Mobil- und Raupenkrane

7 Minuten - Magazin 01 | 2025

Mit Vollgas über die Weltmeere

Schweröl war gestern, heute ist Flüssiggas der Treibstoff der Wahl: Mit bislang acht LNG-Hybridschiffen in der Flotte ist die japanische Reederei Nippon Yusen Kabushiki Kaisha – kurz NYK Line – eine der ersten, die diesen Weg in der Schifffahrt beschritten hat und mit Überzeugung weitergeht.

Alle Neubaureihen – geplant sind 20 sogenannte „Pure Car and Truck Carriers“ bis 2028 – werden LNG-betrieben sein. Mit dem Ziel, die Forderungen seiner Kunden nach einer geringeren Umweltbelastung im Logistikbereich zu erfüllen, bietet NYK, ein langjähriger Liebherr-Partner, seinen Kunden damit eine möglichst umweltfreundliche Transportkette.

Welcome on Board: Neben einem Schiffsrundgang durfte eine kleine Liebherr-Delegation im Juli vergangenen Jahres auch die Verladung beider Raupenkrane in Bremerhaven begleiten.

„Wir hatten die Auslieferungsplanung für unseren LR 1700-1.0 kurzfristig geändert“, erinnert sich Versandmitarbeiterin Anja Rupp. „Gemeinsam mit einem LR 12500-1.0 für Denzai Engineering Ltd. Co. sollte der 700-Tonner nun im Juli nach Südkorea verschifft werden.“ Gesagt, getan: Für Matthias Auch gehört die Fracht- und Transportplanung zu seinem täglichen Brot. Er ist am Deutschland-Standort in Hamburg Projektmanager der Reederei.

Die RoRo-Flotte von NYK besteht aus 122 Schiffen. Es ist eine gut aufgestellte, junge Flotte, die über acht brandneue Schiffe verfügt, die alle mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden: „Ob Kranindustrie oder Schifffahrt – auch wir machen unser Angebot fit für die Zukunft. Mit unseren LNG-Hybridschiffen haben wir die nach aktuellem Ingenieursstand grünste Variante an Frachtern in unserer Flotte“, berichtet Matthias Auch. Und auf einem von ihnen – der „Sumire Leader“, zu Deutsch „Veilchen“ – reisten die beiden Raupenkrane zu ihren Einsatzorten.

Stück für Stück In insgesamt 211 einzelnen Packstücken wurden der LR 12500-1.0 und der LR 1700-1.0 auf die Sumire Leader verladen. Im Bild: Ein Gittermaststück des LR 12500-1.0.

Große Kähne für große Krane

„LNG-Schiffe haben einen großen Vorteil: Sie sind durch ihre höhere Tragfähigkeit für den Transport der neuesten Fahrzeug-Generation ausgelegt – nämlich für Electro Vehicles, die deutlich schwerer sind als normale Verbrenner“, erklärt Matthias Auch. Weil der LR 12500-1.0 besonders groß und schwer ist und mit einem 700-Tonner verschifft wurde, war die Sumire Leader ideal für den Transport nach Übersee. „Auch wenn wir Liebherr-Krane nach Freeport in die USA verschiffen, dann häufig auf LNG-Frachtern unserer Flotte. Damit lässt sich der Transport deutlich einfacher darstellen, denn was das Gesamtgewicht der Fracht angeht, sind wir mit den Kranen schon sehr, sehr hoch.“ Als der Projektmanager vor rund 15 Jahren bei NYK Line anfing, verschiffte er nur einen Liebherr-Gittermastkran pro Jahr. Mit der Zeit wurden es immer mehr. 2024 waren es allein 45 Raupenkrane aus Ehingen und Nenzing – Mobilkrane nicht mitgerechnet.

Matthias Auch, Projektmanager bei NYK Line

Mit einer Tankfüllung nach Kalifornien

Bevor der LR 1700-1.0 bei seinem Käufer Hanchang Heavy Equipment Co., einem der größten Kranunternehmen in Südkorea, ankommt und im Windpark Taebaek Changjuk östlich von Seoul den ersten Hub machen kann, dauert es rund sechs Wochen. So lange ist die Sumire Leader auf den Weltmeeren unterwegs und steuert verschiedene Häfen an. Vor dem Halt in Bremerhaven wurde in Zeebrugge der Tank vollgemacht. Damit schafft es das LNG-Schiff bis an die Westküste der USA. „Die Route wird maßgeblich von zwei Faktoren bestimmt: zum einen von der Automobilindustrie, für die wir den größten Teil unserer Fracht verschiffen. Zum anderen durch die Infrastruktur – derzeit gibt es nämlich nur wenige geeignete Häfen, an denen wir LNG tanken können“, erklärt Matthias Auch. Neben Zeebrugge und Port Hueneme in Kalifornien sind das Singapur sowie zwei Häfen auf dem japanischen Festland.

Nach dem Stopp in den Vereinigten Staaten geht es für die Sumire Leader auf direktem Weg nach Südkorea. In Masan rollen der LR 1700-1.0 und der LR 12500-1.0 von Bord – all in time! Für den Frachter startet nun die nächste Reise: In China und Japan lädt er neue Fahrzeuge auf, bevor er zurück nach Europa schippert.

Ob Kranindustrie oder Schifffahrt: Auch wir bei NYK machen unser Angebot fit für die Zukunft. Bis 2028 werden 20 Schiffe unserer Flotte mit LNG betrieben sein.

Matthias Auch, Projektmanager bei NYK Line

Logistisch eine große Nummer

Während dieses Transports, der das RoRo-Schiff einmal um den Globus führte, hat Matthias Auch mit seinem Team schon längst den übernächsten Fahrplan aufgestellt. „Wenn wir über kleinere Gittermast-Krane oder einen Großteil der LTM-Flotte sprechen, dann kann der Transport auf jedem unserer 122 Schiffe dargestellt werden. Bei wirklichen Titanen wie einem LR 12500-1.0 oder einem LR 13000 benötigt es ein ganz anderes Zeitmanagement“, erklärt der Projektmanager. Hier wird dann über die Zentrale in Tokyo abgeklärt was möglich ist, welches Schiff zur Verfügung steht und wann dieses in Europa ist. Hier sprechen wir dann von einem Zeitrahmen von nahezu zwölf Wochen. „Solche Krane sind nicht nur groß und schwer, sondern logistisch auch eine ganz andere Nummer. Wir müssen uns genau absprechen, wann der Kran ‚lift-ready‘ beim Kunden stehen kann“, erläutert er. Und Anja Rupp ergänzt: „Die Planung erfordert daher auch zwischen Liebherr und NYK eine enge Abstimmung. Schließlich wollen wir, dass der Krankunde sein Gerät wie gewünscht in Empfang nehmen kann.“

Von Normal-Null ins Bergland: Seinen ersten Job erledigte der LR 1700-1.0 in der Provinz Gangwon-do, östlich von Seoul. In der bergigen Gegend errichtete der Raupenkrane Windkraftanlagen.

Die jahrelange, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Liebherr und NYK Line spricht für sich. „Darüber hinaus verbindet unsere beiden Firmen das Bestreben, neue Technologien für unsere Kunden und Partner zu fördern, um eine grünere Zukunft für kommende Generationen zu ermöglichen“, sagt Matthias Auch. So sind seit zweieinhalb Jahren alle Neubaureihen der Reederei LNG-Schiffe. „Damit gehen wir in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren in die richtige Richtung. Aktuell wird auch an Ammoniak geforscht – dieser Treibstoff könnte noch umweltfreundlicher sein. Wir werden sehen, was die nächsten Jahre bringen.“

LNG:

Der weltweite Güterverkehr auf dem Wasser nimmt stetig zu – die globale Handelsflotte besteht derzeit aus ca. 93.000 Schiffen, die über 9 Mrd. Tonnen Güter jährlich transportieren. Mit diesem Wachstum erhöhen sich auch die Treibhausgas- und Schadstoffbelastung. Ein klarer Umweltvorteil von LNG: Der Einsatz von Gas in der Schifffahrt reduziert Stickoxide um bis zu 85 Prozent und verursacht 20 Prozent weniger CO₂ als Schiffsdiesel. Die Feinstaub-Emissionen werden um ca. 95 Prozent reduziert.

Sumire Leader

  • Baujahr: 2023
  • Im Einsatz seit August 2023
  • Gesamtlänge: 199,99 Meter
  • Breite: 38 Meter
  • Höhe: 46 Meter
  • Zulässige Ladung: 7.000 Einheiten
  • Flagge: Liberia

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2025.

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