Next generation: Die Vorbereitungen für den Tandem-Hub des gewaltigen Maschinenhauses sind in vollem Gange.
Next generation: Die Vorbereitungen für den Tandem-Hub des gewaltigen Maschinenhauses sind in vollem Gange.

Offshore-Simulation für schwere Kaliber

Lassen Sie uns, liebe Leserinnen und Leser, diese Geschichte ausnahmsweise einmal nicht mit unseren Kranen beginnen. Die kommen hier im UpLoad-Kundenmagazin ohnehin nicht zu kurz. Starten wir diesen kleinen Bericht über eine spannende Baustelle im Norden Dänemarks lieber mit einem, den man getrost als „Graue Eminenz“ auf diesem Gelände bezeichnen darf. Einem, dem Baustellenblut durch die Adern zu fließen scheint: Crane Supervisor Espen Andersen. Andersen – Däne, Hüne und mit seinen 66 Jahren überaus dynamisch und meist bestens gelaunt – ist schlichtweg der Tausendsassa in Østerild, einem weitläufigen Testfeld für Offshore-Windenergieanlagen. Verlässt man mit dem Pkw die befestigte Straße und biegt ab, um auf das Versuchsgelände zu kommen, stoppt eine Schranke die Weiterfahrt. „No problem“, sagt Espen Andersen: „Just call me. I open.“

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Knows how: Seit fast sieben Jahren verantwortet Espen Andersen für BMS Heavy Cranes auf dem Testgelände die Kranarbeiten.
Knows how: Seit fast sieben Jahren verantwortet Espen Andersen für BMS Heavy Cranes auf dem Testgelände die Kranarbeiten.

Selbst als Pförtner ist sich Espen, der von jedem hier beim Vornamen gerufen wird, nicht zu schade. Im Hauptberuf ist der sympathische Mann, der sich auf dem kilometerlangen Testgelände irgendwie um alles und alle kümmert, jedoch absoluter Profi. Genauer gesagt: versierter Fachmann für all die großen Raupenkrane von Liebherr, die regelmäßig in Østerild zu tun haben. Jahrzehntelang hat er in den Führerkabinen zahlreicher Krantypen gesessen. Die LiebherrMobilkrane vom Hunderttonner bis zum LTM 1750-9.1 kennt er fast alle. Dazu unsere Gittermast-Autokrane und – selbstredend – die Raupenkrantypen von Liebherr bis hoch zum LR 11350. Mit 22 Jahren ist er erstmals in einen Kran gestiegen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass Espen auf dem Forschungsgelände das ist, was man die kranseitige Kompetenz vor Ort nennen könnte. Als Crane Supervisor koordiniert er sämtliche Hebearbeiten in Østerild. Seit 2015 arbeitet er für das dänische Kranunternehmen BMS Heavy Cranes A/S auf diesem zugigen Landstrich. Hier, fast an der Nordspitze des dänischen Festlands, nur ein paar Kilometer entfernt von der Küste des Skagerrak, dieser Ausbuchtung der Nordsee, die an Norwegen, Schweden und Dänemark grenzt, testen Hersteller von Windenergieanlagen ihre Neuentwicklungen zur Stromgewinnung auf See. Offshore-Windmühlen also, um es kürzer und umgangssprachlicher auszudrücken. Der dänische Produzent Vestas sowie Siemens Gamesa Renewable Energy sind vertreten. Neun Testfelder sind aktuell bestückt mit unterschiedlichen Anlagen. Allesamt von ziemlich beeindruckender Größe. Weil es deutlich unkomplizierter ist, neue Turbinen an Land zu testen als auf hoher See, ist der Bedarf daran groß. Das Gelände wurde vor kurzem sogar erweitert. Mit Østerild hat man dafür einen der windhöffigsten Standorte Dänemarks ausgesucht.

Heavy! Bei schwersten Hüben mit zwei Kranen kommt diese Spezialtraverse zum Einsatz. Sagenhafte 800 Tonnen Last können an den Mega-Haken gehängt werden.
Heavy! Bei schwersten Hüben mit zwei Kranen kommt diese Spezialtraverse zum Einsatz. Sagenhafte 800 Tonnen Last können an den Mega-Haken gehängt werden.

Lastfall Generator

„Im Moment stehen wir mit unseren Kranen auf Feld Nummer sieben, wo wir für Siemens Gamesa eine große Windturbine mit einer Leistung von vierzehn Megawatt und einer Turmhöhe von 155 Metern aufstellen“, erklärt Espen. Zur Installation dieser bis dato mächtigsten Anlage in Østerild hat er ebenfalls mächtige Raupenkrane auf seine Baustelle bestellt: „Wir arbeiten hier mit zwei Liebherr LR 11350, die wir auf Hakenhöhe von 185 Metern gerüstet haben. Jeder Kran ist mit dem Doppelausleger „PowerBoom“ und 380 Tonnen Ballast ausgestattet. Damit schaffen wir Bruttolasten bis zu 350 Tonnen auf den 155 Meter hohen Turm.“

Schon die gewaltigen Einzelteile der Testanlage sind für den Betrachter eine Herausforderung. Geradezu überdimensional wirkt das riesige Maschinenhaus, wenn Personen daran arbeiten oder ein Fahrzeug danebensteht. Das zehn Meter hohe Bauteil umfasst gigantische 800 Kubikmeter Rauminhalt. Größter Lastfall unter den Komponenten der kolossalen Anlage ist für die beiden starken Gewichtheber von Liebherr jedoch mit Abstand der massige Generator. „Mit Hakenflasche, Spezialtraverse und Anschlagmittel kommen wir dabei für jeden Kran auf eine Bruttolast von 176 Tonnen“, addiert Espen. „Bei einer Ausladung von 32 Metern nehmen wir nahezu die gesamte Hubkapazität der beiden Raupenkrane dafür in Anspruch.“

Diese neu entwickelte Turbine mit ihren 14 Megawatt gehört zu den leistungsstärksten, die Siemens Gamesa in den nächsten Jahren produzieren will. Für einen Windpark in der englischen Nordsee sind 100 dieser Anlagen disponiert. Ab 2024 sollen dort die Windräder mit einem Rotordurchmesser von 222 Metern installiert werden. Zuvor aber muss der Prototyp dieses beeindruckenden Windfängers auf dem Areal in Østerild noch zahllose Proberunden drehen.

Weltweit in Sachen Windkraft im Einsatz

Für diesen aktuellen Job auf dem Testgelände hat BMS Heavy Cranes mit den Raupenkranen LR 11350 auf die stärksten Hebemaschinen seines gigantischen Fuhrparks zugegriffen. Die weltweit tätige Firmengruppe BMS Group mit Sitz im dänischen Aalborg und rund 1.100 Angestellten betreibt insgesamt etwa 640 Krane. Der Großteil davon stammt von Liebherr. Allein im Jahr 2021 hat BMS bei uns 23 Krane mit einer Hubkapazität von über 7.000 Tonnen geordert. Nicht zuletzt deshalb, weil das rührige Unternehmen kräftig expandiert. Neben dem üblichen Krangeschäft mit Niederlassungen in ganz Skandinavien hat BMS seine Aktivitäten im Bereich der Windkraftmontagen weltweit ausgedehnt. In über einem Dutzend Ländern sind die Dänen aktiv. Auch in Russland, Australien und in den USA. Liebherr-Krane vom Typ LR 11350 arbeiten für BMS Heavy Cranes zurzeit auch an großen Windkraft-Projekten in Vietnam und Taiwan.

„Einer dieser starken Krantypen ist eigentlich immer auf unserem Testgelände“, erzählt uns Espen Andersen. „Mit dem ersten LR 11350 von BMS Heavy Cranes kam ich vor über sechs Jahren erstmals hierher und bin seitdem mehr oder weniger ununterbrochen vor Ort.“ Weit über ein Dutzend Windmühlen haben er und seine Kollegen seitdem installiert und später wieder abgebaut. Ganz exakt kann Espen das nicht mehr sagen, denn nach maximal zwei Jahren müssen die Anlagen wieder weg. Platz machen für neue, modernere und meist auch größere Windräder. Welche Krane jedoch auf „seinem“ Gelände bisher im Einsatz waren, weiß er dagegen ganz genau: „Allein im letzten Jahr hatten wir zusätzlich die mobilen Gittermastkrane LG 1550 und LG 1750, den LR 1750 und einen LTM 1750-9.1 hier auf den verschiedenen Baustellen. Und zur Montage dieser Großkrane natürlich etliche kleinere Mobilkrane und Teleskop-Raupenkrane von Liebherr.“

Sonnenschein und dunkle Wolken: In Küstennähe kann das Wetter in kurzer Zeit wechseln. Manchmal stehen witterungsbedingt nur kleine Zeitfenster für die Kranarbeiten zur Verfügung.
Sonnenschein und dunkle Wolken: In Küstennähe kann das Wetter in kurzer Zeit wechseln. Manchmal stehen witterungsbedingt nur kleine Zeitfenster für die Kranarbeiten zur Verfügung.

Wind: Fluch und Segen zugleich

„Vor ein paar Jahren“, berichtet Espen, „hatten wir schon einmal zwei unserer LR 11350 gleichzeitig hier im Einsatz. Damals haben die Krane allerdings die Anlagen jeweils im Alleingang aufgebaut.“ Die aktuellen Tandem-Arbeiten mit zwei kräftigen Raupenkranen zusammen waren in Østerild eine spannende Premiere.

Und die hat letztendlich super geklappt. Alles hat bestens funktioniert. Wobei: Eine erhebliche Herausforderung sowohl für den Montagetrupp, als auch für das Team von BMS Heavy Cranes war das windige Wetter mit seinen häufig starken Böen. Allzu oft lag die Windgeschwindigkeit bei über neun Metern pro Sekunde, der zulässigen Obergrenze für die Hübe an der neuen Anlage. „Klar, wir hatten viele Wartezeiten deswegen. Aber“, erklärt Espen schlüssig, „schließlich ist diese vorherrschende Witterung der Grund, warum wir Testturbinen gerade in Østerild aufstellen. Hier bläst einfach ein fantastischer Wind.“

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2022.

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