Im Gespräch mit Alexander Bentele und Christian Roth, Projektmanagement: Der Blick aufs Ganze

Unter der Leitung von Alexander Bentele (Verzahntechnik) und Christian Roth (Automationssysteme) behält das Projektmanagement bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH stets den Überblick über die Abläufe im Unternehmen.

Christian und Alexander sind echte Ur-Allgäuer und haben Wirtschaftsingenieurwesen in Kempten studiert. Während Alexander bereits während des Studiums als Werksstudent bei Liebherr in Kempten gearbeitet hat und nach einiger Zeit in der Produktionsplanung 2022 die Leitung für das Projektmanagement übernommen hat, hat es Christian für ein paar Jahre durch die Arbeit bei diversen Automobilherstellern in die Ferne gezogen. Doch dann ist auch er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und arbeitet seit 2019 im Projektmanagement bei Liebherr.

Im Interview geben sie uns einen Einblick in die Arbeit und die Herausforderungen im Projektmanagement und verraten, welche Fähigkeiten Projektmanager:innen bei Liebherr mitbringen sollten.

Alexander Bentele, Leiter Projektmanagement Verzahntechnik
Alexander Bentele, Leiter Projektmanagement Verzahntechnik

Was ist die Aufgabe des Projektmanagements?

Alexander: Projektmanager:innen begleiten Kunden und interne Abteilungen vom Auftragseingang bis zur Maschinenabnahme. Auf Basis des Projektplans überwachen sie den Fortschritt, identifizieren und lösen Probleme, managen Ressourcen und kommunizieren natürlich mit dem Projektteam und anderen Stakeholdern, um das Projekt innerhalb des Zeitplans und des Budgets erfolgreich abzuschließen.

Christian Roth, Leiter Projektmanagement Automationssysteme
Christian Roth, Leiter Projektmanagement Automationssysteme

Christian: Richtig. Das Projektmanagement muss die Fäden im Haus zusammenhalten und sicherstellen, dass alle Projektbeteiligten wissen, was und bis wann etwas zu tun ist. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass Ressourcen und Informationen bereit gestellt sind, um ihre Aufgaben zu erledigen. Sie sind die Hauptansprechpartner für Kollegen und Kunden. So muss sich niemand durch das ganze Unternehmen telefonieren, um an Informationen zu gelangen, sondern es gibt eine zentrale Anlaufstelle für sämtliche Belange.

Warum habt Ihr euch für das Projektmanagement entschieden?

Christian: Ich war noch nie derjenige, der sich nur rein auf die Technik fokussiert hat. Mich interessiert das große Ganze. Ich möchte verstehen, was für Stationen eine Maschine im Haus durchläuft und wie die verschiedenen Abteilungen zusammenarbeiten. Als kommunikativer Typ ist das Projektmanagement ideal für mich. Ich habe Einblicke und Kontakte zu fast allen Abteilungen im Unternehmen und zum Kunden. Die Koordination und Kommunikation macht mir enormen Spaß.

Besonders spannend finde ich den stärkeren Kontakt zum Kunden.

Alexander Bentele, Leiter Projektmanagment Verzahntechnik

Alexander: Im Rahmen eines Strategieprojekts wurde das Projektmanagement der Verzahntechnik umstrukturiert. In Zusammenarbeit mit anderen Bereichen wie der Konstruktion und dem Vertrieb, durfte ich das hierzu initiierte Strategieprojekt leiten. Dann kam die Frage auf, wer den Bereich nach der Umstrukturierung im Jahr 2022 leiten wird. Nach neun Jahren in der Produktionsplanung war ich bereit für einen Tapetenwechsel.

Besonders spannend finde ich den stärkeren Kontakt zum Kunden. Natürlich bin ich auch in meiner früheren Position mit Kunden in Kontakt gekommen, aber jetzt, neben dem Vertrieb an vorderster Front zum Kunden zu stehen, schafft noch mal ganz neue Einblicke.

War es eine große Umstellung für Dich von der Produktionsplanung zum Projektmanagement?

Alexander: Dank meiner Arbeit in der Produktionsplanung konnte ich bereits Einblick in viele Unternehmensprozesse gewinnen. Trotzdem gab und gibt es immer noch viel Neues zu lernen. Der größte Punkt war der schon erwähnte intensive Kundenkontakt. Ob etwas gut läuft oder mal nicht nach Plan – bei uns klingelt als erstes das Telefon. In diesem Moment gilt es, die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und zu kommunizieren und zeitgleich eine effiziente und ergebnisorientierte Lösung zu finden.

Der Job der Projektleiter:innen ist es eben auch, die Beteiligten zu motivieren und mitzureißen und auch oft schwierige Situationen aufzulösen. Dafür muss man Menschen verstehen und wissen, wie man mit ihnen umgeht.

Christian Roth, Leiter Projektmanagement Automationssysteme

Was für Fähigkeiten muss ein Projektmanager besitzen?

Christian: Es ist zwingend notwendig, kommunikativ zu sein. Damit meine ich nicht nur, dass man gerne redet und gut ins Gespräch kommt. Man braucht auch ein gutes Gefühl für das Zwischenmenschliche. Der Job der Projektleiter:innen ist es auch, die Beteiligten zu motivieren und mitzureißen und schwierige Situationen aufzulösen. Dafür muss man Menschen verstehen und wissen, wie man mit ihnen umgeht. Das gilt natürlich auch für die Kommunikation mit den externen Stakeholdern. Die Soft-Skills sind meiner Meinung nach, was man von vornerein mitbringen muss. Die Beziehungsebene geht klar der Sachebene voraus.

Produktspezifisches Wissen kann ich schulen. Natürlich ist es schön, wenn unsere Mitarbeiter schon etwas von der Branche verstehen und einen Staubsauger von einem Greifroboter unterscheiden können. Aber es ist nicht notwendig, tiefgehende Kenntnisse in der Automation zu haben. Das kommt dann mit der Einarbeitung.

Alexander: Richtig. Kommunikation ist das A und O. In diesem Aspekt ist auch eine gewisse interkulturelle Kompetenz wünschenswert. Wir haben Kunden aus aller Welt und um da niemanden auf den Schlips zu treten, sollte man die kulturellen Unterschiede in der Kommunikation nicht vernachlässigen. Dafür können wir aber auch Kurse anbieten.

Ich würde sagen, dass in der Verzahntechnik außerdem das technische Wissen eine etwas größere Rolle spielt. Unsere Maschinen sind sehr speziell und wir fahren intensive Abnahmen mit dem Kunden. Sie müssen keine Experten sein, dafür haben wir ja unsere jeweiligen Spezialisten in den Abteilungen, aber sie sollen schon ein tieferes Verständnis der Prozesse und Werkstücke haben. Darauf legen wir viel Wert.

Was sind die größten Herausforderungen im Projektmanagement?

Alexander: Man kann noch so gut planen, aber leider läuft nicht jedes Projekt immer nach Plan. Es gibt externe Einflüsse, die den Zeitplan auf die Probe stellen können, Kapazitätsprobleme oder Verzögerungen. Dafür muss das Projektmanagement gewappnet sein. Die Projektmanager:innen müssen daher schnell reagieren können, neu eruieren, Pläne verbessern und adaptieren. Das führt bei unseren Projekten immer wieder zu herausfordernden Situationen, da wir sehr individuelle und spezielle Maschinen und Systeme verkaufen und kein Projekt dem anderen gleicht.

Christian: Die Herausforderungen sind sehr situationsbedingt. Aktuell haben wir alle mit dem Beschaffungsmarkt zu kämpfen. Besonders die Lieferverzüge bei E-Komponenten machen es unglaublich schwierig zu planen. Das ist kein alleiniges Liebherr-Problem, sondern betrifft den ganzen Markt. Die Rufe der Kunden nach verkürzten Lieferzeiten werden lauter, doch der Beschaffungsmarkt erholt sich nicht schnell genug. Dass wir keine Standardprodukte haben und daher schlecht auf Lager bestellen können, erschwert es für uns zusätzlich. Da gilt es, ehrlich mit dem Kunden zu kommunizieren und sie mit der Qualität unserer Produkte zu überzeugen.

„Griff in die Kiste“ für Zuführung von Karosseriebauteilen

Für den Linieneingang einer Karosseriebauanlage im Dingolfinger Werk der BMW Group lieferte die Liebherr-Verzahntechnik GmbH eine komplette Roboterzelle für die automatisierte, flexible Teilezuführung als Bin Picking-Lösung. Die Aufgabe des Roboters ist es, die Karosseriebauteile zu greifen und sie der Punktschweißanlage zuzuführen – inklusive Doppelbauteil-Erkennung und hochpräziser Zwischenablage in einem Klinkenspeicher.

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Was war Dein bisher größtes Highlight während deiner Zeit bei Liebherr?

Christian: Bei mir war das eine Roboterzelle für die automatisierte Teilezuführung an einer Karosseriebauanlage die wir an die BMW Group geliefert haben . Das war eins der ersten Projekte, die ich bei Liebherr begleiten durfte. Wir erlebten alles, von reibungslosem Ablauf bis hin zu unvorhergesehenen Problemen. Aber im gesamten Projektteam herrschte eine gute Stimmung und alle zogen an einem Strang, um die Herausforderungen zu bewältigen und das Projekt erfolgreich abzuschließen. Der Kunde war ein wichtiger Teil des Projektteams und ebenso motiviert, mit uns ein herausragendes Projekt umzusetzen. Ein solcher Mindset über alle Abteilungen hinweg ist unerlässlich für ein erfolgreiches Projekt das Freude macht.

Besonders gut kann ich mich an einen Abend erinnern, an dem wir um halb acht noch an der Anlage saßen, weil sie einfach nicht tat, was sie hätte tun sollen. Zusammen mit den Softwareprogrammierern und dem Konstrukteur versuchten wir, die Lösung zum Problem zu finden. Unser damaliger Geschäftsführer für die Produktion kam vorbei und hat sich gewundert, warum wir noch in der Firma sind. Dann hat er erst mal eine Pizza bestellt und wir haben gemütlich zusammengesessen und versucht, einen Schritt Abstand zu nehmen und noch mal einen anderen Blickwinkel zu finden. Und siehe da – auf einmal haben wir einen neuen Lösungsweg gefunden. Das war klasse. Vor wenigen Wochen erst erhielt ich eine E-Mail von der BMW Group mit einem Video des Systems, in dem gezeigt wurde, wie gut die Automation funktioniert.

Alexander: Im Projektmanagement bin ich erst ein knappes Jahr dabei und habe in der kurzen Zeit noch nicht viele Projekte von Anfang bis Ende begleiten können. Dennoch bin ich schon lange Teil von Liebherr und habe schon Einiges miterlebt. Ich finde es besonders bereichernd, wenn man mit gemeinsamen Anstrengungen spürbare Verbesserungen erreichen kann. Zum Beispiel kam es vor einigen Jahren in der Fertigung häufiger zu der Situation, dass Material nicht nach Plan das Haus durchlaufen hat. Wir haben dann immer situationsbedingt eine Lösung gefunden, damit die Produktion nicht ins Stocken gerät, aber das hat viel Energie und Zeit gekostet.

Abteilungsübergreifend haben wir das Problem dann unter die Lupe genommen. Wir haben gemeinsam überlegt, was ist unser oberstes Ziel? Wie kann man das Ziel messen und was braucht es, um dieses zu erreichen? Darauf aufbauend entwickelten wir ein System, das uns einen besseren Überblick über die Abläufe verschaffte und haben genaue Kennzahlen definiert, um unsere Ziele zu messen. Das nahm die Emotionalität aus den Diskussionen und man konnte auf Fakten basierend Lösungen finden. Wenn man durch seine harte Arbeit positive Entwicklungen erzielen kann und dabei das Wir-Gefühl gesteigert wird, gibt das einen großen Motivationsschub.

Was macht für Euch Liebherr als Arbeitgeber aus?

Alexander: Viel Eigenverantwortung und Handlungsspielraum. Flache Hierarchien werden gelebt, was es den Mitarbeitern ermöglicht, ihre Ideen und Vorschläge aktiv einzubringen und umzusetzen, ohne sinnbildlich wegen jedem Kugelschreiber zur Geschäftsführung rennen zu müssen. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Was man auch besonders hervorheben muss, ist die soziale Komponente. Liebherr steht für ein Familienunternehmen, das auch in Krisenzeiten an seinen Mitarbeitern festhält. Das ist nicht selbstverständlich und in der Industrie mittlerweile schon einzigartig.

Christian: Das Thema kann man gar nicht hoch genug ansetzen. Gerade während der Pandemie hat man dies am eigenen Leib miterleben dürfen. Da schauen einige Firmen, beispielsweise börsennotierten Unternehmen, schon neidisch auf uns. Der Mensch steht an erster Stelle.

Was ich noch hervorheben möchte, ist, dass wir als international tätiges Familienunternehmen „the best of both worlds“ haben. Einerseits spürt man das familiäre Umfeld und die sehr bodenständige Atmosphäre. Die Liebherr-Familie ist sehr greifbar und man trifft sie auch nicht selten auf Veranstaltungen oder mittendrin im Geschehen auf Weihnachtsfeiern an. Andererseits genießt man durch die Größe der Firma und die weltweit verteilten Standorte und Kunden die Vorzüge eines Konzerns.

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