
3 Minuten - Magazin 02 | 2024
Vom Schreiner zum Modellbauer
Was vor über zehn Jahren als Hobby mit einem kleinen Holzboot begann, ist für den Iren John Murphy mittlerweile zum Hauptberuf geworden.
Der gelernte Schreiner fertigt seit 2022 als Modellbauer nach Kundenauftrag verschiedenste Baumaschinen, die er in die ganze Welt verschickt. Sein neuestes Objekt: Ein Liebherr-Mobilkran LTM 1650-8.1 mit Y-Abspannung.
Das kleine Holzboot, mit dem alles begann, steht heute noch in John Murphys Werkstatt im Südosten Irlands – neben verschiedenen Trucks und Bulldozern sowie Kranmodellen von Liebherr. Das neueste Projekt, das der 61 Jahre alte Ire vollendet hat, ist ein LTM 1650-8.1. „2013 habe ich mich erstmals für den Modellbau interessiert. Zuerst habe ich Modelle aus Fachbüchern nachgebaut. Bald merkte ich jedoch, dass mein Herz für detailreichere Objekte wie Trucks oder Baumaschinen schlägt. Als ich die Modelle dann auf Facebook zeigte, erhielt ich direkt Anfragen, ob ich auch Aufträge annehmen würde“, erzählt Murphy.

Das ein oder andere Modell nimmt Murphy mit zu Modellbau-Wettbewerben, bevor es an seine neuen Besitzer geht.
Pandemie als Turbo
Die Aufträge nahm er an. Zuerst noch neben seiner Haupttätigkeit als Schreiner. Als während der Pandemie die Arbeit ausging, macht er sein Hobby schließlich zum Vollzeit-Job. Je nach Kranmodell verbringt Murphy zwischen 150 und 400 Stunden damit, einen Auftrag fertigzustellen. Stück für Stück, erst die Räder, dann das Chassis, dann den Ausleger und die Kabine. Selten baut er das gleiche Modell zweimal. „Ein 100-Tonnen-Mobilkran ist natürlich weniger Aufwand als der LTM 1650-8.1, der mich bisher am meisten herausgefordert hat. Die Y-Abspannung ist sehr komplex und auch das variable Ballast-System hat es in sich“, sagt er.
Alle Modelle, die Murphy fertigt, entstehen mit traditionellen Geräten zur Holzbearbeitung: Tischsäge, Ständerbohrmaschine, Bandsäge, Schleifmaschine, Hobelmaschine zum Richten des Holzes – wohingegen man CNC- oder lasergesteuerte Maschinen in seiner kleinen Werkstatt vergebens sucht.

Nicht nur Krane, sondern auch Trucks wie der Scania 650 S, entstehen in der kleinen Holzwerkstatt.
Ganz schön viel Holz in der Hütte
„Bei einem Maßstab von 1 : 20 lassen sich viele Details nachbauen. Es gibt zwar keinen Motor und lediglich die Großwälzlager sind aus Metall, doch ansonsten haben meine Modelle die gleichen Funktionen wie das Original“, erklärt er. Alles aus Holz also – Ahorn für die helleren Bestandteile, Walnuss für die dunkleren, Sapelli für das Innenleben sowie Wawa-Holz für Lichter und Spiegel.
Bevor Murphy die gar nicht mal so kleinen Nachbauten an ihre neuen Besitzer in aller Welt versendet, darf das ein oder andere Exemplar auch mit zur Ausstellung ins British Motor Museum oder zur fachlichen Demonstration vor einer Handwerksklasse. Wenn alles getan ist, wird jedes Bauteil in schützende Luftpolsterfolie eingewickelt und in einer Sperrholzkiste verpackt. „Ein kleines Gebet vor der Übergabe an den Kurier schadet nie und dann ist das Modell auch schon unterwegs.“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2024.