Tandemhub bei Nacht mit minimaler Kranstellfläche
In Aarwangen in der Schweiz muss eine 110 Jahre alte Eisenbahnbrücke erneuert werden. Eigentlich wäre es recht komfortabel für die Brückenbauer, das zu erneuernde Bauwerk von der benachbarten, parallel laufenden Brücke aus zu demontieren und neu zu errichten. Allerdings ist diese mit sieben Metern zu schmal für die meisten Mobilkrane mit ausreichend Tragkraft.
VarioBase ermöglicht Brückenbau

Ein Segment der 110 Jahre alten Fachwerkkonstruktion wird demontiert.
Die Lösung für die extrem schmale Kranstellfläche ist VarioBase – die Variable Abstützbasis von Liebherr. Mit dem innovativen Abstützsystem kann jede einzelne Kranabstützung beliebig weit ausgefahren werden, während die Kransteuerung permanent die maximalen Traglastwerte ermittelt.
Der schweizerische Kranbetreiber Senn erledigt den Job mit seinen Mobilkranen LTM 1160-5.2 und LTM 1130-5.1. Beide sind mit VarioBase ausgestattet und können problemlos auf der schmalen Brücke für die nächtlichen Tandemhübe aufgestellt werden.
Herausforderungen und Lösungen im Einsatz

Zentimetergenaue Ausrichtung der Lastverteilerplatten
Eigens für diesen Einsatz angefertigte Lastverteiler-Platten werden unter die Abstützungen gelegt. Sie sorgen für eine optimale Verteilung der Stützdrücke auf das Brückenbauwerk.

Flexible Ausfahrzustände der Abstützholme
Die Senn AG platziert die Krane seitlich am Rand der Fahrbahn und stützt sie auf der lastabgewandet Seite variabel ab: die Stützen werden auf nur 19 Prozent ausgefahren. Auf der Montageseite der Krane bleibt ausreichend Platz, um die Schiebeholme maximal auszufahren.
Gleichzeitig sind die Mobilkrane so ausgerichtet, dass die Teleskopausleger beider Krane beim Absetzen der Last genau über den jeweils komplett ausgefahrenen hinteren Abstützungen stehen. Die beiden Liebherr-Krane erreichen dadurch maximale Tragkräfte.

Hochkonzentriert: der Kranfahrer folgt den Anweisungen der Monteure
Jeweils ab Mitternacht wird die Flussquerung für den Verkehr gesperrt. Ein Tieflader liefert pro Nacht ein Bauteil der neuen Eisenbahnbrücke an und setzt es auf der Autobrücke ab. Da weder Zeit noch Platz zur Verfügung sind, um die Krane auf der Brücke zu rüsten, rollen diese mit aufgerichtetem Mast und bereits ballastiert zu ihrem Einsatzort.
Die beiden Fünfachs-Mobilkrane positionieren sich jeweils an den Enden der 25 Meter langen Brückenteile. Nach Anschlagen und Aufnahme der Last werden noch einmal die Stützdrücke der Kranabstützungen kontrolliert, bevor die knapp 50 Tonnen Stahl über den Fluss geschwenkt und auf Pfeiler, Hilfspfeiler und Widerlager abgesenkt werden.
Job erledigt

Der Liebherr-Mobilkran LTM 1160-5.2, links im Bild, montiert zusammen mit dem LTM 1130-5.1 eines von vier Brückensegmenten der neuen Eisenbahnbrücke in Aarwangen.
Nur etwa eine Stunde benötigen Kranfahrer und Stahlbauer der Senn AG für den passgenauen Einbau eines Brückensegments. Insgesamt dauert die Demontage der alten, 1906 errichteten Fachwerk-Konstruktion vier Nächte. Nach den Arbeiten zur Renovierung des Flusspfeilers und der Widerlager wird die neue, 100 Meter lange und als Vollwandkonstruktion gefertigte Trogbrücke in ebenfalls vier Nachteinsätzen montiert.