowska. Ihn treffen wir auf einer neu eingerichteten Windparkbaustelle unweit des kleinen Städtchens Żnin, gut 200 Kilometer westlich von Warschau. „Wir errichten hier in den nächsten Monaten 27 Windräder von Vestas mit 120 Meter Nabenhöhe“, erzählt Sobolewski. Besagte Tendenz zum Neugerät wird bei unserem Besuch im künftigen Windpark deutlich sichtbar. Zwei fabrikneue Mobilkrane sind mit dem Handling von Anlagenkomponenten zugange. Ein LTM 1250-5.1 entlädt Rotorblätter und Turmsegmente. Einige Kilometer weiter hebt ein nagelneuer LTM 1300-6.2 schwere Maschinenhäuser vom Lkw. In der imposanten Kranflotte von Lewandowska finden sich mit einem Raupenkran LR 1750/2 und mehreren LG 1750 mit die stärksten Krane im Land. Nahezu alle der rund 60 Mobil- und Raupenkrane an den fünf Standorten des Unternehmens tragen unser Logo.

Flinker Fahrer - Jarek Stańczyk flitzt mit seinem hubstarken Geländekran LRT 1090-2.1 über die Umschlag-Terminals im Hafen von Stettin. Am Haken seiner Liebherr-Maschine hängen oft bis zu 30 Tonnen schwere Steinquader.
Flinker Fahrer - Jarek Stańczyk flitzt mit seinem hubstarken Geländekran LRT 1090-2.1 über die Umschlag-Terminals im Hafen von Stettin. Am Haken seiner Liebherr-Maschine hängen oft bis zu 30 Tonnen schwere Steinquader.

Ablösung nach 30 Jahren

Auf unserer Tour durch Polen machen wir auch einen Abstecher zu einem wirklich besonderen „unserer“ Krane. Dafür reisen wir nach Niederschlesien, ins Dreiländereck an den Staatsgrenzen zu Tschechien und Deutschland. Dort, im Tagebau Turów des Energiekonzerns PGE GiEK, ist nämlich der 40.000. Fahrzeugkran aus unserer Produktion am Werk. Vor gut zwei Jahren haben wir den LRT 1100-2.1 in diesen weitläufigen Großtagebau mit seiner Ausdehnung von rund 25 Quadratkilometern geliefert. Seither kämpft sich das allradgetriebene Kraftpaket erfolgreich durch schwieriges Gelände in dem über 200 Meter tiefen Tagebau.

Als wir, vorbei an Abraumhalden und aufgebrochenen Bodenschichten, nach vielen Pistenkilometern beim Kran ankommen, hat der kraftvolle Zweiachser gerade die neun Tonnen schwere Hälfte eines der kleineren, flözbrechenden Schaufelräder eines Braunkohlebaggers am Haken. Bei Wartungsarbeiten und Reparaturen an den kolossalen Maschinen sowie den scheinbar zahl- wie endlosen Förderbändern sehen wir etliche weitere Mobilkrane aus Ehingen. Der geländegängige Spezialkran mit seinem hubstarken Ausleger ist bei schweren Komponenten oder auf unwegsamem Terrain freilich die erste Wahl. „Dieser robuste Geländekran ist nahezu unverwüstlich“, erzählen uns die Kranfahrer vor Ort. „Zudem kann er seinen Mast auch mit angehängter Last teleskopieren. Bei Arbeiten an den Großgeräten ist diese Möglichkeit für uns ungemein wichtig.“ Übrigens: Der LRT 1100-2.1 hat einen alten LiebherrGeländekran abgelöst, der mehr als 30 Jahre lang in dem gewaltigen Loch seinen Job verrichtet und zum Schluss knapp 20.000 Betriebsstunden auf dem Buckel hatte.

Bringt Power in unwegsames Gelände - Der LRT 1100-2.1 mit seinem 50 Meter langen Teleskopmast liefert große Traglasten, die vor allem beim Hub schwerer Komponenten der gewaltigen Kohlebagger benötigt werden.
Bringt Power in unwegsames Gelände - Der LRT 1100-2.1 mit seinem 50 Meter langen Teleskopmast liefert große Traglasten, die vor allem beim Hub schwerer Komponenten der gewaltigen Kohlebagger benötigt werden.

„Sieben Granitblöcke in 20 Minuten“

Neu eingedeckt mit Hebewerkzeugen hat sich auch der Logistiker DB Port Szczecin in Stettin. Im Hafen der traditionsreichen Hansestadt an der Grenze zu Deutschland und über das Stettiner Haff mit der Ostsee verbunden, werden unter anderem mächtige Steinblöcke aus Granit umgeschlagen. Hier rollen gleich mehrere moderne LiebherrGeländekrane vom Typ LRT 1090-2.1 über die Terminals. Auf einem dieser weiß-grauen Riesen, die durch lange Gassen zwischen hunderten großen Steinquadern umherflitzen, sitzt Jarek Stańczyk. Mit einem vierköpfigen Team belädt der junge Mann wartende Lastwagen in beachtlich rascher Taktung mit diesen tonnenschweren Quadern und hebt die per Schiff eingetroffenen Steine vom Rolltrailer. Zeit für unsere Fragen oder ein schnelles Portraitfoto hat er erst mal keine. Das muss bis zur Mittagspause warten. Doch auch dann, beim Schnappschuss vor seinem Kran, berichtet er nur kurz und nicht ohne Stolz, dass er es mit seiner Maschine schafft, sieben der schwergewichtigen Ungetüme in nur 20 Minuten zu verladen. „Wenn ich dabei nicht umsetzen muss.“ Nach diesem Satz springt er ins Auto, in dem seine Kollegen schon ungeduldig, weil hungrig, auf ihn warten. Abfahrt zum Mittagessen.

Etwas mehr Zeit für uns findet Daiusz Szklar, Leiter der technischen Abteilung bei DB Port Szczecin. „Wir verladen zwar auch Betonfertigteile und anderes Stückgut, aber in der Hauptsache schlagen wir hier mit unseren hubstarken Liebherr-Geräten tatsächlich die schweren Granitblöcke um. Dafür benötigen wir natürlich leistungsstarkes Gerät, denn die größten haben immerhin ein Gewicht von 30 Tonnen“, erkärt er. „Den ersten Geländekran haben wir vor etwa fünf Jahren beschafft und setzen inzwischen drei dieser LRT 1090-2.1 ein. Die Krane sind super – bedienerfreundlich und effizient! Ob wir Kakaobohnen in großer Höhe in ein Lager heben oder Granit auf Lkws verladen: klasse Reichweite, bester Überblick auch durch die kippbare Fahrerkabine. Dazu zeichnen Schnelligkeit und hohe Stabilität die Geräte aus. Aus meiner Sicht wirklich nur Superlative.“

So viel großes Lob am Ende einer spannenden Reise freut uns natürlich. Dankeschön dafür. Oder besser gleich in der Landessprache: Dziękuję.

… nachgehakt!

Fast 40 Jahre können wir nun bereits auf die Geschichte von Liebherr in unserem Nachbarland Polen zurückblicken. Informationen und weitere Einblicke in die Tätigkeit dort gibt uns hier unter anderem Marceli Bednarek. Der Diplomingenieur ist Mitglied der Geschäftsführung der Vertriebs- und Servicegesellschaft von Liebherr in Polen (Liebherr-Polska sp. z o.o.) sowie deren Vertriebs- und Marketingdirektor. Außerdem ein alter Hase, denn seit über 35 Jahren ist er in Polen für Liebherr tätig. Befragt haben wir auch Bogdan Majek. Unser junger Kollege berichtet aus dem Praxisalltag eines Service-Technikers für Mobilkrane.

Herr Bednarek, wie stellt sich der Markt für Mobil- und Raupenkrane aktuell für Sie als Geschäftsführer der Liebherr-Polska dar?

Marceli Bednarek: Der polnische Markt entwickelt sich für uns wirklich sehr dynamisch. Das Land ist für unsere Firmengruppe einer der wichtigsten Märkte in Europa. Hinsichtlich Mobil- und Raupenkranen verzeichnen wir zunehmend großes Interesse an Neugeräten. Vor allem bonitätsstarke Kunden entscheiden sich mehr und mehr für den Kauf von neuen Kranen, nachdem in der Vergangenheit hauptsächlich secondhand nachgefragt war. Im vergangenen Jahr haben wir in Polen erstmals mehr Neukrane als Gebrauchtgeräte an unsere Partner ausgeliefert.

Was zeichnet ein polnisches Kranunternehmen aus?

Zunächst: Wir haben hier ein sehr breites Kundenspektrum. Dazu zählen private Unternehmen, die Dienstleistungen im Markt anbieten. Zudem viele kleine Firmen, die einige bis mehrere Dutzend Krane betreiben. Unsere größten Partner mit einer kompletten Mobilkran-Palette besitzen auch Raupenkrane mit einer Tragfähigkeit von 1.600 Tonnen. Traditionell zählen die großen Braunkohlebergwerke seit Jahrzehnten zu unserer Kundschaft. Genau wie die Häfen im Norden des Landes. Auch sie gehörten zu unseren ersten Geschäftspartnern in Polen, denn die erste große Lieferung mit 14 Geländekranen aus Ehingen ging in den 1980er-Jahren nach Danzig. Dies waren Geräte vom Typ LTL 1030 zum Umschlag von Stückgut.

Welche Unterstützung können unsere Kunden und Partner in Polen von Liebherr erwarten?

Unsere größte Stärke, von der unsere Kunden profitieren, ist die hervorragende Serviceorganisation von LiebherrPolska. Wir haben Standorte in der Nähe von Warschau, in Danzig sowie in Posen. Und natürlich unsere Hauptniederlassung hier im südpolnischen Ruda Śląska. In unserer großräumigen Montagehalle mit zwei Portalkranen – der stärkere hat eine Traglast von 20 Tonnen – sind wir hier in der Lage, viele Reparaturen unter perfekten Bedingungen durchzuführen. Seit Kurzem besteht für die Kranfahrer unserer Kunden sogar die Möglichkeit, via Mobiltelefon von der Baustelle aus Livebilder für die Fehlerdiagnose in unser Service-Zentrum zu senden und dadurch schnell und unmittelbar Hilfe zu bekommen. Im Übrigen sind unsere Servicefahrzeuge mit einem vollständigen Werkzeugsatz ausgestattet – einschließlich Spezialwerkzeugen für die Fehlersuche an Liebherr-Geräten und -Kranen. Auch bieten wir unseren Kunden hinsichtlich der Lieferung von Ersatzteilen durch extrem kurze Fristen schnellstmöglichen Support.

Herr Majek, wie schnell sind Sie als Service-Techniker bei unserem Kunden vor Ort, wenn er auf der Baustelle ein Problem mit seinem Kran hat?

Das kommt natürlich auch darauf an, wo sich der Kran befindet. Meine zehn Kollegen im mobilen Service und ich sind ja über ganz Polen verteilt. Ich bin in Nordwestpolen für die Woiwodschaften (Verwaltungsbezirke) Wielkopolskie, Pomorskie, Lubelskie und Dolnośląskie zuständig. In der Regel sind wir ab dem Zeitpunkt der Störungsmeldung innerhalb von ein bis drei Tagen beim Kunden. Zudem ist ja auch die Dringlichkeit der Lage ausschlaggebend.

Und wenn es mal richtig schnell gehen muss?

Dann versuchen wir selbstverständlich alles möglich zu machen, um unseren Kunden rasch zu helfen. Die am häufigsten benötigten Ersatzteile haben wir natürlich vorrätig. Dann kann ein Ersatzteil in Tagesfrist beim Kran sein. In extrem wichtigen und eiligen Fällen lassen wir Teile sogar mit dem Taxi vom Liebherr-Lager in Berlin direkt zu uns auf die Baustelle liefern. Das versetzt uns in die Lage, eine Reparatur innerhalb weniger Stunden und somit extrem schnell zu erledigen.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2023.

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