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Mädchen und Technik – das passt!

Auch wenn der Anteil von Frauen in technischen Berufen steigt, sind sie in vielen Unternehmen immer noch unterrepräsentiert. Anders bei Liebherr: Seit gut 30 Jahren kooperiert das Unternehmen mit der Kemptener Maria-Ward-Mädchenrealschule. Im Rahmen des Berufsorientierungsprojektes „MuT – Mädchen und Technik“ setzt man frühzeitig an, um junge Frauen für technische Berufe zu begeistern. Ein Gespräch über das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven.

Was ist „MuT – Mädchen und Technik“?

Eine Initiative der Kemptener Maria-Ward-Realschule und der Firma Liebherr zusammen mit der Agentur für Arbeit, dem Landkreis Oberallgäu und der Stadt Kempten. Sie gibt Schülerinnen der 8. und 9. Jahrgangsstufe in drei aufeinander aufbauenden Modulen die Chance, ausführlich und praxisnah in einen technischen Beruf hineinzuschnuppern.

Schule

Modul 1

Grundlagen der Werkzeug- und Materialkunde, Anfertigung einfacher Werkstücke und Baugruppen (5 x 3 Wochenstunden)

Modul 2

Herstellung komplexerer Werkgruppen, Einblick in Arbeitsorganisation und Durchführung komplexer Arbeitsabläufe (5 x 3 Wochenstunden)

Liebherr

Modul 3

Verknüpfung mechanischer und elektronischer Grundlagen in der Liebherr-Ausbildungsabteilung (eine Woche nachmittags)

Das MuT-Projekt ist eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung zur Berufsorientierung und -erprobung, um junge Mädchen an technische Berufe heranzuführen. Wie fing es damals an?

Walter Ferstl: Mein damaliger Kollege Siegfried Nußmann und ich waren der festen Überzeugung: Es ist egal, wer eine Maschine zusammenbaut oder in Betrieb nimmt – Junge oder Mädchen. 1990 bin ich auf den damaligen Konrektor der Maria-Ward-Mädchenrealschule zugegangen.

Gemeinsam haben wir Infoabende und Betriebsbesichtigungen organisiert, die mit seinem Nachfolger Wolfgang Kern und dem damaligen Schulleiter intensiviert wurden, um das Interesse der Mädchen zu wecken und ihnen zu vermitteln, dass technische Berufe nicht nur etwas für Jungs sind.

Wolfgang Kern: Ich erinnere mich gut daran! Vor allem die Eltern waren sehr skeptisch. Sie dachten, dass die Bedienung der Maschinen schwere körperliche Arbeit und nur was für Jungs sei. Bei einem unserer Infoabende betrat eine Liebherr-Auszubildende das Podium und erzählte begeistert von ihrer Arbeit.

Sie war etwa 1,60 Meter groß und sehr zierlich – da geriet das Bild vom kräftezehrenden Männerberuf total ins Wanken!

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Michael Messer (Geschäftsführer Produktion, Liebherr-Verzahntechnik GmbH), Wolfgang Kern (Schulleiter der Maria-Ward-Mädchenrealschule in Kempten) und Walter Ferstl (Gewerblicher Ausbildungsleiter, Liebherr-Verzahntechnik GmbH) besuchen Sabine Fetzer an ihrem Arbeitsplatz

Frau Fetzer, Sie haben vor einigen Jahren das MuT-Projekt durchlaufen und danach eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei Liebherr begonnen. Was hat für Sie den Ausschlag bei der Entscheidung für einen technischen Beruf gegeben?

Sabine Fetzer: Ich war schon immer an Technik interessiert. Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Physik und Technisches Zeichnen. Von daher war mir klar, dass ich beim MuT-Projekt mitmachen wollte und es hat mich definitiv in meiner Berufswahl bestärkt.

Was hat Sie bewogen, Ihre Ausbildung dann bei Liebherr zu machen und was hat Ihnen daran besonders gefallen?

Sabine Fetzer: Liebherr war mir immer schon ein Begriff und das MuT-Projekt hat sicherlich zu meiner Entscheidung beigetragen. An der Ausbildung hat mir gefallen, dass sie so modern und vielschichtig ist, dass man viele Abteilungen durchläuft und nah an der technischen Entwicklung ist.

Ein besonderes Highlight sind auf jeden Fall die Auslandsaufenthalte: Ich war bei einem Austauschprojekt in Norwegen und auf Montageeinsätzen in Indien und China. Die Eindrücke aus den verschiedenen Kulturen waren unglaublich spannend.

Der Umgang miteinander ist völlig selbstverständlich. Man wird an seiner Arbeit bewertet, egal ob Mann oder Frau.

Sabine Fetzer, Elektronikerin für Betriebstechnik, Liebherr-Verzahntechnik GmbH

Wie würden Sie das kollegiale Umfeld bei Liebherr beschreiben?

Sabine Fetzer: Sehr gut! Der Umgang miteinander ist völlig selbstverständlich. Man wird an seiner Arbeit bewertet, egal ob Mann oder Frau. Es ist hier ganz normal, dass Frauen in der Inbetriebnahme arbeiten.

Michael Messer: Wir erleben die jungen Frauen als sehr zielstrebig, leistungsorientiert und bereichernd für das Betriebsklima. Wir pflegen einen gleichberechtigten Umgang miteinander und erleben immer wieder, dass die Mischung es macht: Daraus entstehen gute, leistungsstarke Teams. Unser hoher Frauenanteil im gewerblich-technischen Bereich fällt auch unseren Kundinnen und Kunden sowie Besucherinnen und Besuchern immer sehr positiv auf.

Walter Ferstl: Bisher haben wir alle weiblichen Auszubildenden übernommen und im Lehrberuf Elektronikerin im zweiten Ausbildungsjahr inzwischen einen Frauenanteil von 50 Prozent.

Welche Perspektiven können Sie jungen Frauen geben, die einen technischen Beruf anstreben?

Michael Messer: Als hochspezialisierter Maschinenbauer setzt Liebherr auf lebenslanges Lernen und die Weitergabe von Erfahrungswissen, denn das Berufsbild endet nicht mit der Ausbildung. Flexible Rahmenbedingungen wie Teilzeitverträge und Job-Sharing ermöglichen eine kontinuierliche Weiterentwicklung in jeder Lebenslage. Lernen bedeutet für uns außerdem auch interkultureller Austausch: Wir wollen Horizonte erweitern, fachlich und kulturell.

Sabine Fetzer: Das kann ich bestätigen. Ich erlebe meine Arbeit als sehr abwechslungsreich und konnte auch schon vieles davon an Praktikantinnen und Auszubildende weitergeben. Und definitiv gehören die Auslandsaufenthalte zu den schönsten und eindrucksvollsten Erfahrungen.

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Ein abschließendes Statement: Was würden Sie gerne noch sagen?

Sabine Fetzer: Ich kann jungen Frauen, die sich für technische Berufe interessieren, nur raten, so viele Praktika wie möglich zu machen, um die Berufsbilder und die Unternehmen kennenzulernen!

Walter Ferstl: Wir haben sogar in der aktuellen Situation eine kreative Lösung entwickelt und bieten jungen Frauen mit unserem „Praktikum to go“ weiterhin die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.

Wolfgang Kern: Das MuT-Projekt hat große Strahlkraft weit in die Region hinein: Liebherr war da Vorreiter und inzwischen interessieren sich viele andere Betriebe dafür. Das ist ein großes Verdienst von Herrn Ferstl und ich würde mir wünschen, dass es bei der tollen Partnerschaft zwischen Liebherr und der Maria-Ward-Schule bleibt, auch wenn Herr Ferstl und ich einmal in Rente gehen.

Michael Messer: Das sage ich gerne zu! Liebherr ist absolut überzeugt von dem Projekt als Beitrag zu Wissensvermittlung und Personalentwicklung. Da bleiben wir dran!

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