
Was ist eigentlich Roséwein?
Roséwein ist im Trend und gerade im Sommer besonders beliebt. Doch wie wird diese Weinart eigentlich hergestellt? Nicht selten trifft man auf die scheinbar naheliegende Vermutung, hierbei würden sowohl weiße als auch blaue Trauben gekeltert, oder es handele es sich schlicht um eine Mischung aus Weißwein und Rotwein. Doch so einfach können und dürfen es sich die Winzer nicht machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Roséwein wird aus blauen Trauben hergestellt.
- Die Farbe stammt von den Traubenschalen.
- Kurze Maischegärung sorgt für eine leichte Färbung.
- Roséweine sind vergorene Rotweine mit kurzem Schalenkontakt.
- Rotling ist eine Mischung aus Rot- und Weißwein, kein Rosé.
- Champagner kann als Rosé bezeichnet werden, wenn er aus beiden Weinarten besteht.
Wie stellt man Roséwein her?
In Weinbars, Restaurants und Bistros, insbesondere aber auch auf sommerlichen Terrassen und beschwingten Gartenpartys, gilt “Pink” als die Modefarbe der Saison. Roséwein ist im Trend und insbesondere in der wärmeren Jahreszeit wird er gerne als erfrischender Allroundwein und bekömmliche Alternative zum Roten geschätzt. Doch wie wird der Roséwein eigentlich hergestellt?
Grundsätzlich gilt: Roséwein wird ausschließlich aus den blauen Trauben erzeugt, aus denen auch Rotweine gemacht werden. Diese blauen Trauben haben aber fast immer einen hellen, oftmals sogar farblosen Saft. Aber woher kommt dann die dunkle Farbe? Diese Frage ist leicht erklärt, denn die blauen und roten Farbstoffe stecken in den Traubenschalen.
Um die Herstellung des Roséweines zu erklären, muss man sich zunächst die Rotwein- und Weißweinerzeugung genauer anschauen: Bei der Rotweinerzeugung werden einfach die Traubenschalen mitsamt dem Saft vergärt, um so deren Farbe auszulösen. Man nennt dies dann eine Maischegärung. Im Gegensatz dazu spricht man bei der Weißweinherstellung von einer reinen Mostgärung. Hier wird nur der Saft der Traube, also ohne die Schalen, vergoren.
Das Auslösen der Farbstoffe aus der Maische für einen Rotwein dauert üblicherweise einige Tage. Wenn man nun aber diesen Prozess bereits nach ein paar Stunden unterbricht, konnte bis dahin nur ein wenig Farbstoff aus den Schalen ausgelöst werden. Der dann ohne die Schalen weitergärende Most hat also nur eine leichte, hellrote Färbung angenommen und kann somit schließlich als Roséwein abgefüllt werden.

Kann man Rot- und Weißwein mischen, um Roséwein zu erzeugen?
Die Methode mit dem Mischen gibt’s tatsächlich. Rosafarbene Weine werden genau aus dieser Mischung erzeugt. Diese Weinart darf aber nicht als Rosé bezeichnet werden, sondern trägt in Deutschland den etwas seltsam klingenden Namen Rotling. Zu dieser Kategorie zählen beispielsweise der Schillerwein in Württemberg oder der Rotgold in Baden.
Roséweine im eigentlichen Sinne sind also nur vergorene Rotweine, mit kurzem Kontakt zu Traubenschalen. Lediglich ein Wein bildet eine Ausnahme: Beim Champagner darf die Bezeichnung Rosé tatsächlich auch verwendet werden, wenn der Grundwein aus einer Mischung von Weiß- und Rotwein besteht. So gibt es durchaus Rosé-Champagner, die fast ausschließlich aus der weißen Chardonnay-Traube erzeugt wurden und denen man lediglich ein paar Prozent Rotwein zur Färbung und zur geschmacklichen Abrundung beigefügt hat.

Der Autor
Frank Kämmer
Ich habe viele Jahre in der Spitzengastronomie gearbeitet und wurde in dieser Zeit zu den führenden europäischen Sommeliers gezählt. Im Jahr 1996 gelang es mir mit dem Titel eines „Master Sommeliers“ die höchste internationale Qualifikation meines Berufstandes zu erlangen. Ich bin heute hauptberuflich als Consultant in der internationalen Wein- und Gastronomiebranche tätig. Ebenfalls habe ich zahlreiche Bücher zum Thema Wein und Spirituosen veröffentlicht und wurde als erster Deutscher in den britischen Circle of Wine Writers aufgenommen.


