
4 Minuten - Magazin 02 | 2025
Der Kranosaurus aus Hambach
Im Tagebau Hambach gibt es einen Kranosaurus: Hochbetagt, mit nahezu 30 Jahren auf dem Buckel, stellt er vieles in den Schatten. Er stammt aus der Kreidezeit der Kranentwicklung, ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen. Er lässt sich nicht unterkriegen, man könnte meinen, der Zahn der Zeit scheint ihn zu übersehen. Das Relikt scheint überirdische Kräfte zu haben, ist es doch bis heute aktiv, muskulös und flink unterwegs.
Ein drittes Kranleben
Sie haben es bestimmt schon erraten – wir reden vom LTL 1160. Einem Geländekran, den Liebherr nur ein einziges Mal gebaut hat und der seit 30 Jahren der stärkste bereifte Geländekran der Welt ist. „Der LTL 1160 ist ein großartiges Gerät und wir sind stolz darauf, dass er uns bis heute wertvolle Dienste leistet“, erzählt Matthias Wasel, Geschäftsführer bei der Wasel GmbH.

Bei seiner Erstauslieferung im Jahr 1997 übernahm Rheinbraun, Tochter der RWE AG, den Geländekran LTL 1160 von Liebherr. Seither ist das Unikat unermüdlich im Einsatz.
Das passiert natürlich nicht ohne eine gute und liebevolle Pflege – vor allem seitens der Eigentümer, aber auch in Zusammenarbeit mit uns als Entwickler und Hersteller. So verbrachte der LTL 1160 im Jahr 2024 mit inzwischen über 26.000 Betriebsstunden im Unterwagen und 40.000 im Oberwagen einige Monate in unserer Werksniederlassung in Oberhausen. „Zum zweiten Mal führten wir eine Generalüberholung an dem LTL 1160 bei uns durch. Es war eine große Herausforderung und ein tolles Miteinander bei einem außergewöhnlichen Projekt“, berichtet Walter Rutenberg, Leiter der Werkstattadministration der Liebherr- Niederlassung in Oberhausen.

Übergabe des frisch überholten LTL 1160 (von links nach rechts): Arber Haxhija (Wasel), Gerd Spankowski (Liebherr), Matthias Wasel, Christopher Neuhaus und Jan Tuckermann (Wasel) bei der symbolischen Schlüsselübergabe im Tagebau Hambach.
Die erste Generalüberholung des Geländekrans wurde im Jahr 2011 durchgeführt. Beide Male wurde das Gerät komplett demontiert. Komponenten wie Motoren, Zylinder, Getriebe wurden überholt und instandgesetzt, elektrische Leitungen und Schläuche erneuert und schließlich wurde der Koloss komplett neu lackiert an Wasel wieder ausgeliefert. Matthias Wasel schildert: „Der LTL 1160 leistet wertvolle Dienste bei uns im Tagebau und ist mit einem Standardkran nicht zu vergleichen. Wir sind dankbar, dass die zweite Generalüberholung für diesen Sonderkran möglich war und uns dieses Unikat weiterhin treue Dienste leisten kann.“

Demontiert bis auf das Skelett: Die Spezialisten von Liebherr bauten den Geländekran für die Generalüberholung komplett auseinander.
Entwickelt wurde der LTL 1160 als größtes Exemplar der damaligen Liebherr-Geländekran-Baureihe. Dabei bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen Rheinbraun als Betreiber des Tagebaus, Wasel als Kranbetreiber und Liebherr. 1997 wurde der LTL 1160 zunächst an Rheinbraun verkauft. Wasel übernahm den Gebrauchtkran schließlich im Jahr 2004.

Trotz der technischen Fortschritte ist der LTL 1160 bis heute das Maß der Dinge, was Geländegängigkeit und Tragkraft im Verhältnis angehen.
Matthias Wasel erinnert sich an die Entwicklungsprozesse: „Aus der engen Zusammenarbeit entstand ein Kran, der den speziellen Anforderungen und Lastfällen im Tagebau gerecht wurde. Die Traglastwerte reichen teilweise an einen Kran der 250-Tonnen-Klasse. Er verfährt mit seinem kompletten Ballast im Gelände und ist trotz der schwierigen Bedingungen im Tagebau wenig anfällig. Das zeugt von der hohen Qualität des Krans.“

Porentief rein: Jedes Detail des LTL 1160 wird fein gesäubert.
Das bestätigt auch Gerd Spankowski, Leiter der Liebherr- Werksniederlassung in Oberhausen, der den Kran schon seit vielen Jahren kennt: „Im Tagebau ist die Arbeitsumgebung generell schmutzig und feucht – das ist kein einfaches Milieu. Der LTL 1160 fährt hier grundsätzlich mit vollem Ballast und einem Gesamtgewicht von 121 Tonnen.

Endmontage: Der finale Zusammenbau des LTL 1160 nach seiner Generalüberholung im Jahr 2024 erfolgte vor Ort im Tagebau Hambach.
Das Gerät muss regelmäßig von der obersten in die unterste Sole fahren und dabei etliche Höhenmeter überwinden. Hier zeigt sich die Robustheit insbesondere von Motor und Getriebe. Und genau diese Robustheit, seine Einsatzstärke und vor allem auch die Zuverlässigkeit insgesamt machen den Kran unschlagbar.“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2025.


