
5 Minuten - Magazin 01 | 2025
Vom Rollen und Heben
Riadh Tarsim ist Geschäftsführer von ATM Levage in Valenton bei Paris. 1996 als Transportunternehmen gegründet, erweiterte Riadh das Leistungsspektrum 2008 um Kranvermietungen. Transport- und Hubeinsätze sind jedoch nicht die einzige Leidenschaft des 51-jährigen Familienvaters, sondern auch der Spitzensport.
Als Athlet im Behindertensport wurde er 2018 Vizemeister im Paracycling (Kategorie H3) sowie zweifacher Weltmeister in 2021 und 2022, außerdem gewann er 2020 die Silbermedaille bei den Paralympics in Tokio 2020. Wir sprachen mit ihm darüber, wie man Herausforderungen angeht.

Riadh Tarsim bei den Kundentagen 2024 in Ehingen.
Als wir das Interview führen, knallt die Juni-Sonne auf die Betonfläche hinter dem Liebherr-Reparaturzentrum. Hunderte Kundentagsbesucher bestaunen die Produktneuheiten aus Ehingen. Nur wenige Meter entfernt von uns glänzt auch ein schwarzer LTR 1060 im Licht – er ist der Neuzugang in Riadh Tarsims Kranflotte. „Als wir bei ATM Levage in die Kranvermietung eingestiegen sind, habe ich mit zwei gebrauchten Maschinen angefangen. Ein Jahr später habe ich drei neue Krane von Liebherr gekauft. Und seitdem? Bin ich zufriedener Kunde von Liebherr“, lacht Riadh.
Mit Leidenschaft bei der Sache
Mittlerweile hat das Unternehmen insgesamt rund 90 Maschinen in seinem Fuhrpark – neben verschiedensten Kranen beispielsweise auch Spinnenbühnen, Lkw-Arbeitsbühnen, Raupen-Arbeitsbühnen, Mini-Elektro- und -Spinnenkrane und nicht zu vergessen Raupenkrane von 60 bis 80 Tonnen. So stellt ATM Levage ein umfassendes Hebetechnik-Angebot sicher und kann allen Bedürfnissen seiner Kunden gerecht werden. Neben dem Chef persönlich sind dafür auch 160 Mitarbeitende im Einsatz – allesamt mit Herzblut. Fragt sich, wie schafft man es, neben dem Vollzeitberuf auch noch Eliteathlet zu sein. Wohlgemerkt, Riadh ist seit neun Jahren Mitglied in der französischen Handbike-Nationalmannschaft. „Das ist ganz einfach: Es ist die Leidenschaft. Ich nehme mir die Zeit, um die Dinge richtig zu machen – in allen Bereichen. Wenn ich Handbike fahre, dann bin ich im Sport-Modus. Wenn ich im Büro bin, dann arbeite ich. Und wenn ich mit meiner Familie zusammen bin, dann widme ich meine Zeit ihr.“

Vor den Olympischen Spielen: Aufbau der Tribünen für das Behindertenfußballturnier: CECIFOOT hinter dem Eiffelturm.
Achtsamkeit ist hier das Stichwort. So schafft es der Vater dreier Söhne jeden Tag für mindestens zwei bis drei Stunden auf dem Handbike zu verbringen. Am Wochenende sogar mehr. Vielleicht ist es auch der starke Wille, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern, sowie ein klares Ziel vor Augen zu haben: „Oft kommen die Leute zu mir und sagen, dass sie ein Problem haben. Ich antworte dann, dass ich die Lösung habe. Manchmal sind sie von meiner Antwort erst überrascht, aber sie wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Von Vorteil ist auch, dass wir entsprechend in unseren Maschinenpark investieren und sehr breit aufgestellt sind – damit heben wir uns in der Branche hervor und können auf alle Hub-Anforderungen reagieren.“
Herausforderungen als Chance begreifen
Ein entscheidendes Ereignis, diese unternehmerische Strategie zu verfolgen, war die Wirtschafts- und Immobilienkrise von 2008. Die wusste Riadh sinnvoll zu nutzen. „Viele Unternehmen haben die Krise nicht überstanden. Damit uns das nicht auch passiert, musste ich unser Portfolio diversifizieren. Also studierte ich Krane – vom Antriebsstrang bis zum Ausleger. Da ich seit einem Ski-Unfall vor 29 Jahren im Rollstuhl sitze, konnte ich meinen ersten Kran nicht fahren. Aber ich musste jedes Detail kennen, um die richtige Kaufentscheidung zu treffen.“ Und das ist ihm gelungen.

So sind Riadh und seine Mannschaft jeden Tag mit neuen spannenden Projekten beschäftigt. Eines davon ist die Montage von Stützmasten mit einem LTM 1120-4.1 für die erste Seilbahn der Region Île-de-France im Département Val-de-Marne. Fünf Stationen soll sie in 2025 anfahren und die Vorstadtbewohner schnell zur nächsten U-Bahn bringen.
Auch an der Baustelle „Grand Paris Express“, der neuen Métro der Superlative, war ATM Levage mit verschiedensten Transportgeräten und einer Bandbreite an Konfigurationen beteiligt, sowie bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt. „Zwar bin ich 2024 nicht bei den Paralympics angetreten, aber ich habe das olympische Feuer in meine Stadt getragen und wir haben beim Bau des Athleten-Dorfs mitgewirkt. Auch im Stade de France sowie im neuen Wassersport-Stadion haben wir einige Hübe durchgeführt.“
Und was steht als nächstes an? Ob im Berufs- oder Privatleben: Riadh wird sich weiterhin allen Herausforderungen stellen. „Sport ist das beste Mittel, um dabei erfolgreich zu sein.“
Steckbrief
- Name: Riadh Tarsim
- Geboren: 22. Oktober 1973
- Weltmeisterschaft 2018 in Maniago, Italien: Silber im Paracycling auf der Straße
- Sommer-Paralympics 2020 in Tokio, Japan: Silber
- Weltmeisterschaft 2021 in Cascais, Portugal: Gold im Paracycling auf der Straße
- Weltmeisterschaft 2022 in Baie-Comeau, Kanada: Gold im Paracycling auf der Straße
- Weltmeisterschaft 2024 in Zürich, Schweiz: 4. Platz im Zeitfahren
- Mehrere französische Meistertitel im Zeitfahren und im Paracycling auf der Straße
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2025.


