Kühlen und Gefrieren
Drei Gläser mit verschiedenen Weinsorten werden miteinander angestoßen. Im Hintergrund ein Weinregal.

Was ist die richtige Temperatur für Rotwein oder Weißwein?

Eigentlich weiß es ja jeder: Weißwein serviert man kalt, Rotwein bei Zimmertemperatur. Doch wirklich feinen Weinen wird man mit dieser Vereinfachung der Trinktemperaturen nicht gerecht. Warum nicht, das lesen Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Weißwein: 6–10 °C je nach Stil und Süße
  • Rosé: ca. 7 °C, komplexere Weine 1–2 °C wärmer
  • Leichte Rotweine: ca. 14 °C, Spätburgunder 16 °C
  • Körperreiche Rotweine: 18 °C, sehr schwere Weine max. 19–20 °C
  • „Rotwein bei Zimmertemperatur“ ist veraltet (heutige Zimmertemperaturen zu warm)

Wein und Temperatur: Kleine Unterschiede, großer Effekt

Für den perfekten Weingenuss kommt es auf einige wichtige Details an. Die korrekte Temperatur beim Servieren hat hier eine ganz besondere Bedeutung. Tatsächlich können gerade bei feinen und edlen Weinen schon wenige Grad Temperaturunterschied einen erheblichen Einfluss auf das Geschmackserlebnis haben. Kenner:innen und Gourmets verfügen daher meist über hochwertige Weinklimaschränke oder Weintemperierschränke mit unterschiedlichen Temperaturzonen. Doch welche Temperaturen sollte man hier einstellen? Grundsätzlich gilt: Je leichter, einfacher, jünger und süßer ein Wein ist, desto kühler sollte er üblicherweise serviert werden. Umgekehrt bedeutet dies, dass mit zunehmendem Körper, Komplexität und Reife auch die Temperatur höher sein darf.

Die optimale Temperatur für Weißwein

Zwei Gläser Weißwein und eine Weißweinflasche. Daneben grüne Trauben und ein Korkenzieher auf hölzernem Untergrund.

Sehr kalt, das bedeutet bei 6 °C, werden üblicherweise nur süße Schaumweine, wie beispielweise Moscato d’Asti serviert. Einfachere restsüße Weißweine, wie beispielsweise junge Kabinett-Rieslinge von der Mosel, schmecken bei 7 °C am besten. Trockene, nicht zu schwere Weißweine und auch Champagner sollte man bei 8 °C ins Glas bringen. Bei kraftvolleren Gewächsen, beispielsweise den großen Weißweinen aus Burgund oder fülligeren Chardonnays aus Kalifornien, darf es dann auch ein bis zwei Grad mehr sein. Dasselbe gilt für besondere hochwertige Jahrgangschampagner. Auch für Roséwein kann man die Regel anwenden: Für unkomplizierte, fruchtige und gegebenenfalls auch restsüße Weine dieser Art sind 7 °C ideal, bei komplexeren und hochwertigeren Gewächsen sollten man 1 bis 2 °C dazurechnen.

Auch Rotwein sollte nicht zu warm serviert werden

Zwei Weingläser werden mit Rotwein eingeschenkt. Im Hintergrund angerichtetes Essen auf einem Holzuntergrund.

Gerade bei leichten, fruchtbetonten Rotweinen wird hingegen häufig der Fehler begangen, diese zu warm zu servieren. Solche Weine, u. a. aus Sorten wie Trollinger, Schwarzriesling oder Portugieser, schmecken oft kellerfrisch, also bei rund 14 °C am besten. Spätburgunder – oder Pinot Noir, wie man in Frankreich sagt – werden klassisch bei 16 °C serviert. Diese Temperatur kann man entsprechend für fast alle mittelgewichtigen Rotweine einstellen. Nur wenn diese, wie beispielweise hochwertige Rotweine aus Burgund, durch Reife zusätzlich an Komplexität und Tiefe gewonnen haben, darf es dann auch 1 bis 2 Grad mehr sein. 18 °C ist dann die ideale Temperatur für körperreiche Rotweine mit aufrechter Struktur, also insbesondere Bordeaux, aber auch die großen Italiener wie Barolo oder Brunello di Montalcino.

Bei 19 °C fühlen sich die wirklich schweren Weine aus den heißeren Anbaugebieten wie Süditalien, Südfrankreich oder vielen Region Australiens am wohlsten. Wärmer als maximal 19 bis 20 Grad sollte aber auch Rotwein keinesfalls serviert werden. Dann tritt das Feuer des Alkohols zu sehr in der Vordergrund, die Transparenz des Aromas verschwimmt und gerade die für ein wirklich großes Gewächs so typische, weit aufgefächerte Vielschichtigkeit der Aromen fällt in sich zusammen.

Servieren von Rotwein mit Zimmertemperatur?

Die Volkweisheit der Zimmertemperatur für Rotwein kann man also getrost vergessen. Diese ist nämlich Jahrhunderte alt – und stammt damit aus einer Zeit, in der Zimmer maximal 19 °C warm wurden und keinesfalls wie heute üblich auf mindestens 22 °C beheizt werden.

Wein-Experte Frank Kämmer vor einem dunkelgrauen Hintergrund.

Der Autor

Frank Kämmer

Ich habe viele Jahre in der Spitzengastronomie gearbeitet und wurde in dieser Zeit zu den führenden europäischen Sommeliers gezählt. Im Jahr 1996 gelang es mir mit dem Titel eines „Master Sommeliers“ die höchste internationale Qualifikation meines Berufstandes zu erlangen. Ich bin heute hauptberuflich als Consultant in der internationalen Wein- und Gastronomiebranche tätig. Ebenfalls habe ich zahlreiche Bücher zum Thema Wein und Spirituosen veröffentlicht und wurde als erster Deutscher in den britischen Circle of Wine Writers aufgenommen.

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