
6 Minuten - Magazin 02 | 2025
Hochspannung
Im vergangenen Herbst hatten sieben große Liebherr-Mobilkrane einen bemerkenswerten Einsatz in Süddeutschland zu erledigen. Die Krane – allesamt vom Typ LTM 1650-8.1 – haben zeitgleich vier gewaltige Masten einer bestehenden Starkstromleitung angehoben.
18 Liebherr-Mobilkrane verstärken Stromtrasse
Die Gittertürme mussten im unteren Bereich mit großen Zwischenstücken versehen oder neu aufgebaut werden, um den Bodenabstand der stromführenden Leitungen sowie die Kapazität der Stromtrasse zu vergrößern. Für diese Montagen an den Freileitungsmasten standen zahlreiche kleinere LTM-Mobilkrane auf den Baufeldern bereit. Wegen der erforderlichen Stromabschaltung starteten an allen vier Stellen die Arbeiten zur gleichen Zeit. Insgesamt 18 Liebherr-Geräte haben diesen mehrtägigen Einsatz erfolgreich und fristgerecht abgeschlossen. Den spektakulären Job haben wir für Sie begleitet.

Nur der LTM 1650-8.1 von AKM musste „seinen“ Strommast ganz alleine heben. Auf den anderen drei Baufeldern packten die Großkrane im Tandemhub an. Hier errichteten kleinere Liebherr-Mobilkrane einen komplett neuen Unterbau für den Hochspannungsmast.
Eine logistische Herausforderung ersten Ranges: Nichts anderes war es, was neben schwerer Lasten bei diesem Einsatz nordöstlich von München zu bewältigen war. Eine Herausforderung, die Sven Bauer, Geschäftsführer der AKM Autokranvermietung aus dem Raum München, zu meistern hatte. „Die Synchronhübe hier sind der Abschluss eines Großprojekts, bei dem wir insgesamt 15 Masten dieser Stromtrasse vergrößert haben“, erklärt Bauer, der mit seinen Kranen seit Monaten immer wieder an der Hochspannungsleitung im Einsatz war. „Heute muss ich auf allen vier Baustellen sein, um zu gewährleisten, dass alles reibungslos funktioniert.“ Keine leichte Aufgabe für Bauer, denn „die größte Entfernung zwischen zwei Einsatzorten beträgt knapp 50 Kilometer.“

Knochenjob: Bis zu drei Tage lang dauerten die Montagearbeiten an den einzelnen Masten. Höchste Konzentration für die Kranfahrer und die rund 40 Höhenarbeiter in ihren Klettergeschirren.
Um bei diesem Projektfinale genügend Kranpower für das orchestrierte Anheben der vier turmhohen Masten bereitzustellen, hatte Sven Bauer kräftige Verstärkung angefordert. Sechs große Liebherr-Mobilkrane vom Typ LTM 1650-8.1 reisten aus Österreich, Baden-Württemberg und sogar aus Norddeutschland an, um den baugleichen AKM-Großkran von Bauer zu unterstützen. Die Firmen Prangl, Felbermayr, Thömen, Hüffermann, MSG und Wiesbauer waren auf den bayerischen Feldern mit von der Partie. Auf drei Baustellen wurden die 700-Tonnen-Krane paarweise eingesetzt, um die nötige Hubkraft aufzubringen. Immerhin galt es, bis zu 95 Tonnen schwere Lasten aus Strommasten und den daran hängenden Hochspannungsleitungen auf bis zu 104 Meter Hakenhöhe zu ziehen und dort sicher zu halten. Und das teilweise tagelang.

Rund 20.000 Platten wurden auf den schlammigen Feldern ausgelegt, um Baustellenzufahrten und sichere Stellflächen für die Krane zu gewährleisten.

Parallel bis ins Detail: Von der Ballastierung über die Y-Abspannung und die Teleskopverlängerung bis hin zur mächtigen Wippspitze sind die beiden Geräte der österreichischen Firmen Felbermayr und Prangl nahezu identisch gerüstet. Zwei gelbe LTM-Krane des AKM-Partners Klema haben die Rüstarbeiten an den Großkranen sowie die Montage am Strommast übernommen.
Zwei Nächte lang am Haken
Am längsten hatten die beiden Geräte von Wiesbauer und MSG mit ihrer gemeinsamen Last an den Hakenflaschen auszuharren. Über zwei Nächte hinweg hingen Mast und Leitungen an der Traverse der Krane. Rund 35 Meter des unteren Gitterturmes wurden hier komplett neu aufgebaut. In den Großkranen wechselten sich die Kranfahrer in ihren Kabinen ab, denn die schwebend wirkenden Strommasten konnten natürlich nicht über Nacht unbeaufsichtigt bleiben. Aus Sicherheitsgründen führten die rund 40 Industriekletterer ihre Montagearbeiten nur bei Tageslicht und nach Auflösung des meist dichten Bodennebels durch. Auf allen vier Baustellen wurden große, vormontierte und bis zu 30 Tonnen schwere Mastteile von den kleineren Kranen – allesamt Liebherr-Geräte mit Traglasten von 90 bis 250 Tonnen – unter den hängenden Masten eingebaut. „Hier mussten wir oft in ziemlich flachem Winkel mit angehängter Last teleskopieren, um die Bauteile unter die angehobenen Strommasten zu bringen“, erklärt Sven Bauer.

Projektleiter AKM-Geschäftsführer Sven Bauer plante und verantwortete den logistisch anspruchsvollen Kraneinsatz mit 18 Liebherr-Geräten.
20.000 Stahl- und Aluplatten für festen Untergrund
Eine imposante Zahl unterstreicht eindrucksvoll die eingangs erwähnte und aufwendige Logisitk: 20.000. Etwa so viele Aluminium- und Stahlplatten waren nötig, um die vier Einsatzorte auf den Ackerflächen für die Krane erreichbar und nutzbar zu machen. „Aufgrund der jüngsten Niederschläge hatten wir sehr matschige Böden und damit einen enormen Aufwand, um sichere Fahrwege und Aufstellflächen für die Krane zu schaffen“, erklärt Sven Bauer. „Teilweise waren 25 Quadratmeter mit Lastverteilerplatten für eine einzige Kranstütze erforderlich. Zudem hatten wir zum Teil abschüssiges Gelände und mussten dort die Abstützungen stark unterbauen.“

Nächtliche Idylle: Das Bild zeigt die beiden Maschinen von MSG-Krandienst und Wiesbauer. Sie halten die 85-Tonnen schwere Last, während am Abend Bodennebel aufzieht.
Liebherr-Service war sichergestellt
Als am dritten Tag der letzte der vier Strommasten abgesetzt wurde, zeigte sich Sven Bauer erleichtert: „Die akribische Vorbereitung hat sich gelohnt. Auch dank des hervorragenden Services von Liebherr konnten wir diesen Großeinsatz termingerecht abschließen. Das war wichtig, um die Leitungen innerhalb der geplanten Frist wieder unter Strom zu setzen. Aus diesem Grund hatte unser Kunde auch klare Anforderungen hinsichtlich der eingesetzten Krane: Es sollten nur Maschinen zum Einsatz kommen, bei denen ein schneller und zuverlässiger Service garantiert ist. Deshalb arbeiten wir bei diesem Projekt ausschließlich mit Liebherr-Mobilkranen und nicht mit Geräten anderer Hersteller, von denen wir ohnehin nur einige wenige besitzen. Tatsächlich hatten wir einen Defekt an einem Hydraulikschlauch. Der Servicetechniker von Liebherr war aber schnell vor Ort und hat den Schaden rasch behoben.“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2025.


