„Selber machen, selber denken und nicht lange reden, sondern handeln.“ Auf diesem Grundsatz hatte einst Hans Liebherr das Unternehmen aufgebaut und konsequent weiterentwickelt. Mut zur Innovation ist seither Teil der Liebherr-DNA. Damit verbindet sich zugleich ein „Bauplan“ von Baumaschinen und ihren Einsätzen, der auf dem Weg in die Zukunft den Unterschied macht.

Stephen Albrecht, Mitglied des Direktoriums der Firmengruppe Liebherr
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“, bemerkte Leonardo da Vinci (1452–1519) – ein Universalgelehrter, der wie kaum ein anderer für kreatives Denken und das Überschreiten von Grenzen steht. Doch Innovation war schon zu seiner Zeit ein riskantes Geschäft. Da Vincis Entwürfe für Fallschirme, Panzer oder muskelbetriebene Fluggeräte galten vielen Zeitgenossen als abwegig, wenn nicht gar verrückt. Die Idee, etwas noch nie Dagewesenes zu denken – und sie dann Wirklichkeit werden zu lassen – bleibt auch heute eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Innovation erfordert Mut, Ausdauer und vor allem Menschen, die sich nicht von Skepsis oder Rückschlägen entmutigen lassen. Hans Liebherr war so jemand. Er erfand 1949 den mobilen Turmdrehkran und legte damit nicht nur den Grundstein für ein Weltunternehmen, sondern auch für eine Innovationskultur, die bis heute einzigartig ist und als Blaupause für unternehmerischen Fortschritt dient: „Selber machen, selber denken und nicht lange reden, sondern handeln.“
Was aber, wenn die Idee größer ist als der Markt oder als die Vorstellungskraft derer, die davon profitieren können? Rückblende: Hans Liebherr präsentierte seinen mobilen Turmdrehkran angesichts des Wiederaufbaus des Nachkriegs-Europas voller Enthusiasmus auf den einschlägigen Fachmessen. Die Reaktionen? Höfliches Interesse, aber kaum Aufträge. Der Markt war nicht bereit, und die Idee drohte zu scheitern. Doch anstatt aufzugeben, handelte Hans Liebherr nach einem Prinzip, das heute in der Innovationsforschung als „Effectuation“ bekannt ist: Er setzte alles daran, seine Vision mit den Mitteln zu verwirklichen, die ihm zur Verfügung standen. So startete er die Produktion auf eigene Kosten, feilte am Produkt und glaubte unerschütterlich an dessen Potenzial. Die ersten Aufträge folgten und der Turmdrehkran wurde zum „Gamechanger“. Eine große Geschichte, die zeigt: Innovation beginnt oft mit einem Widerspruch – zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte.
Menschen hinter den Maschinen
Innovationskraft von Liebherr zeigt sich damals wie heute nicht nur in bahnbrechenden Produkten. Hochleistungsfähige Faserseile bei Turmdrehkranen, immer neues Equipment für die Zero-Emission-Baustellen, batterieelektrische Muldenkipper für den Minen-Einsatz, autonome Radlader, der Durchbruch für den Wasserstoffverbrennungsmotor im Schwerlasteinsatz und vieles andere mehr gäbe es nicht ohne die Menschen, die dies möglich machen. „Innovation entsteht dort, wo Freiraum herrscht“, sagt Stephen Albrecht, Mitglied des Direktoriums der Firmengruppe Liebherr. Diese Überzeugung spiegele sich in der Unternehmenskultur wider: „Vertrauen, Eigenverantwortung und Teamgeist bilden die Basis für kreative Höchstleistungen“, so Albrecht. „Viele Mitarbeitende bleiben Jahrzehnte im Unternehmen – das ist viel wert in einer Welt, die sich immer schneller dreht. Diese langfristige Bindung schafft nicht nur Stabilität, sondern auch den Raum, Ideen mit Ausdauer zu verfolgen.“
Pioniergeist und Pragmatismus
Die Innovationsstrategie von Liebherr, betont Albrecht, sei dabei alles andere als dogmatisch. „Während viele Unternehmen auf einzelne Technologien setzen, verfolgen wir einen technologieoffenen Ansatz: Ob Diesel-, Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffantrieb – das Ziel ist immer, die beste Lösung für den jeweiligen Anwendungsfall zu finden.“ Dabei sei es oft nicht die große Vision, die zähle, sondern die pragmatische Umsetzung: „Wie schaffen wir es, komplexe Technik zuverlässig, langlebig und effizient zu gestalten?“
Mit der Digitalisierung und neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz scheinen heute Innovationen „auf Knopfdruck“ möglich. Alles nur eine Frage der Datenverarbeitung und der vorausschauenden Simulation? Die Realität offenbart einen anderen Befund: Fortschritt braucht Zeit, Geduld und vor allem die Bereitschaft, auf dem Weg dorthin auch Fehler zu machen. „Innovationen, die Bestand haben, brauchen einen langen Atem“, sagt Steffen Günther, Mitglied des Direktoriums der Firmengruppe Liebherr. „Wir denken da nicht in Quartalen, sondern in Generationen.“

Steffen Günther, Mitglied des Direktoriums der Firmengruppe Liebherr
Technologieoffen innovieren
Um in solch weiten Horizonten beweglich zu bleiben, so Günther weiter, setze Liebherr in seinem technologieoffenen Ansatz beispielsweise auf alternative Antriebslösungen, die zum einen den Anforderungen der Gesetzgeber und der Gesellschaft an die Dekarbonisierung des Bau- und Industriesektors gerecht werden. Und die darüber hinaus aber immer auch eine wirtschaftliche Perspektive zeigen. Dazu gehören beispielsweise Wasserstoffverbrennungsmotoren, unter anderem mit von Liebherr entwickelten innovativen Einspritzlösungen, die die Verbrennung und Leistungsdichte optimieren.
Einem solchen pragmatischen Innovationsansatz folgt Liebherr auch bei der Entwicklung einer neuen, hocheffizienten Elektromotorentechnologie mit sehr hoher Leistungs- und Drehmomentdichte. „Hier geht es um Engineering, bei dem sich Innovationskraft mit breitester praktischer Erfahrung verbindet“, unterstreicht Stephen Albrecht. Um den extrem herausfordernden Umgebungsbedingungen und Leistungsanforderungen von Baumaschinen und Baufahrzeugen gerecht zu werden, sei diese neue Technologie heute nicht nur deutlich kompakter und leistungsfähiger im anspruchsvollen Dauerbetrieb, sondern auch wartungsarm durch vereinfachte Kühlung.
Eingebettet in ein digitales Ökosystem
Neben den Antrieben spielen bei Liebherr die ständige Entwicklung und Weiterentwicklung neuer und bestehender Assistenzsysteme eine wichtige Rolle. Diese unterstützen die Fahrer in ihrer täglichen Arbeit und sorgen so für mehr Sicherheit und Produktivität. An der Datenintegration und der Schaffung eines umfassenden digitalen Ökosystems rund um die Baumaschinen arbeiten heute über alle Produktsegmente hinweg Liebherr-Digitalexperten. Da geht es nicht nur um digitale Innovationen, sondern auch um immer neue Möglichkeiten, die Hardware und die damit verbundenen Systeme miteinander zu vernetzen. „Wir haben mehrere hundert digitale Lösungen von API’s über IoT-Lösungen bis hin zu Trainingssimulatoren im Feld – und es kommen immer mehr dazu“, sagt Stephen Albrecht. Die jeweilige digitale Basis müsse dazu aber heute von den einzelnen Entwicklungsabteilungen der Produktsegmente nicht komplett neu konzipiert werden. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, Synergien zu finden und zu nutzen, wo immer sie sich anbieten“, so Albrecht.
Innovationen ganzheitlich gedacht
Eine solche ganzheitliche Perspektive steht heute deutlich im Mittelpunkt der Innovationsstrategie von Liebherr: „Veränderungen sind derzeit allgegenwärtig. Niemand weiß zum jetzigen Zeitpunkt genau, wohin die Reise technologisch führt“, stellt Stephen Albrecht fest. Das mache Liebherr allerdings in keiner Weise ratlos. Im Gegenteil: „Wir bleiben als Firmengruppe produktsegmentübergreifend an allen relevanten Themen dran und suchen mit den besten Kräften nach Innovationen.“
Mut zur Innovation heißt, dass damit auch ein Wagnis verbunden ist. Das wissen auch Stephen Albrecht und Steffen Günther. Die Möglichkeit des Scheiterns habe schon Hans Liebherr immer im Hinterkopf gehabt – was ihn aber keinesfalls davon abgehalten habe, ständig in kleinen und großen Veränderungen zu denken: „Mit festem Willen zu guter Arbeit“, so das Credo des Unternehmensgründers, „kann man auch an fast unerreichbar scheinende Ziele gelangen. Von Rückschlägen darf man sich nicht gleich entmutigen lassen, der Glaube kann Berge versetzen.“ Die zahllosen Innovationen von Liebherr in über 75 Jahren Unternehmensgeschichte sind mehr als nur eine Bestätigung dieser These. Sie setzen auch den Ton einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte mit einer Überschrift, in der alles zusammenkommt: „made by Liebherr“.