
Zusammen für eine emissionsfreie Zukunft
Pionierleistung im Steinbruch: Liebherr und STRABAG testen in der Steiermark (Österreich) den Wasserstoff-Radlader L 566 H. Das Pilotprojekt kann ein Schlüssel zur weiteren Reduktion von CO2-Emissionen auf Baustellen sein.

Der Bau- und Gebäudesektor ist einer der größten Emissionsverursacher. Laut dem Global Status Report for Buildings and Construction der Vereinten Nationen entfielen 2020 weltweit rund 38 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf diesen Sektor. Ein Großteil dieser Emissionen am Bau entsteht durch den Einsatz fossiler Brennstoffe in Baumaschinen. Emissionsfreie Technologien sind daher entscheidend, um die Klimaziele der Branche zu erreichen.
Liebherr und STRABAG, einer der führenden europäischen Technologiekonzerne für Baudienstleistungen, setzen dazu mit einem Pilotprojekt ein markantes Zeichen: Im Kanzelsteinbruch in Gratkorn (Österreich) kommt mit dem L 566 H der weltweit erste Großradlader mit Wasserstoffantrieb zum Einsatz.
Der Einsatz emissionsfreier Antriebe im Arbeitsalltag ist besonders für große Baumaschinen eine Herausforderung. Während batterieelektrische Antriebe bei kleineren Maschinen bereits in ungezählten Betriebsstunden ihre Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt haben, stoßen sie bei Fahrzeugen mit hohem Energiebedarf schneller an ihre Grenzen.
Wasserstoffmotoren bieten bei Verwendung von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasserkraft oder Sonnenenergie gewonnen wird, hier über den Klimaschutz hinaus maßgebliche Vorteile.
Auf einen Blick: die Vorteile
- Längere Betriebszeiten: Wasserstoffantriebe ermöglichen kontinuierlichen Betrieb ohne lange Ladezeiten.
- Leistungsstärke: Große Baumaschinen wie Radlader benötigen im Arbeitseinsatz enorme Energiemengen, die Wasserstoff effizient bereitstellen kann.
- Einfache Betankung: Mit einer Wasserstoff-Tankstelle direkt auf der Baustelle oder mit mobilen Betankungslösungen erfolgt das Betanken schnell und unkompliziert.
Während die Technologie fortgeschritten ist, bleibt die große Herausforderung bestehen: Grüner Wasserstoff ist eine sehr knappe Ressource. Noch. Es wird aber weltweit unter Hochdruck zur Erzeugung von technischem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien geforscht. Gleichwohl steckt das entsprechende Tankstellennetz in Europa, wie auch sonst in der Welt, noch weitestgehend in den Kinderschuhen. Das ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis aus einem mehr als deutlichen Ungleichgewicht von derzeit begrenztem Angebot bei gleichzeitig stetig wachsender Nachfrage.
„Wasserstoffmotoren erlauben es, auch große Fahrzeuge, die aufgrund ihres hohen Energiebedarfs schwer zu elektrifizieren sind, überaus effizient und vor allem CO₂-frei zu betreiben“, bringt Dr.-Ing. Herbert Pfab, technischer Geschäftsführer der Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH, die Möglichkeiten auf den Punkt. Dabei ziele das Konzept sowohl auf ökonomische wie auch ökologische Nachhaltigkeit.

Konsequent Emissionen reduzieren
Das trifft sich mit der Zielvorgabe der STRABAG, bis 2040 klimaneutral zu werden. Der Weg dorthin führt vorrangig über eine konsequente Reduktion der Emissionen, was auch den Betrieb von Baumaschinen einschließt. Das Liebherr-Werk Bischofshofen unterstützt STRABAG nicht nur mit innovativer Technik, sondern sorgt auch mit Nähe und Flexibilität dafür, dass Lösungen auf die spezifischen Anforderungen direkt zugeschnitten werden. „Das Projekt rund um den Wasserstoff-Radlader zeigt, wie ein Schulterschluss von Herstellern und Anwendern technologische Fortschritte beschleunigen kann“, unterstreicht Dr.-Ing. Pfab.
Das Ergebnis fasziniert nicht nur die Fachwelt. Der in der Steiermark eingesetzte Prototyp des Wasserstoff-Radladers L 566 H ist mit einem von Liebherr speziell entwickelten Wasserstoffmotor ausgestattet – ein technologisches Highlight. Der grüne Wasserstoff für den Antrieb wird von Energie Steiermark geliefert. Für Dr.-Ing. Herbert Pfab ist damit eine ideale Testumgebung für den Prototypen geschaffen: „In Gratkorn können wir den Radlader unter realen Bedingungen testen und fortlaufend wertvolle Praxisdaten für die Weiterentwicklung sammeln.“
Dazu gehört auch, dass das Liebherr-Werk Bischofshofen im Zuge der Entwicklung des Wasserstoff-Radladers eine eigene Wasserstofftankstelle in Betrieb genommen hat − die erste ihrer Art im Bundesland Salzburg. Ein wichtiger strategischer Partner von Liebherr ist dabei der Tankstellenhersteller „Maximator Hydrogen“. Gemeinsam erforscht man mobile Tankmöglichkeiten, um Baumaschinen später auch direkt auf Baustellen mit Wasserstoff betanken zu können. Dies ist insbesondere für abgelegene Baustellen und wenig mobile Baumaschinen von großer Bedeutung.
„Der zweijährige Testlauf ist darauf ausgerichtet, gemeinschaftlich entscheidende Erkenntnisse zu liefern, um den Wasserstoff-Radlader zur Serienreife zu bringen. Unsere Stärke liegt darin, gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern Lösungen zu entwickeln, die ihre Anforderungen präzise erfüllen und in der Praxis überzeugen“, betont Dr.-Ing. Pfab. „Einmal mehr zeigt sich: Innovationen entstehen aus dem Bündeln aller Stärken. Dies gilt es weiter zu nutzen. In wegweisenden Pilotprojekten wie in der Steiermark und darüber hinaus. Wir bei Liebherr sind dazu bereit.“