Mit dem Rollstuhl in die Arena des Lebens

Das passiert wirklich nicht oft. Aber hier dreht er lieber ab und nimmt den Fahrstuhl. Die legendäre Treppe rauf zur Albertina, dem Kunstmuseum im 1. Wiener Bezirk, ist für den 34-Jährigen nicht zu machen. Seit seinem elften Lebensjahr sitzt Patrick Berger infolge einer tückischen Rückenmarksentzündung im Rollstuhl. Große Treppen mit vielen engen Stufen sind damit nicht zu meistern.

Dennoch denkt Patrick statt in Begrenzungen und Barrieren lieber in Möglichkeiten und setzt darauf, seine Spiel- und Aktionsräume ständig zu erweitern. Die Tür dazu hat ihm von klein auf der Sport geöffnet: Tischtennis, Rugby, Schwimmen, Skilanglauf, Biathlon, Ski alpin – bis auf Europacup- und Weltcupebene. Als Turniertänzer drehte Patrick seine Kreise sogar auf Weltmeisterschaften. Bis eine Wirbelsäulenverkrümmung das Aus im Leistungssport bedeutete. Mittlerweile lässt es der gelernte Betriebswirt in seiner Freizeit etwas ruhiger angehen – etwa beim Bergwandern in seiner Heimat im Salzburger Land (Österreich).

Bei der Barrierefreiheit sitzen wir alle in einem Boot.

Patrick Berger, Rollstuhlfahrer und Sportsmann

Wer braucht schon Stolperfallen?

Bei allem Genuss beim Nehmen von Hindernissen ist dem verwegenen Rollstuhlabenteurer Barrierefreiheit im Alltag gleichwohl ein wichtiges Anliegen. Er weiß schließlich, dass das Spielen mit Hürden (bei dem gelegentlich auch schon mal der Rollstuhl zu Bruch gehen kann) nicht für jeden Menschen mit Behinderung in Frage kommt. „Wir leben in einer mobilen Gesellschaft. Da ermöglicht das Ausräumen von Barrieren Teilhabe für alle“, sagt Patrick.

Der uneingeschränkte Zugang zu Verkehrsmitteln gehört für ihn zwingend dazu. „Aber es geht nicht nur um Menschen mit Behinderung. Sondern auch darum, Menschen, die mit Kinderwagen oder Rollatoren unterwegs sind oder sperrige Rollkoffer hinter sich herziehen, das Leben zu erleichtern. Bei der Barrierefreiheit sitzen wir alle in einem Boot“, betont Patrick Berger. „Das lässt entsprechende Regeln und Investitionen auch gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen.“

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Hightech für den Bahnkomfort

Mit technischen Lösungen, die das Ein- und Aussteigen beim Bahnfahren ohne Stolperstufen ermöglichen, befasst sich 25 Kilometer vom Albertina-Platz entfernt die Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG in Korneuburg (Österreich). Paul Hofbauer ist Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Maschinenbau und leitet das Product Management im Bereich hydraulische Systeme. „Hydraulische Niveauregulierungen für Züge sind ein echtes Zukunftsthema für barrierefreies Ein- und Aussteigen“, stellt Hofbauer fest. „Unser Hydraulikprogramm reicht von kompletten Niveauregulierungssystemen über passive Fahrwerkssteuerungssysteme bis hin zu elektrohydraulischen Aktuatoren für die Neigetechnik für Schienenfahrzeuge. All diese hydraulischen Einrichtungen steigern den Fahrkomfort, und das bei höheren Geschwindigkeiten, wodurch die Reisezeiten für Passagiere wesentlich reduziert werden können.

Niveauregulierungssysteme sind in Nordamerika längst im Einsatz. Der „Americans with Disabilities Act“ (ADA) setze den rechtlichen Rahmen dafür. Danach darf der Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante beim Aus- und Einstieg nicht größer als 16 Millimeter sein. „Mit unserer Elektrohydraulik können wir Schienenfahrzeuge im Bahnhof sensorgesteuert um bis zu 80 Millimeter heben oder senken. Die Bahnbetreiber in Regionen wie Chicago, Toronto, Houston, Boston und Kansas haben bereits sehr gute Erfahrungen mit unserem Levelling-System gemacht“, berichtet Hofbauer. Davon könne man heute auch in Europa profitieren.

Bereit auch für barrierefreies Bahnreisen in Europa

In Hannover (Deutschland) habe es bereits erfolgreiche Tests gegeben. „Wir haben die Lösung parat“, sagt der Hydraulikspezialist. „Aber damit in Europa in größerem Stil in barrierefreie Schienenfahrzeugzugänge investiert wird, braucht es vermutlich wie in Nordamerika noch entsprechende EU-weite Gesetze und Verordnungen.“ Der Anfang sei bereits gemacht. So heißt es in Artikel 21 (1) der EU-Verordnung Nr. 1371/2007 über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr: „Die Eisenbahnunternehmen und Bahnhofsbetreiber sorgen durch Einhaltung der TSI (Technical Specifications for Interoperability) für Personen mit eingeschränkter Mobilität dafür, dass die Bahnhöfe, die Bahnsteige, die Fahrzeuge und andere Einrichtungen für Personen mit Behinderungen und Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sind.“

Technologievorsprung erreicht man heute nicht mehr im Alleingang.

Paul Hofbauer, Productmanager Hydraulics bei der Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG

Mit neuesten Erkenntnissen aus der Luftfahrt

Mehr Fahrkomfort und barrierefreie Mobilität ist aber für die Entwickler in Korneuburg nur eine Seite. Es geht ihnen bei Liebherr-Transportation Systems immer auch um Fahrsicherheit und Verlässlichkeit der Technik. Zum Beispiel, wenn hydraulische Aktuatoren mit Leistungselektronik zur aktiven Radsatzsteuerung, Querzentrierung und Drehdämpfung verbunden werden. Das bedeutet im Ergebnis nicht nur ein spürbar sanftes, geräuscharmes Dahingleiten selbst bei Höchstgeschwindigkeit, sondern auch signifikant weniger Radverschleiß und Gleisschäden. Das schlägt sich bei den Betreibern sehr schnell auf der Habenseite in der Bilanz nieder.

Qualität geht über alles

Für solche umfassenden Lösungen arbeitet das Team um Paul Hofbauer eng mit den Kollegen von Liebherr-Aerospace in Lindenberg (Deutschland) zusammen und steht im ständigen Technologieaustausch mit Liebherr-Entwicklungszentren aus dem Bereich Baumaschinen. „Einen Technologievorsprung erreicht man heute nicht mehr im Alleingang“, weiß Hofbauer. „Indem wir bei Liebherr alle Erfahrungen und das große technische Know-how aus den Bereichen Transportsysteme, Luftfahrt und Baumaschinen zusammenführen, sind wir in der Lage, individuelle Kundenanforderungen mit wirklich innovativen Produkten zu beantworten.“

Der Weg zur Meisterschaft, ist Hofbauer überzeugt, führt über die Qualität anspruchsvoller Technologie-Produkte. Testen, Prüfen, Verifizieren und kontinuierliches Verbessern setze deswegen in Korneuburg die Leitplanken auf dem Weg von der Konstruktion über die Produktqualifikation bis zur Serienfertigung. Er halte es da als Ingenieur und Produktmanager ganz mit der Fußballtrainerlegende Dettmar Cramer. Der hatte einst seinen Kickern für das Erreichen internationaler Titel mit auf den Weg gegeben: „Solange besser möglich ist, ist gut nicht gut genug.“ Das hätte glatt auch von Patrick Berger kommen können.

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