Die Stadt Maniago steht in Italien in erster Linie für eines: Messer und Schneidwerkzeuge. Am Wildbach Còlvera am Fuß der karnischen Alpen wurden seit dem 15. Jahrhundert mit Wasserkraft die Schleifsteine der Messerschmiede angetrieben – der Beginn einer großen handwerklichen Tradition, aus der sich ein industrielles Zentrum entwickelt hat. Seit 1960 baut SIAP dort Getriebe, seit 1988 als Teil der international tätigen Carraro-Gruppe. Getriebe, Achsen und Auftragsproduktionen sind das Geschäft der Italiener.

„Wir befinden uns ständig im Wachstum“, erklärt Geschäftsführer Paolo De Col. In den letzten Jahren wurde das Firmengelände permanent erweitert. „Wir müssen praktisch jedes Jahr eine neue Halle anbauen.“ Dazu gehört natürlich auch eine ständige Erweiterung des Maschinenparks, der inzwischen auf über 200 Maschinen angewachsen ist – rund 30 davon aus dem Hause Liebherr. Die letzten Neuerwerbungen waren eine Wälzschleifmaschine LCS 500, eine Wälzfräsmaschine LC 300 und – als erste ihrer Art in einer Produktionsumgebung – die Wälzschälmaschine LK 500.

Partnerschaft mit langer Historie

„Mit Liebherr verbindet uns eine lange Geschichte. Zum einen sind zwei Liebherr-Gesellschaften unsere Kunden, die Verbindung zum Konzern besteht daher schon sehr lange. Zum anderen haben wir 2003/2004 ein Werk in Indien eröffnet, das wir mit rund 25 Liebherr-Maschinen ausgestattet haben“, erzählt Paolo De Col. „Die Teile wurden in Deutschland gefertigt und in Indien zusammengesetzt. So entstand gleichzeitig mit unserer Niederlassung die Liebherr Machine Tools India in Bangalore. Wir haben durch die Bestellung der Carraro-Gruppe von 25 Maschinen den indischen Markt geöffnet, der sich in unserer Produktion von der hervorragenden Qualität der Maschinen überzeugen konnte.“

Auch beim Thema Wälzschälen hat das Unternehmen SIAP großes Vertrauen in die Kemptener Technologien bewiesen. In Maniago steht die erste produzierende Wälzschälmaschine des Unternehmens. „Für uns ist Skiving ein neues, hochinteressantes Thema. Mit Liebherr zusammen haben wir die Chance, eine neue Maschine mit einem neuen Prozess gemeinsam weiterzuentwickeln. Liebherr lernt hier alle Herausforderungen der Massenproduktion kennen – wir haben dafür Zugriff auf die Entwickler und können in unserem Sinne Verbesserungen anstoßen, sowohl an der Maschine, als auch am Prozess und den Werkzeugen.“ Der Liebherr-Ansatz Skiving3 (Maschine, Werkzeug und Technologie) kommt auch in der Zusammenarbeit mit SIAP voll zum Tragen.

Kosten und Qualität im Fokus

Auf die Frage, warum SIAP die neue Technologie überhaupt einführt, antwortet Vertriebsleiter Luca Cadelli: „Der Markt fordert dieses Bearbeitungsverfahren. Wälzschälen verspricht eine bessere Qualität bei sinkenden Kosten. Diese Kombination ist für unsere Kunden unwiderstehlich, denn jeder achtet auf Kosten und Qualität.“ Cadelli und De Col gehen davon aus, dass eine erfolgreiche Einführung des Skiving³-Prozesses mittelfristig wettbewerbsentscheidend ist.

Bei SIAP produziert die LK 500 zum Beispiel diverse Innenverzahnungen – ein klassisches Einsatzgebiet für das Wälzschälen, da hier alternativ nur die wesentlich langsamere Technik des Wälzstoßens zum Einsatz kommen kann. „Wir sind mit der Produktionsgeschwindigkeit hochzufrieden“, berichtet der Geschäftsführer. „Die Maschine arbeitet etwa fünfmal so schnell wie unsere Stoßmaschinen. Wenn wir unsere Produktion ausweiten, vergleichen wir die Anschaffung einer Skiving-Maschine mit dem Kauf von drei Stoßmaschinen der neuesten Generation.“ In diesen Vergleich fließen dann natürlich auch die weiteren Kosten ein: Bedieneranzahl, Aufstellfläche, Werkzeugkosten, Rüstzeiten. „Eine einzelne Maschine hat da natürlich klare Vorteile.“ Schon ohne die Wälzschälmaschine verfügt SIAP aktuell über eine tägliche Produktionskapazität von 3000 Hohlrädern.

Schälen wird Räumen teilweise ersetzen

Für große Stückzahlen setzt SIAP auf fünf Räummaschinen. Da die Räumnadeln bei geringen Losgrößen in der Anschaffung und im Schärfen sehr teuer sind, werden sie bei SIAP für gerade Verzahnungen eingesetzt. In Zukunft erwartet das Unternehmen eine teilweise Ablösung des Prozesses durch Skiving. „Räumen wird sich künftig nur noch für Massenproduktionen lohnen. Gerade bei großen Zahnrädern werden die Werkzeugkosten entscheiden, ob wir räumen oder schälen“, prophezeit Paolo De Col. Ab einer gewissen Größe werden die Räumwerkzeuge so teuer, dass sich das Verfahren ohnehin nicht mehr lohnt.

Ein weiterer entscheidender Vorteil des Schälens: Die Qualität bleibt über die gesamte Standzeit des Werkzeugs durchgängig hervorragend. „Der Prozess ist absolut stabil. Damit erfüllt Schälen drei große Ansprüche: Qualität, Kostenvorteil und Beständigkeit des Prozesses.“

Da SIAP nicht nur Zahnräder, sondern auch komplette Getriebe produziert – zum Beispiel für Gabelstapler – verfügt das Unternehmen über eine tiefe Prozess- und Qualitätskompetenz. Letztere zeigt sich auch in der Ausstattung der Produktion: In Laboren für Metallurgie, Messtechnik und Reinheit untersuchen Prüfingenieure die Produkte. Ein Projekt ist „clean production“, die kontaminationsarme Produktion für möglichst reine Bauteile.

„Wir sind immer offen für innovative Ansätze und Technologien“, betont Paolo De Col. „Daher sind wir auch gerne beim Wälzschälen den Weg Skiving³ mit Liebherr gegangen.“ Ein Vertrauensbeweis, den Liebherr zu schätzen weiß und der zu einer fruchtbaren Partnerschaft führte. Bis zum Jahresende soll die Maschine voll in die Produktion eingebunden sein und das komplette Teilespektrum fertigen. Dann entscheidet SIAP auch über weitere Anschaffungen – und eine weitere LK 500 steht mit auf der Wunschliste.

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