
4 Minuten - Magazin 01 | 2025
Nichts ist unmöglich
Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Für den Bau und die Wartung von Förderanlagen werden unter anderem auch viele Krane benötigt. Über hundert Mobil- und Raupenkrane aus unserem Ehinger Liebherr-Werk sind in dem riesigen zentralasiatischen Land im Einsatz.
LTM 1650-8.1 auf neuen Wegen nach Kasachstan
Vor kurzem hat Tengizchevroil, eine der führenden Ölgesellschaften Kasachstans, den leistungsstarken LTM 1650-8.1 in seine Flotte aufgenommen. Der Transport des Krans über 4.000 Kilometer zu seinem Bestimmungsort erwies sich als eine große logistische Herausforderung.

Separate Fracht: Der Teleskopausleger startet seine 4.000 Kilometer lange Reise auf einem eigenen Tieflader.
„In der Vergangenheit erfolgte die Lieferung unserer Krane von Ehingen nach Kasachstan multimodal. Mobilkrane und deren Ausrüstung wurden auf Breitspurwaggons umgeladen, um eine reibungslose Bahnfahrt nach Kasachstan zu gewährleisten“, erklärt Jens Bachmann, Teamleiter Kranversand.
„Dieses Mal mussten wir eine Alternative zur üblichen Route finden und neue Transportmöglichkeiten erkunden“, fügt seine Kollegin Melanie Spomer hinzu. „In enger Zusammenarbeit mit unserer Spedition, der CIS+ International GmbH, haben wir verschiedene Möglichkeiten analysiert und schließlich eine praktikable Lösung gefunden. Sie ist zwar komplexer als bisher, aber sie ermöglichte es uns, eine erfolgreiche Lieferung sicherzustellen.“

Rückgerüstet: LTM 1650-8.1 ist im Ehinger Werk zu Abfahrt bereit. (v.l.n.r.) Jens Bachmann, Melanie Spomer, Alexandr Gritsov, Charlotte Liebherr.
Grundgerät auf 60 Tonnen reduziert
„Wir wollten so weit als möglich Bahn und Schiff nutzen. Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit stehen dabei im Fokus“, so Jens Bachmann. „Da allerdings die Größe des LTM 1650-8.1 den Bahntransport nicht zulässt, haben wir das Grundgerät und die Ausrüstung getrennt.“
Es zeigte sich als vorteilhaft, den Ausleger des LTM 1650-8.1 komplett abzunehmen, um das Gewicht des Grundgeräts auf 60 Tonnen zu reduzieren. Da diese Variante häufig Vorteile beim Transport des 8-Achsers hat, ist sie bereits konstruktiv berücksichtigt. So fuhr das Grundgerät auf eigener Achse nach Antwerpen und dort auf ein Schiff, das Kurs über den Atlantik und das Mittelmehr nach Liman bei Istanbul nahm. In diesem türkischen Hafen wurde es auf einen Tieflader verladen. Huckepack ging es dann auf Straßen durch die Türkei, Georgien und Aserbaidschan bis Baku. Dort im Hafen fuhr das komplette Gespann auf eine Fähre, die es über das Kaspische Meer nach Kasachstan brachte. Die letzten Kilometer bis zum Zielort Kulsary legten Tieflader mit Grundgerät auf der Straße zurück.

Auf Rolltrailer Im Hafen von Konstanza warten die Ausrüstungskomponenten auf die Fähre.
Kranausrüstung nimmt andere Route
„Bei der Ausrüstung haben wir uns für einen anderen Weg entschieden“, erklärt Melanie Spomer. „Insgesamt 19 Lkw fuhren von Ehingen und Ahaus an der niederländischen Grenze, wo der Kranballast abgeholt wurde, durch Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien zum Hafen Konstanza. Dort wurde auf Rolltrailer umgeladen, die die Ausrüstung auf eine Fähre fuhren. Per Schiff ging es dann durch das Schwarze Meer nach Poti. In dieser georgischen Hafenstadt wurde die Ausrüstung auf Bahnwaggons verladen, die die wertvolle Fracht nach Baku in Aserbaidschan brachten. Die kompletten Waggons verschwanden im dortigen Hafen in einer Eisenbahnfähre, die das Kaspische Meer kreuzte und sie in Kasachstan wieder auf festen Boden entließ. Ohne Umladen ging es schließlich auf Schienen zum Kunden nach Kulsary.“

Breitspur: Auf Bahnwaggons durch Asien.
Herausforderung gemeistert! „398 Tonnen Kran und Zubehör kamen wohlbehalten bei Kunden an“, freut sich Jens Bachmann. „Wir mussten neue Wege gehen und letztendlich hat alles funktioniert. Natürlich gibt es noch Verbesserungspotential aber wir haben viel gelernt.“
„Und es hat sich wieder gezeigt, dass ein gutes Team scheinbar Unmögliches möglich machen kann. Danke an unsere Versandabteilung, unsere Spedition, unsere Liebherr-Monteure in Aserbaidschan, die die Verladung der Ausrüstung in Poti unterstützten, sowie an die Monteure unserer Vertretung Caspian Kran Service LLP, die den LTM 1650-8.1 bei Tengizchevroil aufgebaut haben“, ergänzt Alexandr Gritsov, der bei Liebherr für den Vertrieb in Kasachstan zuständig ist.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2025.


