
Warum ändert sich der Weingeschmack mit der Zeit?
Das kennt wohl so mancher Weinliebhaber: Nicht selten kann man sich nur darüber wundern, dass jene Weine, die einem vor ein paar Jahren noch gut geschmeckt haben, nun so gar nicht mehr zu den aktuellen Vorlieben passen. Doch warum verändert sich eigentlich unser Weingeschmack über die Jahre?
Das Wichtigste in Kürze
- Weingeschmack ist komplex: Er wird im Gehirn verarbeitet, nicht nur durch Gaumen und Nase.
- Einflüsse auf den Geschmack: Emotionen und kulturelle Hintergründe beeinflussen, wie wir Wein wahrnehmen.
- Präsentation zählt: Die Art, wie Wein präsentiert wird, beeinflusst unsere Meinung darüber.
Weingeschmack – Inhaltsverzeichnis
Welche Faktoren bestimmen unseren Geschmack?

Unser Gehirn bewertet, ob ein Geschmack positiv oder negativ ist.
Der Schlüssel liegt darin, dass wir keinesfalls mit unserem Gaumen oder unserer Nase „schmecken“ – sondern vielmehr mit einem bestimmten Areal der Großhirnrinde.
Zunge und Nase sind lediglich „Antennen“. Sie nehmen die Signale auf und leiten sie an das Geruchs- und Geschmackzentrum in unserem Gehirn zur Verarbeitung weiter. Erst dort analysiert unser Gehirn die Impulse, nimmt diese als bestimmten Geschmack wahr und bewertet sie positiv oder negativ.
Wie beeinflussen Erfahrungen unseren Weingeschmack?

Der Weingeschmack kann sich über die Zeit ändern.
Unser Weingeschmack ist keinesfalls physiologisch bedingt, sondern von kognitiver Verarbeitung im Gehirn abhängig. Und eben diese unterliegt durchaus sich verändernden Einflüssen.
Insbesondere Erfahrungen, aber auch Erwartungen und kulturelle Prägung können maßgeblich dazu beitragen, ob uns ein Wein nun „gut“ oder „schlecht“ schmeckt. Und selbst eine emotionale Konditionierung kann erheblichen Einfluss auf unsern Weingeschmack haben.
So wird ein fruchtiger italienischer Prosecco aus einer schick designten Flasche sicherlich vielen Weinfreunden gut schmecken. Das gleiche Produkt aus einer hässlichen Literflasche serviert und auf dem Etikett als moldawischer Perlwein bezeichnet, würde wahrscheinlich so manchem deutlich weniger gut gefallen.

Der Autor
Frank Kämmer
Ich habe viele Jahre in der Spitzengastronomie gearbeitet und wurde in dieser Zeit zu den führenden europäischen Sommeliers gezählt. Im Jahr 1996 gelang es mir mit dem Titel eines „Master Sommeliers“ die höchste internationale Qualifikation meines Berufstandes zu erlangen. Ich bin heute hauptberuflich als Consultant in der internationalen Wein- und Gastronomiebranche tätig. Ebenfalls habe ich zahlreiche Bücher zum Thema Wein und Spirituosen veröffentlicht und wurde als erster Deutscher in den britischen Circle of Wine Writers aufgenommen.


