Pressemitteilungen | 19.01.2016 Liebherr und Teufelberger entwickeln hochfestes Faserseil für den Kranbetrieb

  • Neuentwicklung für Turmdrehkrane, Mobil- und-Raupenkrane sowie Maritime Krane von Liebherr
  • Aktuell laufen Feldversuche auf unterschiedlichen Liebherr-Kranen
  • Die Ablegereife des Faserseiles ist sicher erkennbar

Zusammen mit dem österreichischen Seilhersteller Teufelberger Holding AG entwickelt Liebherr ein neuartiges hochfestes Faserseil für Hubanwendungen. Dieses Vorhaben basiert auf einer systematischen Kooperation von Liebherr-Ingenieuren aus verschiedenen Unternehmensbereichen. Dazu zählen die Liebherr-Components Biberach GmbH sowie die drei Liebherr-Herstellerwerke für Turmdrehkrane, Mobil- und Raupenkrane und Maritime Krane.

Die Praxisanforderungen an Kranen mit immer größeren Hubhöhen und Spitzentraglasten erfordert eine Neuausrichtung in der Seil- und Krankonstruktion. Das in mehrjähriger Zusammenarbeit zwischen Liebherr und Teufelberger entwickelte hochfeste Faserseil basiert auf der langjährigen Erfahrung von Liebherr in der Seilanwendung und auf dem fundierten Know-how von Teufelberger in der Entwicklung und Fertigung von Faser-und Stahlseilen.

Der Einsatz von hochfesten Faserseilen bietet großes Potential. Im Vergleich zu Stahlseilen ist das neu entwickelte Seil deutlich leichter und langlebiger. Durch das reduzierte Gewicht des Seils können bei unverändertem Gesamtgewicht die Traglasten gesteigert werden. Zudem ist eine Schmierung der Seile nicht mehr erforderlich.

Gewichtseinsparung am Seil erhöht Traglasten der Krane

Das Gewicht des hochfesten Faserseils ist im Vergleich zu einem Stahlseil um bis zu 80% geringer. Diese Einsparung kann direkt der zu hebenden Last zugeschlagen werden. Weiterhin ist es möglich, leichtere Lasthaken zu verwenden. Dadurch erhöhen sich die Traglasten der Krane.

Ein weiterer Vorteil ist die vereinfachte Montage und Demontage des Krans infolge des verringerten Seilgewichts. Faserseile können häufig von Hand und ohne Hilfseinscherwinden auf dem Kran montiert werden. Zudem wird das Umscheren der Hakenflasche schneller und leichter.

Hohe Lebensdauer verbessert die Kranverfügbarkeit

Das von Liebherr und Teufelberger entwickelte hochfeste Faserseil ist äußerst verschleißresistent und lässt eine hohe Anzahl an Biegewechseln zu. Im Vergleich zum Stahlseil kann es deutlich länger eingesetzt werden. Die höhere Lebensdauer kann die Anzahl der Seilwechsel reduzieren.

Wann das Seil gewechselt werden muss, kann der Kranbetreiber einfach und sicher erkennen. Liebherr geht hier eine Redundanz-Strategie, um bei allen Seilkonstellationen und –anwendungen über die gesamte Lebensdauer die Ablegereife sicher erkennen zu können. Primär wird die Ablegereife optisch erkannt, indem sich der Mantel des Seils definiert abnutzt und damit auf sichere Weise zeigt, wann das Seil ablegereif ist. Ferner werden die Seileigenschaften mithilfe eines Condition Monitoring überwacht und ausgewertet.

Das von Liebherr und Teufelberger entwickelte Faserseil kann mehrfach einschneiden, ohne dass ein sofortiger Schaden entsteht. Das Wickelbild des neuen Faserseils ist mit dem eines Stahlseils vergleichbar. Sind die unteren Lagen weniger vorgespannt als die oberen, verhält sich das neue Faserseil allerdings toleranter. Für den Fall des Einschneidens befreit es sich, anders als Stahlseile, die sich meist verzahnen.

Um einen kontrollierten Verschleiß des Faserseils zu erreichen, hat Liebherr schon von Beginn der Entwicklung an auf das bewährte Lebus-Wickelsystem gesetzt. Ein sauberes Wickelbild auf der Seiltrommel minimiert den Verschleiß und erhöht somit die Lebensdauer.

Auf dem Weg in die Praxis

Derzeit testet Liebherr das neue hochfeste Faserseil. Zum einen werden dazu auf dem Seilprüfstand in Biberach / Riss (Deutschland) verschiedene Krananwendungen simuliert. Zum anderen werden seit September 2015 Feldtests auf unterschiedlichen Kranen der Liebherr-Werk Ehingen GmbH, Liebherr-Werk Nenzing GmbH und der Liebherr-Werk Biberach GmbH durchgeführt.

Die Markteinführung des hochfesten Faserseils wird in zwei Schritten vorgenommen. Zuerst werden bei Turmdrehkranen, Mobil- und Raupenkranen sowie Maritimen Kranen Stahlseile durch hochfeste Faserseile ersetzt werden können. In einem zweiten Schritt wird beispielsweise bei Mobilkranen das am Hubseil eingesparte Gewicht zur Verstärkung der tragenden Struktur verwendet. Damit wird eine weitere Steigerung der Traglast möglich.

Auf der Bauma 2016 präsentiert Liebherr die Neuentwicklung in einem Technologie-Pavillon auf seinem Messestand im Freigelände. Außerdem wird das Exponat des Raupenkrans LR 1100 mit einem hochfesten Faserseil ausgestattet sein. Mit dem Faserseil bewickelte Seiltrommeln für den Mobilkran LTM 1750-9.1 und den Turmdrehkran 172 EC-B 8 werden ebenfalls präsentiert.