Eine passende Lösung

Wenn es um seine Überzeugung geht, kann Peter Gibbs sehr hartnäckig sein. „Das funktioniert doch nicht, ist unwirtschaftlich und nur das Hirngespinst einiger Alternativer …“ Es fehlte nicht an Vorbehalten und Skepsis, als er als Geschäftsführer des größten unabhängigen Mobilkranverleihers im Vereinigten Königreich vor einem Jahr die radikale Entscheidung traf, die gesamte Flotte von mehr als 400 Mobilkranen auf eine umweltfreundliche Alternative zu Diesel umzustellen. Mit der Umstellung auf hydriertes Pflanzenöl (HVO), das aus pflanzlichen Abfällen hergestellt und ähnlich wie herkömmlicher Diesel verwendet wird, wagte Ainscough einen Schritt ins Ungewisse für die Kranverleihbranche.

Peter Gibbs, Geschäftsführer von Ainscough Crane Hire Limited
Peter Gibbs, Geschäftsführer von Ainscough Crane Hire Limited

„Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist für die Energiewende unvermeidlich. Die Gesetzgeber haben dafür national und international bereits die Weichen gestellt. Da der Nachweis von einer CO₂-Reduzierung jetzt erforderlich ist, legen die Kunden zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Es stellt sich also die Frage, welcher Technologiepfad zur Erreichung der Klimaziele am geeignetsten ist“, erklärt Gibbs. „Hier wollten wir nicht abwarten, was passiert, sondern eine Lösung finden, die zu uns, unseren Aufgaben und unseren Kranen passt. Klimaschutz begreifen wir dabei nicht als Einschränkung, sondern vielmehr als Chance für unser Unternehmen, unsere Mitarbeitenden und unsere Kunden.“

Von Pflanzen angetrieben

Die klare Zwischenlösung heißt für Ainscough HVO – ein Kraftstoff, der wie Diesel funktioniert, dabei aber nicht fossile, sondern rein pflanzliche Energie aus Speiseresten, Pflanzenfetten oder pflanzlichen Abfällen nutzt. Dazu wird in der Herstellung das gewonnene Pflanzenöl in einer katalytischen Reaktion unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt, die einen Verbrennungsmotor antreiben können und dabei die CO₂-Emissionen um rund 90 Prozent reduzieren. „Der große Vorteil: Der Dieselmotor funktioniert weiter wie gehabt – nur eben klimafreundlicher“, erklärt Peter Gibbs. Am Kran sind keine Anpassungen erforderlich. Wichtig ist, dass die Infrastruktur zur Versorgung mit HVO aufgebaut wird.

Parallel zu den Tests von Liebherr führte Ainscough im Jahr 2021 einen Betriebsversuch mit HVO durch, sagt Gibbs. „Nach dem Erfolg dieser Studie und im Einklang mit unseren Werten haben wir uns 2021 entschlossen, bis Oktober 2023 nachweislich das erste klimaneutrale Unternehmen in unserer Branche zu sein. Dazu mussten wir die Umstellung von Anfang an ganzheitlich angehen und unser landesweites Netz von 30 Standorten mit über 400 Kranen sowie der größten Schwertransportflotte im Vereinigten Königreich auf HVO umstellen.“ Dies wurde für die gesamte betriebstechnische Ausrüstung innerhalb von drei Monaten bis April 2022 abgeschlossen.

Dabei sei Ainscough entgegengekommen, dass der Fuhrpark ausschließlich aus Liebherr-Mobilkranen besteht. Schon seit 2006 arbeiten beide Unternehmen eng zusammen. So wusste Peter Gibbs bei all den mit HVO verbundenen technischen und infrastrukturellen Anpassungen mit Liebherr „einen zuverlässigen und mitdenkenden Partner“ an seiner Seite. Und umgekehrt, so der technikaffine CEO: „Unsere 70 Ainscough-Ingenieure sind längst auch ausgewiesene Liebherr-Experten mit umfassenden Systemkenntnissen. Dies bringt unseren Kunden sofort ein sicheres, zuverlässiges, hochwertiges und umweltfreundliches Dienstleistungsangebot.“

Als sehr schweres Gerät gehören Mobilkrane zu den größten CO₂-Emittenten auf einer Baustelle. Das machen allein schon die Dimensionen eines solchen Krans ersichtlich. Der LTM 1230-5.1, der jüngste Neuzugang im Ainscough-Fuhrpark, ist ein 5-Achser mit einem 75 Meter langen Teleskoparm und einer Hubkapazität von bis zu 230 Tonnen. Auch der arbeitet jetzt mit HVO.

Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt und macht unser Unternehmen zukunftssicher.

Peter Gibbs, Geschäftsführer von Ainscough Crane Hire Limited

Eine erfolgreiche Partnerschaft

„Liebherr war schon immer sehr proaktiv und kooperativ bei der Identifizierung und Entwicklung von Lösungen zur Emissionsreduzierung, etwa bei der Ein-Motor-Technologie, der Reifendrucküberwachung oder der Anzeige der Rüstzustände auf dem LICCON-Motor. Bei der Umstellung auf HVO hat uns sehr geholfen, dass Liebherr diese Kraftstoffvariante schon ausgiebig erprobt hat und sehr aussagekräftige Dokumentationen für unseren Entscheidungsprozess beisteuern konnte. Liebherr konnte hier eine richtige Vorreiterrolle einnehmen und so etwas bewegen“, berichtet Gibbs.

„Für den Erfolg unseres ‚Game-changing‘-Projekts war zudem mit ausschlaggebend, dass Liebherr bereit war, sich auf die Zusammenarbeit einzulassen und selbst Zeit und Geld zu investieren, um die HVO-Lösungen marktreif zu bekommen. Damit liegt Liebherr ganz auf der Linie unserer eigenen Unternehmenswerte und wird dadurch zu einem Partner erster Wahl.“

Noch sind die Verfügbarkeiten und Herstellungskapazitäten von HVO begrenzt und es keimt immer wieder die Sorge auf, dass Biokraftstoffe in eine nicht gewollte Nahrungsmittelkonkurrenz treten, wenn dann eben doch nicht nur pflanzliche Abfälle verwertet werden. So gibt es derzeit noch keine eigenen Raffinerien in Großbritannien. „Wir beziehen den Kraftstoff von einem speziellen ‚Green HVO‘-Lieferanten, der über eine unabhängige Prüfung garantiert, dass wir nur HVO aus erneuerbaren Quellen verwenden“, betont Gibbs. Auf dieser Grundlage habe Ainscough mittlerweile alle seine Kran- und Lkw-Dieseltankstellen auf HVO umgestellt und damit ein HVO-Netz mit 30 Standorten geschaffen – das erste in Großbritannien. Das wecke Interesse auch bei den Kunden. „Wir haben schon Nachfragen, ob und wie unser HVO-Netz im Vereinigten Königreich künftig auch ihren weiteren Kraftstoffbedarf decken könnte.“

Für Peter Gibbs ist all dies Bestätigung und Anspruch zugleich, dass Ainscough seiner Zeit immer ein Stück voraus sein sollte. Dazu passt auch, dass das erste große Ziel vorzeitig erreicht wurde. „Im April 2022 konnte unser Unternehmen mit Stolz verkünden, dass die CO₂-Emissionen durch HVO und einige zusätzliche Maßnahmen um 96 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr) gesenkt werden konnten, was uns in Verbindung mit einem kleinen Ausgleichspaket in die Lage versetzt hat, als erstes nationales Kranunternehmen der Welt eine 100 Prozent klimaneutrale Betriebsrate zu erreichen. Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt und macht unser Unternehmen zukunftssicher.“

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