News | 19.05.2021 Liebherr - zuverlässiger Partner für Einspritzlösungen in den USA

Paul Mercurio gibt Einblicke in zukünftige Einspritztechniken für den US-Markt. (Das Interview fand unter Einhaltung der vor Ort geltenden CDC Corona-Regelungen statt.)

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Liebherr bietet ein breites Portfolio für Heavy-Duty-Motoren im Bereich von 350 bis 750 kW.

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2020 feierte die Liebherr USA, Co. ihr 50-jähriges Jubiläum. Bereits seit über 70 Jahren kennt man die Firmengruppe als Hersteller hochwertiger Baumaschinen und Off-Highway-Anwendungen. Aber wussten Sie auch schon, dass Liebherr außerdem Einspritzsysteme für Verbrennungsmotoren herstellt? Im folgenden Interview spricht Paul Mercurio, Sales Manager für Diesel-Einspritzsysteme bei der Liebherr USA, Co. über die Common-Rail-Systeme von Liebherr. Dabei gewährt er Einblicke in die Technologie, seinen Arbeitsalltags sowie die Herausforderungen, denen sich er und das Liebherr-Team tagtäglich stellen.

F: Paul, Sie repräsentieren das Team im Bereich Einspritzsysteme des Liebherr-Produktsegmentes Komponenten in den USA. Würden Sie sich bitte kurz vorstellen und uns erklären, wie Sie und Ihre Abteilung das Einspritzgeschäft auf dem nordamerikanischen Markt unterstützen?

A: Ich bin seit über 30 Jahren als Ingenieur in der Fahrzeugindustrie tätig. Die letzten zehn Jahre habe ich mich auf Dieselsysteme spezialisiert. In dieser Zeit konnte ich ein umfassendes Verständnis über die Vielfalt und Besonderheiten des Dieselmarktes in den USA aufbauen und viele wertvolle Kontakte in der Branche knüpfen. Ich unterstütze meine Kollegen einerseits mit meinem kaufmännischen und technischen Knowhow und helfe ihnen zu eruieren, wo unsere Produkte passen. Andererseits gebe ich auch Einblicke in neue Produktentwicklungen, sowie Erwartungen und Anforderungen des US-Marktes.

F: Erzählen Sie uns doch bitte etwas über das Produktsegment Komponenten und wie der Bereich Einspritzsysteme in die Liebherr-Welt eingebettet ist?

A: Liebherr ist in den Vereinigten Staaten als Baumaschinenhersteller bekannt. Im Vergleich dazu wissen bislang nur wenige, dass Liebherr auch funktionsrelevante Systemkomponenten nicht nur für die eigenen Motoren und Maschinen, sondern auch für den externen Markt herstellt. Die Liebherr-Components entwickelt und fertigt neben Verbrennungsmotoren auch Einspritzsysteme als Kernkomponente und genau das, bieten wir im Bereich Einspritzsysteme auf dem US-Markt an.

F: Warum ist es für die Liebherr-Components wichtig eine lokale Vertretung in den USA zu haben?

A: Es ist allgemein bekannt, dass Elektromobilität global und auch in den USA zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dennoch zeigen Studien, dass der Dieselmotor aufgrund seiner Leistungsdichte, Zuverlässigkeit und der Kostenanforderungen noch viele Jahre der dominierende Antrieb für schwere Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen bleiben wird. Dieser Trend setzt sich also fort, und Liebherr ist dabei in der Lage, sein großes Knowhow in der Entwicklung und Herstellung von Verbrennungsmotoren einzubringen. Damit tragen wir dazu bei, den Markt zu unterstützen. Daraus ergibt sich verständlicherweise die Notwendigkeit einer Vertriebsniederlassung in den USA. Das Produktsegment Komponenten ist bereits seit rund zehn Jahren in den USA präsent und vertritt neben vielen anderen Bereichen nun auch unsere Erfahrung in der Kraftstoffeinspritzung.

F: Welche Common-Rail-Lösungen haben Ihrer Meinung nach das größte Potential auf dem US-Markt?

A: Für den Großteil der Heavy-Duty- und Off-Highway-Anwendungen auf dem US-Markt haben wir ein breites Portfolio an Systemlösungen für Motoren im Bereich von 350 bis 750 kW. Genau hier sehe ich das größte Potential. Darüber hinaus bieten wir auch Produkte für Großmotoren im Leistungsbereich von 1.000 bis 3.000 kW an.

F: Die Herausforderungen und Bedürfnisse des Kunden zu kennen und passende Lösungen anzubieten ist das Credo von Liebherr. Was sind aus Ihrer Sicht die neuralgischen Punkte für Motorenhersteller in Bezug auf die Einspritzung? Wie können Motorenhersteller von den Liebherr-Lösungen und Dienstleistungen profitieren, um diese Herausforderungen zu meistern?

A: Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung wissen wir genau, worauf es bei großen Maschinen ankommt, damit sie zuverlässig funktionieren. Zu den wichtigsten Anforderungen in der Verbrennungstechnik gehören Kraftstoffeinsparungen und Abgasvorschriften. Der Schlüssel dazu sind hochwertige und präzise Einspritzdüsen. Wussten Sie, dass die Spritzlöcher der Düsen oftmals dünner sind als ein menschliches Haar? Trotzdem halten sie Drücke von 2.500 bar und mehr aus. Einige unserer Experten vor Ort beschäftigen sich tagtäglich mit nichts Anderem als Einspritzdüsen. Unsere Kompetenz bei Mikropräzisionsbauteilen beweist ein hohes Maß an Knowhow in der Herstellung von Großserienbauteilen. Dadurch helfen wir unseren Kunden die genaue Kraftstoffzumessung sowie den Wirkungsgrad zu verbessern und Abgasemissionen maximal zu reduzieren.

F: Im März 2020 gab Liebherr eine strategische Kooperation mit Stanadyne bekannt. Dabei ging es um die gemeinsame Entwicklung und Produktion von Common-Rail-Systemen für den On- und Off-Highway-Markt. Was ist aus dieser Kooperation im Laufe des letzten Jahres geworden?

A: Trotz der Herausforderungen, mit denen wir alle seit dem vergangenen Jahr konfrontiert sind, ist unsere Kooperation weitergewachsen. Wir konnten neue Möglichkeiten für strategische Entwicklungen auf dem US-Markt entdecken. Insbesondere in Hinblick auf das, im Juli 2020 in Kraft getretene, Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) können wir so unsere Aktivitäten in den Vereinigten Staaten ausbauen. Die US-Hersteller von Heavy-Duty-Motoren und -geräten fordern zunehmend lokale Produktion, und wir sind gut darauf vorbereitet, diese Anforderungen zu erfüllen.

F: Ein Großteil Ihrer Arbeit und der Ihres Teams war und ist von der Pandemie betroffen. Was waren und sind vielleicht noch persönliche Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Kunden?

A: 2020 war eine unglaubliche Herausforderung für uns alle. Aber ich habe immer nach vorne geblickt, um das Bestmögliche aus der Situation zu machen. Im ersten Quartal 2020, vor der Pandemie, hatten wir die Möglichkeit mehrere Kunden zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und neue Projekte anzustoßen. Als die Pandemie kam, stiegen wir auf virtuelle Kommunikationskanäle um, mit deren Hilfe wir die regelmäßige Kommunikation mit unseren Kunden aufrechterhielten. Das gesamte Team hat sich stets gegenseitig unterstützt und einen großartigen Job geleistet. Dafür möchte ich mich besonders bei meinen Kollegen in Europa bedanken.

F: Was waren Ihre persönlichen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit dem Team in Deutschland?

A: Unmittelbar nach meinem Einstieg bei Liebherr reiste ich nach Deggendorf (Deutschland). Dort traf ich alle, mit denen ich direkt zusammenarbeiten würde, und noch mehr. Ich besichtigte unterschiedliche Produktionsstätten und informierte mich über das Produktportfolio und die zu entwickelnden Komponente. Normalerweise würden solche Vor-Ort-Besuche häufiger im Jahr stattfinden. Aber aktuell ist das leider wegen der Pandemie noch nicht möglich. In diesem Zusammenhang haben uns die vergangenen Monate einmal mehr bewusstgemacht, wie wichtig klare und regelmäßige Kommunikation ist.

F: Wie schätzen Sie die Zukunft der (Diesel-)Einspritztechnik in Nordamerika ein? Die Welt der Verbrennungsmotoren für fossile Brennstoffe befindet sich derzeit in einem massiven Wandel. Hat Liebherr bereits Pläne für alternative Kraftstoffe?

A: Wie bereits erwähnt, glaube ich, dass der Dieselmotor noch viele Jahre lang der wichtigste Antrieb für schwere Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen bleiben wird. In Hinblick auf alternative Kraftstoffe und Antriebe bietet Liebherr Einspritzlösungen für Motoren, die mit synthetischen Kraftstoffen laufen. Außerdem arbeiten wir an Systemen für Wasserstoffmotoren. Im Bereich der Elektromobilität entwickelt Liebherr zudem elektrifizierte Antriebsstränge für einige spezielle Anwendungen im Off-Highway-Bereich.

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