
Hochpräzises Teamwork: Mit dem Hubschrauber Leben retten
Alarm für den Hubschrauber Christoph Regensburg der DRF Luftrettung: Jetzt kommt es auf jede Sekunde und jeden Handgriff an. Pilot Christian Daxer prüft die Wetterverhältnisse, denn im Regensburger Umland ist es oft neblig. Er muss mindestens 800 Meter weit sehen können, um tagsüber zu starten. Ist das garantiert, führt Christian Daxer die notwendigen Checks im Cockpit durch. Dabei unterstützt ihn ein Notfallsanitäter mit Zusatzausbildung. Die leitende Ärztin Katrin Judemann inspiziert währenddessen das Äußere der H145 – einem hochmodernen Hubschrauber von Airbus, für den Liebherr-Technik eine Schlüsselrolle spielt. Kurz darauf beginnen sich die Rotorblätter zu drehen, die Ärztin steigt ein, die H145 hebt ab. In nur zwei Minuten sind Menschen und Maschine einsatzbereit.
Wir sind in der Luft einfach schneller als am Boden, denn es gibt keine Kurven, keine Ampeln und keinen Stau
Vorfahrt auf dem Luftweg
Mit diesem Ablauf beginnt jeder Einsatz bei der Regensburger Crew der DRF Luftrettung. Routinen sind an der am Universitätsklinikum Regensburg gelegenen Station wichtig, gerade weil das Team nie genau weiß, was es vor Ort erwartet. Entgegen der weitverbreiteten Meinung kommen Hubschrauber aber nicht nur in besonders schwierigen Fällen zum Einsatz. Letztlich geht es immer darum, welches Rettungsmittel einen Notarzt am schnellsten zum Einsatzort bringen kann. Da hat der Helikopter deutliche Vorteile: „Wir sind in der Luft einfach schneller als am Boden, denn es gibt keine Kurven, keine Ampeln und keinen Stau“, erklärt Katrin Judemann. Ihr macht das Fliegen und die enge Zusammenarbeit an Bord Freude. Das gegenseitige Vertrauen sei enorm wichtig und das schweiße das Team zusammen.

Katrin Judemann, Leitende Hubschrauberärztin auf dem Intensivtransporthubschrauber Christoph Regensburg
Notfälle und dringende Transporte
Die Einsätze selbst sind keinesfalls immer dramatisch. Manchmal stellt sich eine Verletzung als weniger gravierend als befürchtet heraus oder die professionelle Versorgung durch das Team führt dazu, dass der Patient sich schnell wieder besser fühlt. Als sogenannter „Dual-Use“-Hubschrauber fliegt Christoph Regensburg zu 70 % zu Notfällen, 30 % sind sogenannte Sekundäreinsätze. Dabei geht es darum, bereits versorgte Patienten in eine andere Klinik zu fliegen: etwa, weil dort eine bestimmte Operation oder eine spezialisierte medizinische Betreuung möglich ist. Der Zustand dieser Patienten kann allerdings kritisch sein und die Verlegung dringend. Katrin Judemann stellt sich vor dem Einsatz darauf ein, indem es vorab ein Gespräch mit den behandelnden Kolleginnen oder Kollegen gibt.
Anders ist das bei Unfällen mit vielen Schwerverletzten und zahlreichen Einsatzkräften wie der Feuerwehr. „Dann ist es wichtig, klare Kommandos zu geben, damit alles koordiniert reibungslos abläuft“, berichtet die Notärztin. Dafür bringt Katrin Judemann umfassende Erfahrung mit. Wer an Bord von Christoph Regensburg arbeitet, kommt aus der Anästhesie, hat zuvor im klassischen Rettungsdienst gearbeitet und Zusatzausbildungen absolviert. Dank Erfahrung und Professionalität nimmt die Crew nicht jeden Einsatz mit nach Hause. Dennoch gibt es ab und an Vorfälle, die Katrin Judemann beschäftigen. „Da hilft es sehr, dies mit den anderen aus dem Team zu besprechen“, berichtet sie.
Der H145 ist State of the Art. Wir fliegen damit den Marktführer im Hubschraubergeschäft
Spezielle Technik ist entscheidend
Den Austausch schätzt auch Pilot Christian Daxer. Die Arbeit sei für alle Beteiligten anspruchsvoll, sie erfordere Belastbarkeit und Ausdauer. Seit 2018 arbeitet der Pilot bei der DRF Luftrettung. Zuvor hat er weltweit Maschinen bei Luftfahrtunternehmen gesteuert, zuletzt in der Karibik. Er weiß daher, dass längst nicht alle Hubschrauber für den Rettungsdienst einsetzbar sind. Das Regensburger Modell sei nicht nur zertifiziert, sondern „State of the Art“. „Wir fliegen damit den Marktführer im Hubschraubergeschäft“, erzählt Christian Daxer sichtlich begeistert. Ohne Vertrauen in die Technik geht es in seinem Job nicht.
Eine Herausforderung bleibt das Wetter. Christian Daxer informiert sich beim Deutschen Wetterdienst und über zahlreiche Webcams, die von Nürnberg (Deutschland) bis zur tschechischen Grenze verteilt sind. Entscheidend ist die Wolkenuntergrenze. „Strömender Regen heißt nicht, dass ich nichts sehe. Wir müssen Wolken und Nebelschwaden vermeiden“, erklärt der Pilot. Nachts muss das Wetter besser sein als am Tag. Die Regensburger fliegen bei Dunkelheit sicherheitshalber mit zwei Piloten. Außerdem kommen spezielle Nachtsichtbrillen zum Einsatz.

Christian Daxer, Pilot auf dem Christoph Regensburg
Punktgenaue Manöver in schwierigem Gelände
Christoph Regensburg ist rund um die Uhr im Einsatz, die Crew wechselt alle zwölf Stunden. Tagsüber erfordern vor allem Manöver in unwegsamem Gelände höchste Konzentration. Denn längst nicht immer wartet ein gepflasterter Hubschrauber-Landeplatz auf den Piloten. Durch die Nähe zu Donau und Bayerischem Wald fliegen die Regensburger auch zu Wasser- und Bergrettungseinsätzen. Auch hier muss der Pilot die Maschine punktgenau steuern – ohne dabei lange über die Technik nachzudenken.
An dieser Stelle kommt Liebherr ins Spiel. Das Unternehmen beliefert den Helikopter-Hersteller Airbus unter anderem mit Steuerungselementen. Entscheidend sind dabei die Aktuatoren: Bauteile, die ein Pilotensignal in ein Steuersignal für die Rotorblätter umwandeln. Die Rotoren eines Hubschraubers drehen sich immer mit annähernd gleicher Drehzahl. Um den Luftstrom zu verändern und die Maschine zu lenken, müssen die Blätter des Haupt- und Heckrotors verstellt werden. Genau das machen Aktuatoren von Liebherr. „In der Luftfahrt gibt es häufig redundante Teile: Wenn eines ausfällt, übernimmt ein anderes dessen Funktion“, erklärt Christopher Fenner, Chief Engineer für Helikopter Aktuatorik bei Liebherr. „Aber einige Elemente sind nicht doppelt ausgeführt, ein Ausfall wäre dramatisch.“ Dazu zählen die Aktuatoren. Sie werden deshalb mehrfach geprüft, um sicherzustellen, dass sie absolut zuverlässig funktionieren. Christopher Fenner berichtet: „Selbst, wenn die Analysen zeigen, dass es kein Problem gibt, testen wir jedes Teil noch einmal auf Herz und Nieren.“

Christopher Fenner, Chief Engineer für Helikopter Aktuatorik bei Liebherr
Komponenten zum Abheben
Das ist auch deshalb wichtig, weil ein Hubschrauber jahrzehntelang im Einsatz sein kann. Die Teile müssen also lange halten. In der H145 gilt das nicht nur für die Aktuatoren. Liebherr liefert auch Hydraulik-Pumpen, die dafür sorgen, dass die Aktuatoren arbeiten können, und die Getriebe: „Jeder kennt das charakteristische hohe Pfeifen der Turbinentriebwerke von Hubschraubern. Das liegt an den hohen Drehzahlen. Um diese auf die Rotor-Drehzahl zu übersetzen, sind unsere Getriebe essenziell“, berichtet Christopher Fenner. Das bedeutet: Ohne die Liebherr-Produkte könnte der Regensburger Helikopter genauso wenig abheben, wie viele andere Hubschrauber.
Weit über 1.000 Komponenten im Jahr liefert Liebherr an Hersteller wie Airbus aus. Dabei sind nur Baugruppen und Komponenten gezählt, nicht jede einzelne Schraube oder Unterlegscheibe. Zugute kommt den Ingenieuren, dass Liebherr ein sehr innovationsgetriebenes Unternehmen ist – immer auf dem Stand der Technik und an vielen Forschungsprojekten beteiligt. Gleichzeitig steht Know-how zur Verfügung, das auf über 60 Jahren Erfahrung im Luftfahrtbereich basiert. „Wir fangen nicht bei null an. Wenn ein Kunde einen bestimmten Wunsch hat, finden wir meist ein ähnliches Produkt. Das können wir dann individuell anpassen“, beschreibt Christopher Fenner.

Danilo Martina, Fertigungstechniker bei Liebherr
Präziser als Millimeterarbeit
Bei allen Arbeitsschritten ist der Anspruch an Genauigkeit enorm. Was das bedeutet, kann Fertigungstechniker Danilo Martina erklären. Er arbeitet bei Liebherr in Friedrichshafen (Deutschland), wo die Hubschrauber-Getriebeteile mit Zahnrädern ausgestattet werden. Einer der letzten Schritte in der Produktion ist dabei das Verzahnungsschleifen. „Ich richte das Spannmaterial und die Schleifscheibe aufs Tausendstel genau aus, um ein Produkt in einer optimalen Qualität zu erzeugen“, berichtet er. Um die Sicherheitsanforderungen der Luftfahrt zu erfüllen, könne er sich nicht erlauben, Fehler zu machen. Danilo Martina prüft deshalb erst selbst die Maße jedes Bauteils. Dann bringt er es zur Qualitätsabteilung, in der die Elemente erneut kontrolliert und schließlich freigegeben werden.
„Zu wissen, dass diese Bauteile fliegen und Leben retten können, macht mich sehr stolz“, erklärt Danilo Martina. Auch Ingenieur Christopher Fenner schätzt es, dass er seinen Teil zu den Einsätzen von Christoph Regensburg und anderen Rettungshubschraubern beitragen kann. Als Hobbypilot hört er ab und an über Funk von Helikoptern im Einsatz. Vielleicht sind dann gerade Pilot Christian Daxer und Ärztin Katrin Judemann unterwegs. Damit sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in kürzester Zeit und unter widrigen Bedingungen helfen können, haben zuvor viele Menschen ihr Bestes gegeben. Denn für erfolgreiche Hubschrauber-Einsätze ist beides wichtig: ein erfahrenes Rettungsteam und hochpräzise Technik, die jederzeit zuverlässig und reibungslos funktioniert.
Die Komponenten von Liebherr in der H145





