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Liebherr produziert Zweiwegebagger und das mit Erfolg! Die Bagger, die sowohl auf Schienen als auch auf der Straße fahren können, stammen von der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH. Mehr als 200 Zweiwegebagger des Typs A 922 Rail und A 924 Rail werden hier jährlich hergestellt. Damit ist Liebherr Marktführer im Spezialbereich der Zweiwegebagger.
Ein Spezialbereich? Ja, denn es gibt einige Besonderheiten. Das Einsatzfeld der Zweiwegebagger ist das Schienennetz, das in den meisten Ländern stark befahren ist. Viele Teilnehmer konkurrieren um die Nutzung derselben Gleise. Das Gleisnetz endet nicht mit den Ländergrenzen und der internationale Zugverkehr muss gewährleistet werden (Interoperabilität). Daneben besteht am Eisenbahnverkehr ein öffentliches Interesse, da viele Schienennetze in staatlicher Hand liegen und auf den Gleisen Personen wie (Gefahren-)Güter transportiert werden. Den hohen Stellenwert des Gleisverkehrs untermauert der Gesetzgeber darum mit Regularien für Mensch und Maschine.
Liebherr ist stolz, die ECM-Zertifizierung erfolgreich bestanden zu haben!
Eine neue Regelung hat die EU-Kommission 2019 erlassen. Die Durchführungsverordnung DVO (EU) 2019/779 oder umgangssprachlich ECM-Verordnung soll für mehr Sicherheit im Bahnverkehr sorgen. Die Verordnung nimmt Fahrzeughalter in die Pflicht, damit diese den sicheren Betrieb ihrer Maschinen gewährleisten.
Im Jahr 2009 kam es in Italien zu einem schweren Eisenbahnunfall. Ein Güterzug mit flüssigem Butan explodierte und das zog schwere Schäden nach sich. Die Ursache des Unfalls: Ein Riss in einem Schienenrad, der bei einer vorangehenden Revision übersehen wurde.
Die ECM (Entity in Charge of Maintenance) ist die für die Instandhaltung eines Fahrzeugs zuständige Stelle. Im Fahrzeugregister muss jeder Maschine eine ECM-Stelle zugeordnet werden, damit das Fahrzeug im Schienennetz betrieben werden kann.
Unabhängig der Verantwortung der Eisenbahnunternehmen und Infrastrukturbetreiber für den sicheren Zugbetrieb, wurde ebenfalls die für die Instandhaltung zuständige Stelle, die ECM, in die Pflicht genommen. Mittels eines Instandhaltungsmanagementsystems sollen die ECMs den sicheren Betrieb ihrer Güterwägen gewährleisten. In Anbetracht der sehr unterschiedlichen Auslegungs- und Instandhaltungsmethoden soll dieses Instandhaltungssystem ein prozessorientiertes System sein.
Die Fahrzeughalter werden durch das Eintragen als ECM-Prüfstelle im Fahrzeugregister zur verantwortlichen Instandhaltungsstelle. In der Funktion als ECM ist der Halter somit für die Implementierung eines Instandhaltungssystems verantwortlich, das den sicheren Betriebszustand des Schienenfahrzeugs gewährleistet und somit im Wesentlichen zur Bahnsicherheit beiträgt. Der Fahrzeughalter muss Zuständigkeiten klar benennen und Prozesse im Unternehmen definieren.
Die Benennung als ECM und der Auftrag, ein Instandhaltungsmanagement aufzubauen, wurde in der DVO (EU) 2019/779 festgeschrieben.
Nach dem Zugunglück in Italien wurde das Thema Sicherheit im Schienenverkehr so brisant, dass die Verordnung VO (EU) 445/2011 erlassen wurden. Diese fordert bereits ein Instandhaltungsmanagementsystem, allerdings gilt diese Verordnung nur für Güterzüge. Um die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs weiter voranzutreiben, wurde die alte Verordnung überbeitet und ausgeweitet.
Die neue DVO (EU) 2019/779 wurde 2019 erlassen und beinhaltet folgende Änderungen:
1. Geltungsbereich und Geltungsumfang (Artikel 1): Die wohl wesentlichste Änderung betrifft, in Anlehnung an die RIL (EU) 2016/798, Erwägungsgrund (34), die Ausweitung der ECM-Verordnung auf alle Schienenfahrzeuge, welche auf öffentlichen Streckennetzen betrieben werden. Die Einschränkung auf Güterwagen ist damit aufgehoben. Ausnahmen sind vorhanden.
2. Zertifizierungssystem (Artikel 2) – behandelt in Artikel 3: Bis 16. Juni 2022 müssen sich alle ECM-Stellen zertifizieren lassen. Fahrzeuge, welche keiner zertifizierten ECM-Stelle zugeordnet sind, dürfen nicht mehr am Schienenverkehr teilnehmen. Andere beteiligte Stellen müssen mindestens durch eine ECM-Stelle auditiert werden.
Das Zertifizierungssystem dient dazu, einen Rahmen für die Harmonisierung der Anforderungen und Methoden zur Bewertung der Fähigkeit von für die Instandhaltung zuständigen Stellen in der gesamten Union zu schaffen.
3. Sicherheitskritische Bauteile (Artikel 3) – behandelt in Artikel 4: Mit der neuen Verordnung wurde die Handhabung der sicherheitskritischen Bauteile an die ECM übertragen. Die Dokumentation der sicherheitskritischen Bauteile liegt damit beim Hersteller und der für die Instandhaltung zuständigen Stelle.
Zusammenfassend weitet die neue DVO (EU) 2019/779 die Gültigkeit auf alle Schienenfahrzeuge aus, die in öffentlichen Streckennetzen betrieben werden. Daneben wird ein Zertifizierungssystem für alle ECM-Stellen obligatorisch, in dem die Instandhaltungsprozesse auditiert werden. Die DVO (EU) 2019/779 legt außerdem fest, dass sicherheitskritische Bauteile vom Hersteller definiert und kommuniziert werden müssen.
Die spezifischen Anforderungen, Bewertungskriterien und Aufgaben der ECM-Stellen können in Anhang III der DVO (EU) 2019/779 nachgelesen werden.
Die DVO (EU) 2019/779 gilt für Eisenbahnfahrzeuge, welche auf dem übergeordneten Netz verkehren. Ausgenommen hiervon sind U-Bahnen, Straßenbahnen, Privatbahnen sowie Historische Bahnen (s. RIL (EU) 2016/798, Artikel 2). Somit fallen darunter auch Liebherr-Zweiwegebagger in diversen europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Tschechien u.v.m. Auch Nicht-EU-Länder wie beispielsweise die Schweiz lehnen sich an diese Regelung an.
Die Liebherr-Hydraulikbagger GmbH sowie die Liebherr Vertriebs-, Miet-, und Servicepartner in Deutschland und Österreich sind ab Juni 2022 offiziell zertifiziert. Die Liebherr Vertriebs- und Serviceorganisation in der Tschechischen Republik (Liebherr-Stavební stroje CZ s.r.o.) ist bereits seit Dezember 2021 zertifiziert.
Die Liebherr-Hydraulikbagger GmbH und die Liebherr Vertriebs-, Miet-, und Servicepartner haben ein Instandhaltungsmanagement gemäß DVO (EU) 2019/779 implementiert.
